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So still die Nacht

So still die Nacht

Titel: So still die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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in ihre Brust. Mit einem Stöhnen stieß er sie von sich.
    »Bleib.« Er wich zurück und hob die Hand zum Abschied.
    »Mark …« Sie folgte ihm.
    »Verdammt, Mina«, brüllte er. »Ich sagte, bleib da.«
    Erschüttert und bleich blieb sie wie gelähmt stehen, während er sich zurückzog und um die Ecke des Hauses verschwand.
    »Es ist das Beste, wenn Sie tun, was er sagt, Kind«, riet ihr eine sanfte Stimme. Leeson stand einige Schritte hinter ihr.
    »Ist er fort? Für immer?«
    »Aber nein. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Seine Worten beruhigten sie nicht. Hatte Mark die Hoffnung verloren?
    Benommen folgte sie Leeson die Treppe hinauf ins Haus. Selbst zu dieser späten Stunde sägten und hämmerten dort Zimmerleute. Sie schnitten Formen aus Holz und passten sie an den entsprechenden Stellen ein. Maler verputzten, weißten und schliffen die Wände. Leeson führte sie von Raum zu Raum und plauderte über Tapeten und Teppiche und erzählte, dass das Haus ein unbeschriebenes Blatt sei und sie sich aussuchen könne, was immer ihr gefiel. Das ganze Gebäude war mit Gasbeleuchtung versehen worden, und wie um zu beweisen, dass sie funktionierte, drehte er in jedem Raum das Gasventil auf. Aber wie wacker er auch versuchte, sie abzulenken, sie scherte sich nicht um das Haus. Mina konnte nur an Mark denken.
    Leeson drängte sie die Haupttreppe hinauf. »Sobald in der Welt wieder alles in Ordnung ist und Sie an angenehme Dinge denken können, werden wir durch die Stadt fahren, zu den Lagerhäusern Seiner Gnaden, und Sie suchen sich aus, was immer Ihnen gefällt.«
    »Er hat Lagerhäuser?«
    Als er lächelte, zitterte sein Schnurrbart. »Er hat drei, voll von Möbeln, Kunstwerken und anderen entzückenden Dingen – einfach allem, was Sie sich nur vorstellen können. Vasen. Stuckornamente. Urnen. Alte und neue. Es ist beinahe so, als hätte er all die Zeit gewartet …«
    »Gewartet worauf?«, flüsterte Mina.
    »Auf ein Zuhause.«
    Tränen schossen Mina in die Augen. Sie schossen auch Mr Leeson in die Augen.
    »Oh je. Sehen Sie uns nur an«, stöhnte sie.
    Er zog zwei Taschentücher hervor und reichte ihr eins.
    »Danke«, schniefte sie, während sie sich die Augen abtupfte.
    Er wischte sich das Gesicht ab und hob sogar die Augenklappe an, um die Haut darunter zu trocknen. »Seien Sie herzlich willkommen, meine Liebe.«
    »Ich weiß einfach nicht, wie ich ihm helfen kann.«
    »Die Dinge werden sich regeln. Sie werden schon sehen. Er ist stark.«
    Mina hielt auf dem Treppenabsatz des dritten Stocks inne. »Das Haus ist wunderschön, aber ich will heute Nacht nicht mehr sehen. Ich glaube, ich würde für den Moment einfach gern allein sein.« Da waren so viele Türen in dem Flur. »Gibt es irgendeinen Raum, in dem ich mich hinlegen könnte?«
    »Natürlich. Folgen Sie mir.« Leeson führte sie durch den Flur. Ausbesserungen an den Wänden deuteten auf die neu gelegten Gasleitungen hin. »Natürlich werden wir all das mit Tapeten bedecken, wenn Sie bereit sind, die Auswahl zu treffen.«
    Er drehte den Knauf und schob die Tür auf.
    »Ach herrje«, hauchte Mina.
    Während der Rest des Hauses noch unvollständig sein mochte, was Möbel und Einrichtung betraf, war das Schlafzimmer perfekt ausgestattet. Holzvertäfelte Wände glänzten. Dunkelblaue Vorhänge hingen vor den Fenstern, und massive Möbel standen in jedem Teil des Raums, meisterhaft arrangiert. Die Luft roch nach Holz und Politur.
    »Sie dürfen gern alles austauschen, was Ihnen nicht gefällt«, sagte er.
    »Es ist vollkommen. Ich würde nichts verändern. Sie sind sehr talentiert, Mr Leeson. Ich hoffe, irgendjemand sagt Ihnen das mindestens hundert Mal am Tag.«
    Der kleine Mann lächelte stolz. »Dann werden wir Ihre Koffer aus dem Savoy holen lassen?«
    »Ja, danke.«
    »Ich werde den Wagen gleich losschicken. Sobald Ihre Sachen eingetroffen sind, werde ich anklopfen.«
    Als er fort war, nahm Mina ihren Hut und ihr Ascot-Abzeichen ab und betrat das geräumige Ankleidezimmer. Eine Menge Schachteln füllten die Regale. Grüne Schachteln, die gleiche Art, wie sie das Bekleidungsgeschäft benutzte, in dem sie ihre neue Trauerkleidung gekauft hatte. Sie zog an einem Band und hob den Deckel der ersten Schachtel an. Dann der zweiten. Und der dritten. Es waren Kleider. Schöne Kleider, jedes in einer anderen leuchtenden Farbe. Blau, scharlachrot und grün. In der letzten Schachtel entdeckte sie eine Fülle an duftiger Spitzenunterwäsche und eine Karte.
    Mit aller Hingabe,

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