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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Division F. Sie erkundigte sich bei dem Sergeant am Empfangstresen nach dem Vernehmungsraum im Fall Cruikshank. Er wies ihr die Richtung. Sie klopfte an die Tür und öffnete sie. Drinnen saßen Les Young und ein anderer CID-Beamter im Anzug; ihnen gegenüber am Tisch ein Mann, der von oben bis unten tätowiert schien.
    »Entschuldigung«, sagte Siobhan und fluchte wieder leise vor sich hin. Sie blieb einen Moment auf dem Gang stehen für den Fall, dass Young herauskommen würde, um zu hören, was sie wollte. Er kam nicht. Sie versuchte es an der nächsten Tür. Wieder zwei Anzugträger, die angesichts der Unterbrechung die Stirn runzelten.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte Siobhan und trat ein. Angie sah zu ihr auf. »Weiß jemand, wo Susie ist?«
    »Wartezimmer«, erwiderte einer der Anzugträger.
    Siobhan schenkte Angie ein aufmunterndes Lächeln und ging hinaus. Letzter Versuch ein Treffer, dachte sie.
    Und sie hatte Recht. Susie saß mit übergeschlagenen Beinen da, feilte sich die Nägel und kaute Kaugummi, während sie Janet Eylot nickend zuhörte. Die beiden Frauen waren allein, keine Spur von Janine Harrison. Siobhan erkannte, was Les Young sich dabei gedacht hatte: Man bringe sie zusammen, damit sie zu reden anfangen, sich vielleicht gegenseitig nervös machen. Niemand fühlte sich wirklich wohl auf einem Polizeirevier. Janet Eylot wirkte besonders angespannt. Siobhan erinnerte sich an die Weinflaschen in deren Kühlschrank. Janet würde vermutlich auch jetzt nicht Nein sagen zu einem Gläschen, nur für die Nerven…
    »Hallo zusammen«, begrüßte Siobhan die beiden. »Susie, könnte ich kurz mit Ihnen sprechen?«
    Eylot blickte noch aufgelöster drein. Vermutlich fragte sie sich, warum ausgerechnet sie ausgeschlossen wurde, warum alle anderen mit der Polizei sprechen konnten, nur sie nicht.
    »Dauert nur eine Minute«, versicherte Siobhan. Nicht dass Susie sich sonderlich beeilt hätte. Zuerst musste sie ihre leopardengemusterte Handtasche öffnen, ihr Make-up-Mäppchen herausholen und die Nagelfeile wieder unter einem kleinen Gummiband verstauen. Erst dann stand sie auf und folgte Siobhan auf den Gang.
    »Bin ich dran?«, fragte sie.
    »Noch nicht.« Siobhan faltete das Zeitungsblatt auseinander und hielt es Susie vor die Nase. »Kennen Sie den?«, fragte sie.
    Es war ein Foto zu der Story von Fleshmarket Close: Ray Mangold vor seinem Pub, die Arme vor der Brust verschränkt, ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht, Judith Lennox an seiner Seite.
    »Er sieht aus wie…« Susie hatte aufgehört zu kauen.
    »Ja?«
    »Der Kerl, der Ishbel öfter abgeholt hat.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer das ist?«
    Susie schüttelte den Kopf.
    »Ihm hat früher das Albatross gehört«, erklärte Siobhan.
    »Wir waren ein paarmal da.« Susie betrachtete das Bild genauer. »Ja, jetzt wo Sie es sagen…«
    »Ist das Ishbels geheimnisvoller Freund?«
    Susie nickte. »Gut möglich.«
    »Nur ›möglich‹?«
    »Ich sagte doch schon, ich hab ihn nie richtig gesehen. Aber der hier sieht ihm ziemlich ähnlich – könnte er gut sein.« Sie nickte. »Und wissen Sie, was komisch ist?«
    »Was?«
    Susie deutete auf die Schlagzeile. »Ich habe das gesehen, als es erschienen ist, aber mir ist nichts aufgefallen. Ich meine, ist schließlich nur ein Bild, oder? Man denkt doch nicht…«
    »Nein, Susie, tut man nicht«, sagte Siobhan und faltete das Blatt wieder zusammen. »Das tut man nicht.«
    »Diese Vernehmung und das Ganze«, sagte Susie mit gesenkter Stimme, »glauben Sie, dass wir in Schwierigkeiten stecken?«
    »Wieso? Sie haben sich doch nicht zusammengerottet und Donny Cruikshank umgebracht, oder?«
    Anstelle einer Antwort zog Susie eine Grimasse. »Aber was wir da an die Klowände geschrieben haben… das ist Vandalismus, oder?«
    »Nach allem, was ich vom Bane gesehen habe, Susie, würde ein vernünftiger Anwalt argumentieren, dass es sich um Verschönerungen handelte.« Siobhan wartete, bis Susie zu lächeln anfing. »Machen Sie sich also keine Sorgen… Sie alle. Okay?«
    »Okay.«
    »Und sagen Sie das auch Janet.«
    Susie musterte Siobhan. »Sie haben es also gemerkt?«
    »Sieht aus, als ob sie ihre Freundinnen braucht im Moment.«
    »Hat sie schon immer«, sagte Susie mitfühlend.
    »Dann sollten Sie jetzt besonders nett zu ihr sein, ja?« Siobhan berührte Susie am Arm. Sie nickte, lächelte und wandte sich zum Gehen.
    »Wenn Sie das nächste Mal einen neuen Look wollen – der geht aufs Haus«, rief Susie

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