So soll er sterben
jetzt!«, bellte Cafferty. Storey drehte sich zu ihm um, anscheinend in der Absicht, seinen Zorn an ihm auszulassen. Aber Cafferty hatte etwas an sich, obwohl er alt und übergewichtig war und nackt im Whirlpool saß…
Um sich mit Cafferty anzulegen, bedurfte es eines mutigeren – oder dümmeren – Mannes, als Storey es war.
Das begriff Storey blitzschnell. Er traf die richtige Entscheidung, entspannte die Schultern, löste die Fäuste, versuchte, sein Prusten und Keuchen in den Griff zu bekommen.
»Also, Jungs«, fuhr Cafferty fort, »ich glaube, ihr gehört beide schon längst ins Bett.«
»Ich bin noch nicht fertig«, stellte Rebus fest.
»Das kam mir aber so vor«, meinte Cafferty. Es klang wie ein Befehl, aber Rebus tat es mit einer verächtlichen Mundbewegung ab.
»Was ich will, ist Folgendes.« Er richtete seine Aufmerksamkeit nun auf Storey. »Ich habe zwar gesagt, dass ich nichts beweisen kann, ab das muss mich nicht davon abhalten, es trotzdem zu versuchen – und ein Scheißhaufen stinkt, auch wenn man ihn nicht sehen kann.«
»Ich habe doch schon erklärt, dass ich nicht wusste, wer Deep Throat war.«
»Und Sie hatten nicht einmal einen klitzekleinen Verdacht, auch nicht, als er Ihnen beispielsweise den Tipp gab, wem der rote BMW gehörte.« Rebus wartete auf eine Antwort, aber vergebens. »Überlegen Sie mal, Felix, die meisten Leute werden den Eindruck haben, dass Sie entweder korrupt oder strohdumm sind. Beides nützt nicht gerade dem Renommee.«
»Ich wusste von nichts«, beharrte Storey.
»Aber ich wette, Sie hatten eine leise Ahnung. Doch Sie haben sie verdrängt und sich stattdessen auf die Lorbeeren konzentriert, die Ihnen winkten.«
»Was wollen Sie«, krächzte Storey.
»Ich will, dass die Yurgiis – die Mutter und ihre Kinder – aus Whitemire entlassen werden. Ich will, dass sie eine Wohnung bekommen, in die auch Sie selbst einziehen würden. Und zwar gleich morgen.«
»Glauben Sie etwa, dafür reicht mein Einfluss?«
»Sie haben gerade eine Bande von Menschenschmugglern hochgehen lassen. Die Leute sind ihnen etwas schuldig.«
»Und das war’s?«
Rebus schüttelte den Kopf. »Noch nicht ganz. Chantal Rendille… ich will, dass sie nicht abgeschoben wird.«
Storey schien auf weitere Forderungen zu warten, aber Rebus war fertig.
»Ich bin mir sicher, Mr. Storey wird tun, was er kann«, sagte Cafferty in ruhigem Ton – so als sei er stets die Stimme der Vernunft.
»Und wenn einer Ihrer illegalen Einwanderer in Edinburgh auftaucht, Cafferty…«, hob Rebus an, obwohl er wusste, dass es eine leere Drohung war.
Cafferty wusste es natürlich auch, aber er lächelte und neigte den Kopf. Rebus wandte sich an Storey. »Wissen Sie was, ich denke, Sie sind einfach zu gierig geworden. Es hat sich Ihnen eine verlockende Gelegenheit geboten, und Sie waren nicht bereit, über die Hintergründe nachzudenken. Aber Sie haben die Chance zur Wiedergutmachung.« Er deutete mit einem Finger auf Cafferty. »Indem Sie ab sofort
ihn
ins Visier nehmen.«
Storey nickte bedächtig, und beide Männer, die sich eben noch geprügelt hatten, starrten nun auf die Person im Whirlpool. Cafferty hatte sich zur Seite gedreht, als hätte er sie bereits aus seinem Gedächtnis und Leben verbannt. Er drehte an einem Regler, und plötzlich schoss wieder Wasser aus den Düsen. »Denken Sie das nächste Mal dran, Ihre Badehose mitzubringen?«, rief er, als Rebus in Richtung Auffahrt verschwand.
»Und ein Verlängerungskabel!«, rief Rebus zurück
Für den tragbaren Heizlüfter. Er war gespannt, wie sich die Farben verändern würden, wenn
der
im Wasser landete.
Epilog
In der Oxford Bar.
Harry zapfte für Rebus ein großes Glas IPA, dann sagte er zu ihm, »so’n Schreiberling« säße im Nebenzimmer. »Nur als Warnung«, fügte er hinzu. Rebus nickte und ging mit seinem Bier nach drüben. Es war Steve Holly. Er blätterte in einer Zeitung, wahrscheinlich der Ausgabe vom nächsten Tag, faltete sie aber zusammen, als er Rebus erblickte.
»Die Buschtrommeln machen einen Heidenlärm«, meinte er.
»Ich achte nicht auf die«, antwortete Rebus. »Lese auch möglichst selten eins von diesen Revolverblättern.«
»Whitemire steht kurz vor der Schließung. Die Polizei hat den Besitzer eines Stripklubs eingebuchtet, und es gibt Gerüchte, dass irische Paramilitärs versucht haben, in Knoxland Fuß zu fassen.« Holly hob die Hände. »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.« Er lachte und hob sein Glas. »Na
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