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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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treiben Sie gerade?«
    »Nichts, was ich nicht unterbrechen kann, um mir eine lange Geschichte anzuhören. Fahren Sie demnächst zurück in die Stadt?«
    »Ja.«
    »Dann kommen Sie ja quasi an Knoxland vorbei.«
    »Und dort finde ich Sie?«
    »Sie können mich nicht verfehlen – wir haben zum Schutz vor den Eingeborenen eine Wagenburg errichtet.«
    Siobhan beobachtete, wie die Tür des Pubs von innen geöffnet wurde und Donny Cruikshank irgendwelche Unflätigkeiten von sich gab. Ein Abschiedsgruß mit zwei hochgereckten Fingern, gefolgt von einer Ladung Spucke. Anscheinend hatte Malky die Nase voll von ihm. Siobhan ließ den Motor an.
    »Ich bin in einer Dreiviertelstunde bei Ihnen.«
    »Bringen Sie Munition mit. Zwei Schachteln Bensons Gold.«
    »Zigaretten kriegen Sie von mir nicht, John.«
    »Der letzte Wunsch eines Totgeweihten, Shiv.«

4
    Rebus’»Wagenburg« bestand in Wahrheit aus einem Einraum-Bürocontainer, den man auf dem Parkplatz in der Nähe des Tatorts abgestellt hatte. Der Container war grün gestrichen, besaß ein einziges, vergittertes Fenster und eine besonders stabile Tür. Als Rebus aus seinem Wagen ausgestiegen war, hatte die allgegenwärtige Kinderhorde Geld dafür verlangt, dass sie auf den Wagen aufpassten. Er hatte mit dem Finger auf sie gezeigt.
    »Wenn ein Spatz auf meine Windschutzscheibe auch nur furzt, leckt ihr sie sauber.«
    Inzwischen stand er rauchend in der Tür des Containers. Ellen Wylie schrieb etwas auf einem Laptop. Sie verwendeten einen tragbaren Computer, damit sie ihn abends mitnehmen konnten. Andernfalls hätte jemand die ganze Nacht vor der Tür Wache schieben müssen. Einen Telefonanschluss zu bekommen war unmöglich, deshalb benutzte man Handys. Aus einem der Hochhäuser kam DC Charlie Reynolds herüber, der hinter seinem Rücken »Rat-Arse« genannt wurde. Er war Ende vierzig, fast so breit wie hoch und früher ein guter Rugby-Spieler gewesen; hatte sogar eine Saison lang um die Landesmeisterschaft der Polizeiteams mitgespielt. Als Folge davon sah sein Gesicht ziemlich vernarbt aus. Seine Frisur hätte zu einem Gauner aus der Zeit um 1920 gepasst. Reynolds stand in dem Ruf, andere Leute schnell auf die Palme zu bringen.
    »Elende Zeitverschwendung«, knurrte er.
    »Niemand will mit uns reden?«, vermutete Rebus.
    »Das Problem sind die Leute,
die
mit uns reden.«
    »Wieso?« Rebus bot Reynolds eine Zigarette an, der sie, ohne sich zu bedanken, nahm.
    »Die Leute sprechen nicht ein Wort Englisch. Siebenundfünfzig Nationalitäten gibt’s in dem Scheißkasten.« Er wies auf das Hochhaus. »Und die Gerüche! Ich möchte nicht wissen, was die Leute kochen, aber mir ist aufgefallen, dass hier kaum Katzen rumlaufen.« Reynolds bemerkte Rebus’ Miene. »Verstehen Sie mich nicht falsch, John, ich bin kein Rassist. Aber man fragt sich doch…«
    »Was?«
    »Die Sache mit den Asylanten. Ich meine, nehmen wir mal an, Sie müssten Schottland verlassen, okay? Weil man Sie gefoltert hat oder so… Sie würden doch in das nächstgelegene sichere Land gehen, stimmt’s; denn Sie würden ja möglichst dicht an der alten Heimat sein wollen. Aber diese Leute…« Er starrte auf das Hochhaus, dann schüttelte er den Kopf. »Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Ich glaube schon, Charlie.«
    »Die Hälfte von denen ist noch nicht mal bereit, unsere Sprache zu lernen. Kassieren bloß Geld vom Staat, und das war’s.« Rebus konzentrierte sich auf seine Zigarette. »Sie haben’s gut, Sie können sich jederzeit zum Gayfield Square verdrücken; wir anderen müssen uns hier irgendwie durchschlagen.«
    »Mir kommen gleich die Tränen, Charlie«, sagte Rebus. Ein weiteres Auto bog auf den Parkplatz ein: Shug Davidson. Er kam von einer Besprechung, bei der über das Ermittlungsbudget verhandelt worden war, und schien über das Ergebnis nicht gerade begeistert zu sein.
    »Keine Dolmetscher?«, fragte Rebus.
    »Oh, wir können jede Menge Dolmetscher kriegen«, entgegnte Davidson, »nur bezahlen können wir sie nicht. Unser hoch verehrter Assistant Chief Constable meint, wir sollen uns an die Stadtverwaltung wenden, vielleicht leiht uns die kostenlos einen oder zwei aus.«
    »Wieso nicht, die schmeißt ja auch sonst das Geld zum Fenster raus«, murmelte Reynolds.
    »Was meinen Sie damit?«, wollte Davidson wissen.
    »Nichts, Shug, nichts.« Reynolds trat mit finsterer Entschlossenheit seine Zigarette aus.
    »Charlie meint, den Leuten aus Knoxland wird zu viel Geld in den Rachen geworfen«,

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