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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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voll und ganz bestätigt fühlten, wenn die Zeitungen über Rassismus schrieben. Doch Davidson hoffte auf einen Zeugen, einen einzigen Zeugen, mehr brauchte er nicht.
    Ein Name.
    Es hatte jede Menge Blut gegeben, eine Waffe, die verschwinden musste, Kleider, die verbrannt oder weggeworfen worden waren. Irgendjemand wusste etwas. Und dieser Jemand hockte in einem dieser Blocks und wurde hoffentlich von Gewissensbissen geplagt.
    Irgendjemand wusste etwas.
    Als Allererstes an diesem Morgen hatte Rebus Holly angerufen, um ihn zu fragen, wie es sein konnte, dass er immer dann vor dem Nook stand, wenn gerade jemand Bekanntes herauskam.
    »Guter investigativer Journalismus, mehr nicht. Aber Sie reden über alte Kamellen.«
    »Wie das?«
    »Als der Laden aufmachte, war er ein paar Monate lang angesagt. Aus dieser Zeit stammen die Fotos. Sie gehen oft dahin, stimmt’s?«
    Rebus hatte aufgelegt, ohne zu antworten.
    Jetzt hörte er ein Auto kommen und spähte durch das zerbrochene Glas nach draußen. Leerte den Becher Kaffee und erlaubte sich ein kleines Lächeln.
    Er ging hinaus, um Gareth Baird in Empfang zu nehmen; die beiden Uniformierten, die ihn hergebracht hatten, begrüßte er mit einem Nicken.
    »Guten Morgen, Gareth.«
    »Was soll der Scheiß?« Gareth vergrub die Fäuste in den Taschen. »Schikane, oder was?«
    »Ganz und gar nicht. Du bist ein wertvoller Zeuge, du weißt, wie die Freundin von Stef Yurgii aussieht.«
    »Herrgott, ich hab sie kaum angesehen!«
    »Dabei hat sie doch das Reden übernommen«, entgegnete Rebus ruhig. »Ich glaube, dass du sie wiedererkennst, wenn du sie siehst.«
    »Soll ich ein Phantombild für euch machen, oder was?«
    »Später. Jetzt gehst du erst mal mit diesen beiden Herren hier auf Aufklärungstour.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Haustürbefragungen. Dann bekommst du auch gleich einen interessanten Einblick in die Arbeit der Polizei.«
    »Wie viele Haustüren?« Gareth’ Blick wanderte über die Wohnblocks.
    »Alle.«
    Er starrte Rebus mit großen Augen an, so wie ein Kind, das ungerechtfertigterweise zum Nachsitzen verdonnert wird.
    »Je eher du anfängst…« Rebus klopfte dem jungen Mann auf die Schulter. Und an die Uniformierten gewandt: »Nehmt ihn mit, Jungs.«
    Als er Gareth nachschaute, der, flankiert von den beiden Beamten, mit hängendem Kopf auf den ersten Wohnblock zuschlurfte, stieg in ihm ein Gefühl der Befriedigung auf. Der Beruf hatte doch auch seine guten Seiten…
    Zwei Wagen fuhren vor: Davidson und Wylie in dem einen, Reynolds im anderen. Wahrscheinlich waren sie im Konvoi von Torphichen hergekommen. Davidson hatte die Zeitung mitgebracht, aufgeschlagen bei STEINEWERFER!
    »Schon gelesen?«, fragte er.
    »So tief würde ich nicht sinken, Shug.«
    »Warum nicht?« Reynolds grinste. »Für die Eselstreiber sind Sie der neue Held.«
    Davidson stieg die Röte ins Gesicht. »Noch so ein Spruch, und ich schreibe einen Bericht über Sie, Charlie – verstanden?«
    Reynolds straffte sich. »Kleiner Ausrutscher, Sir.«
    »Sie haben sich schon mehr Ausrutscher geleistet als ein ganzes Eishockeyteam. Passen Sie auf, dass so was nicht noch mal vorkommt.«
    »Sir.«
    Davidson ließ die Worte einen Moment lang wirken, bis er der Überzeugung war, sich klar genug ausgedrückt zu haben. »Haben Sie irgendwas Sinnvolles zu tun?«
    Reynolds entspannte sich ein wenig. »Insiderinformation: Es gibt da eine Frau in den Blocks, die uns Tee machen würde und dazu ein paar Kekse anbietet.«
    »Ach ja?«
    »Habe sie gestern kennen gelernt, Sir. Sie meinte, sie hätte nichts dagegen, uns ab und an ein Kännchen zu kochen.«
    Davidson nickte. »Dann mal los!« Reynolds setzte sich in Bewegung. »Ach, Charlie! Die Uhr läuft – machen Sie es sich nicht allzu gemütlich da drin…«
    »Rein dienstlicher Besuch, Sir, keine Sorge.« Im Vorbeigehen bedachte er Rebus mit einem anzüglichen Grinsen.
    Davidson wandte sich an Rebus. »Wen haben die beiden Uniformierten da bei sich?«
    Rebus zündete sich eine Zigarette an. »Gareth Baird. Er soll die Runde machen und sehen, ob sich die Freundin des Opfers hinter einer dieser Türen versteckt hält.«
    »Nadel im Heuhaufen, wie?«, lautete Davidsons Kommentar.
    Rebus zuckte mit den Achseln. Ellen Wylie war im Container verschwunden. Erst jetzt bemerkte Davidson die frischen Schmierereien. »Schweine, ja? Ich war schon immer der Meinung, dass die Leute, die uns so nennen, genau das sind.« Er strich sich das Haar aus der Stirn und kratzte

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