So soll er sterben
sich am Kopf. »Was liegt sonst noch an heute?«
»Die Ehefrau des Opfers wird die Leiche identifizieren. Ich dachte, ich sollte vielleicht dabei sein.« Er legte eine Pause ein. »Außer, Sie wollen das übernehmen.«
»Das überlasse ich gern Ihnen. In Gayfield gibt es also nichts, was auf Sie wartet?«
»Nicht einmal ein ordentlicher Schreibtisch.«
»Und die hoffen, dass Sie dem Wink mit dem Zaunpfahl folgen?«
Rebus nickte. »Finden Sie, ich sollte?«
Davidson blickte skeptisch drein. »Was wartet auf Sie, wenn Sie in den Ruhestand gehen?«
»Leberzirrhose vermutlich. Die Anzahlung habe ich schon geleistet.«
Davidson lächelte. »Na, ich sag’s mal so: Wir sind immer noch unterbesetzt, da bin ich froh, wenn Sie uns erhalten bleiben.« Rebus wollte etwas sagen – danke vielleicht –, doch Davidson hob den Finger. »Solange Sie nicht irgendwelche wilden Aktionen starten, klar?«
»Klar wie Kloßbrühe, Shug.«
Beide drehten sich um, als zwei Stockwerke über ihnen plötzlich jemand losbrüllte. »Schönen guten Morgen, Inspector!« Es war Mo Dirwan, der Rebus vom Laubengang aus zuwinkte. Rebus erwiderte halbherzig die Geste, dann fiel ihm ein, dass er dem Rechtsanwalt noch ein paar Fragen stellen wollte.
»Warten Sie, ich komme rauf!«, rief er.
»Ich bin in zwei-null-zwei.«
»Dirwan hat für die Familie Yurgii gearbeitet«, erinnerte Rebus Davidson. »Da sind noch ein paar Dinge, die ich mit ihm klären möchte.«
»Lassen Sie sich nicht aufhalten.« Davidson legte Rebus eine Hand auf die Schulter. »Aber keine Fototermine mehr, okay?«
»Keine Sorge, Shug, wird nicht wieder vorkommen.«
Rebus nahm den Aufzug in den zweiten Stock und marschierte zur Tür mit der Nummer 202. Er blickte nach unten und sah, wie Davidson die äußeren Schäden am Container in Augenschein nahm. Von Reynolds und dem versprochenen Tee weit und breit keine Spur.
Die Tür war nur angelehnt, also trat Rebus ein. Der Teppichboden der Wohnung wirkte wie aus Resten zusammengesetzt. Im Flur lehnte ein Besen an der Wand. Ein Wasserschaden hatte einen großen braunen Fleck an der cremefarbenen Decke hinterlassen.
»Ich bin hier!«, rief Dirwan. Er saß auf dem Sofa im Wohnzimmer. Auch hier war das Fenster mit Kondenswasser beschlagen. Beide Heizelemente des Elektroofens glühten. Aus einem Kassettenrekorder dudelte leise indische Musik. Vor dem Sofa stand ein älteres Paar.
»Setzen Sie sich zu mir«, sagte Dirwan und klopfte mit einer Hand auf den Sitz neben sich, in der anderen hielt er eine Tasse mit Untertasse. Rebus nahm Platz. Das Pärchen beantwortete sein Lächeln mit einer leichten Verbeugung. Erst als er saß, wurde ihm bewusst, dass es keine anderen Sitzgelegenheiten gab, sodass den beiden nichts anderes übrig blieb, als stehen zu bleiben. Was den Rechtsanwalt nicht sonderlich zu stören schien.
»Mr. und Mrs. Singh leben schon seit elf Jahren hier«, erklärte er. »Aber nicht mehr lange.«
»Das tut mir Leid«, antwortete Rebus.
Dirwan kicherte. »Sie werden nicht abgeschoben, Inspector. Ihr Sohn hat es mit seinem Geschäft sehr weit gebracht. Großes Haus in Barnton…«
»Cramond«, berichtigte Mr. Singh; eines der besseren Viertel der Stadt.
»Großes Haus in Cramond.« Der Anwalt ließ sich nicht beirren. »Sie ziehen zu ihm.«
»In die Einliegerwohnung«, sagte Mrs. Singh, und das Wort schien ihr zu gefallen. »Möchten Sie einen Tee oder Kaffee?«
»Nein, danke«, sagte Rebus. »Aber ich müsste kurz mit Mr. Dirwan sprechen.«
»Sollen wir hinausgehen?«
»Nein, nein… wir gehen nach draußen.« Rebus warf Dirwan einen eindringlichen Blick zu. Der Anwalt reichte Mrs. Singh seine Tasse.
»Sagen Sie Ihrem Sohn, ich wünsche ihm alles, was er sich selbst wünscht«, blökte er mit unangenehm lauter Stimme.
Die Singhs verbeugten sich erneut. Rebus stand auf. Es gab einiges Händeschütteln, bevor Rebus Dirwan nach draußen dirigieren konnte.
»Eine wunderbare Familie, da stimmen Sie mir doch sicherlich zu«, bemerkte Dirwan, nachdem die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war. »Wie Sie sehen, können Migranten einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft als Ganzes leisten.«
»Daran habe ich nie gezweifelt. Wussten Sie schon, dass wir den Namen des Opfers kennen? Stef Yurgii.«
Dirwan seufzte. »Ich habe es heute Morgen erfahren.«
»Haben Sie nicht die Fotos gesehen, die wir in den Boulevardzeitungen platziert haben?«
»Ich lese diese Schundblätter nicht.«
»Aber Sie wollten uns
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