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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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herumzeigen?«
    »Kann ich machen.«
    »Und hier ist meine Karte.« Sie gab sie ihm zusammen mit dem Foto. »Rufen Sie mich an, falls Sie etwas erfahren.«
    »Okay.« Er legte beides unter die Theke. Dann zu Rebus: »Was ist mit Ihnen? Noch ein Bier?«
    »Nicht bei den Preisen hier, trotzdem vielen Dank, Barney.«
    »Nicht vergessen«, sagte Siobhan, »mich anrufen.« Sie rutschte von ihrem Hocker herunter und ging in Richtung Ausgang. Rebus war vor einer weiteren Reihe gerahmter Fotos stehen geblieben – Kopien der Zeitungsausschnitte in Bullens Büro. Er tippte gegen eines davon. Siobhan betrachtete es genauer: Alex Cater und sein Vater, der Filmstar, die Gesichter im Schein des Blitzlichts kreidebleich. Gordon Cater hatte sich die Hand vors Gesicht halten wollen, war aber nicht schnell genug gewesen. Sein Blick wirkte gehetzt, sein Sohn hingegen grinste, erfreut, dass ein Bild von ihm für die Nachwelt erhalten bliebe.
    »Sehen Sie mal, was da steht«, sagte Rebus. Jede Meldung war mit dem Stempel »Exklusiv« versehen, und unter der Überschrift befand sich stets derselbe fett gedruckte Name: Steve Holly.
    »Komisch, dass er immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist«, meinte Siobhan.
    »Ja, finde ich auch.«
    Draußen blieb Rebus stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden. Siobhan ging weiter, schloss den Wagen auf, stieg ein, nahm auf dem Fahrersitz Platz und umklammerte fest das Lenkrad. Rebus kam langsam nach, sog bei jedem Zug den Rauch tief ein. Als er neben dem Peugeot stand, war noch die Hälfte der Zigarette übrig, dennoch schnippte er sie auf die Straße und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder.
    »Ich weiß, was Sie denken«, sagte er.
    »Ach ja?« Sie betätigte den Blinker, um aus der Parklücke zu fahren.
    »Am Fleshmarket Close hat’s so eine Fleischbeschau sicher nie gegeben«, stellte er fest. »Warum haben Sie Bullen nach seinem Wagen gefragt?«
    Siobhan antwortete erst nach einer Weile. »Weil er wie ein Zuhälter aussieht«, sagte sie, während gleichzeitig Rebus’ Worte in ihrem Kopf widerhallten.
    …
so eine Fleischbeschau nie gegeben.

Vierter Tag
Donnerstag

11
    Am nächsten Morgen war Rebus zurück in Knoxland. Ein paar Transparente und Plakate vom Vortag, die Parolen von Fußabdrücken verunziert, lagen verstreut herum. Rebus saß im Container, trank einen Kaffee, den er sich von unterwegs mitgebracht hatte, und las Zeitung. Stef Yurgiis Name war am gestrigen Nachmittag bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben worden. In Steve Hollys Revolverblatt wurde er nur ein einziges Mal erwähnt, Mo Dirwan hingegen waren gleich mehrere Absätze gewidmet. Und von Rebus gab es eine kleine Fotoserie: wie er den Jungen zu Boden drückte, wie er, vor den Augen der Anhänger Dirwans, von diesem mit erhobenen Armen zum Helden gekürt wurde. Die Überschrift – mit ziemlicher Sicherheit auf Hollys Mist gewachsen – bestand aus einem einzigen Wort: STEINEWERFER!
    Rebus warf die Zeitung in den Papierkorb, wohl wissend, dass irgendjemand sie wahrscheinlich wieder herausfischen würde. Er entdeckte eine halb volle Tasse kalten Kaffee, kippte den Inhalt über die Zeitung und fühlte sich gleich besser. Seine Uhr zeigte Viertel nach neun. Eine Weile zuvor hatte er einen Streifenwagen nach Portobello geschickt. Er musste jeden Moment eintreffen. Im Container war es still. In weiser Voraussicht hatte man davon abgesehen, Computer nach Knoxland zu bringen, weshalb sämtliche Befragungsprotokolle in Torphichen getippt wurden. Rebus trat ans Fenster und schob mit dem Fuß ein paar Glasscherben zu einem Haufen zusammen. Trotz der Gitter war das Fenster eingeschlagen worden: mit einer Stange vermutlich oder einem dünnen Metallrohr. Etwas Klebriges war durchs Fenster gesprüht worden und bedeckte den Boden sowie den nächststehenden Schreibtisch. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatte man außen auf jede freie Fläche des Containers das Wort SCHWEINE gesprayt. Rebus wusste, dass das Fenster am Abend vernagelt werden würde. Womöglich war der Container ohnehin schon zur überflüssigen Ressource erklärt worden. Sie hatten zusammengetragen, was zusammenzutragen war, und alles verfügbare Beweismaterial gesammelt. Rebus kannte Shug Davidsons Hauptstrategie: das ganze Viertel an den Pranger stellen, bis jemand mit dem Finger auf den Schuldigen zeigte. Da kamen Hollys Artikel vielleicht gerade recht.
    Nun ja, netter Gedanke, aber Rebus bezweifelte, dass es in Knoxland viele Menschen gab, die sich nicht

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