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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Ohr.
    »Was?«
    »Wenn wir Sie nicht mehr festhalten, müssen Sie das alles noch mal erzählen.« Sie ließ ihn los, als ihre Kollegen hereinkamen.
    »Denn sonst«, erklärte sie, »könnte der Eindruck entstehen, wir hätten Ihnen Gewalt angetan.«
    Als sie später eine Kaffeepause einlegten, stand Siobhan mit geschlossenen Augen an den Getränkeautomaten gelehnt. Les Young hatte sich gegen ihren Rat für die Suppe entschieden. Nun roch er am Inhalt seines Bechers und verzog das Gesicht.
    »Was glauben Sie?«, fragte er.
    Siobhan öffnete die Augen. »Ich glaube, Sie hätten etwas anderes nehmen sollen.«
    »Ich dachte an Mangold.«
    Siobhan zuckte die Achseln. »Er hat gestanden.«
    »Ja, aber ist er auch schuldig?«
    »Wenn nicht er, dann Ishbel.«
    »Er liebt sie, oder?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Also deckt er sie womöglich.«
    Sie zuckte erneut die Achseln. »Bin gespannt, ob er im selben Trakt wie Bullen landet. Wär das nicht eine Art von Gerechtigkeit?«
    »Vermutlich.« Young klang skeptisch.
    »Sie könnten sich ruhig ein bisschen freuen, Les«, sagte Siobhan. »Immerhin haben wir einen Täter vorzuweisen.«
    Er tat so, als betrachtete er interessiert den Getränkeautomaten. »Es gibt da etwas, das Sie nicht wissen, Siobhan…«
    »Und das wäre?«
    »Das hier ist das erste Mal, dass ich die Ermittlungen in einem Mordfall leite. Ich will alles hundertprozentig richtig machen.«
    »So etwas klappt im Leben leider nicht immer, Les.« Sie klopfte ihm auf die Schulter. »Na, immerhin haben Sie jetzt Ihren Freischwimmer gemacht.«
    Er lächelte. »Aber das Tauchen haben Sie übernommen.«
    »Ja«, sagte sie mit leiser Stimme, »und beinahe wäre ich unten geblieben.«

32
    Die Edingburgh Royal Infirmary befand sich am Stadtrand, in einem Viertel namens Little France.
    Nachts erinnerte das Krankenhaus an Whitemire, fand Rebus. Zwar war der Parkplatz beleuchtet, doch drumherum herrschte Dunkelheit. Das moderne Gebäude hatte etwas Schroffes an sich, und das Gelände, auf dem es stand, lag etwas abseits. Als er aus seinem Saab ausstieg, bemerkte er, dass sich die Luft anders als im Stadtzentrum anfühlte: sauberer, aber auch kälter. Alan Traynors Einzelzimmer war schnell gefunden. Rebus hatte vor nicht allzu langer Zeit eine Nacht als Patient in der Infirmary verbracht, allerdings in einem Mehrbettzimmer. Er fragte sich, wer wohl die Zusatzkosten für Traynors Unterbringung bezahlte. Vielleicht seine amerikanischen Arbeitgeber. Oder die britische Einwanderungsbehörde.
    Storey saß dösend am Bett. Er hatte eine Frauenzeitschrift auf dem Schoß, die so zerlesen aussah, dass Rebus annahm, sie stamme von einem Stapel in einem anderen Teil des Krankenhauses. Storey hatte sein Jackett ausgezogen und über die Stuhllehne gehängt. Der oberste Hemdknopf war offen. Für seine Verhältnisse wirkte sein Aufzug geradezu lässig. Er schnarchte leise, als Rebus hereinkam. Traynor hingegen lag wach in seinem Bett, schien aber völlig benommen zu sein. Seine Handgelenke waren bandagiert, und er hing an einem Tropf. Er schien Rebus kaum wahrzunehmen, als dieser das Zimmer betrat. Rebus winkte ihm trotzdem kurz zu und stieß dann gegen eines der Stuhlbeine. Storeys Kopf schnellte ruckartig in die Höhe.
    »Weckdienst«, sagte Rebus.
    »Wie spät?« Storey fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht.
    »Viertel nach neun. Sie würden einen lausigen Wachmann abgeben.«
    »Ich wollte bloß hier sein, wenn er aufwacht.«
    »Sieht so aus, als wäre er schon eine Weile wach.« Rebus nickte in Traynors Richtung. »Haben sie ihm Schmerzmitteln verpasst?«
    »Volle Dosis, hat der Arzt gesagt. Morgen soll ihn sich ein Psychiater angucken.«
    »Haben Sie schon etwas aus ihm herausgekriegt?«
    Storey schüttelte den Kopf. »Übrigens habe ich mit Ihnen ein Hühnchen zu rupfen.«
    »Wieso?«, fragte Rebus.
    »Sie hatten versprochen, mit mir heute nach Whitemire zu fahren.«
    »Ich breche ständig irgendwelche Versprechen«, entgegnete Rebus achselzuckend. »Außerdem musste ich über etwas nachdenken.«
    »Worüber?«
    »Das Einfachste wird sein, ich zeige es Ihnen.«
    »Ich würde eigentlich lieber…« Storey schaute zu Traynor.
    »Er ist nicht in der Lage, Fragen zu beantworten. Und selbst wenn, würde kein Richter seine Aussage gelten lassen…«
    »Ja, aber ich sollte nicht so einfach…«
    »Doch, das sollten Sie.«
    »Jemand muss hier Wache halten.«
    »Für den Fall, dass er ein zweites Mal versucht, sich umzubringen? Sehen Sie ihn

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