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So still die Nacht

So still die Nacht

Titel: So still die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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Mrs Avermarle streckte die Hand aus. Ihre Bekannten folgten dicht hinter ihr, die Augen groß vor Interesse. Das gleiche mitfühlende Lächeln umspielte ihrer aller Lippen. »Wie geht es Ihrem lieben Onkel? Gramgebeugt, da bin ich mir sicher. Wir waren alle einfach schockiert über die Nachricht von Lady Traffords Tod. Kommen Sie, kommen Sie, Sie müssen mir alles erzählen.«
    »Alexander«, donnerte eine Stimme.
    Mina schaute über ihre Schulter. Prinz Edward gab Mark von dem Geländer, von dem aus man einen Blick auf die Rennbahn hatte, ein Zeichen. Seine königliche Hoheit scheuchte einige Herren fort, eine offensichtliche Bitte um Privatsphäre. Mina drehte sich wieder zu Mrs Avermarle um und zwang sich zu einem Lächeln.
    Notgedrungen ließ Mark Mina mit den Damen allein. Er schlenderte durch vier Reihen glänzend weißer Stühle.
    »Königliche Hoheit.« Er verneigte sich.
    »Ein schöner Tag fürs Rennen, hm?« Der Prinz schob eine Hand in seine vordere Manteltasche. Er trug einen Zylinder, einen exquisit geschneiderten Gehrock und dazu passende Hosen, alles in Ascot-Grau. Eine Goldkette zog sich über die behäbige Wölbung seiner Weste und endete in einer hin und her schwingenden goldenen Uhr. »Es dauert immer ewig, bis es losgeht. Ich nutze manchmal die Gelegenheit, um ein paar Angelegenheiten der Krone zu erledigen.«
    »Angelegenheiten?«
    Edward beugte sich vor. Er lächelte hinterhältig und murmelte mit verschwörerischer Stimme: »Man stelle sich vor … all die Feste. Die Kartenspiele. Die Niederlagen. Ich habe nie geahnt, dass Sie einer von ihnen sind.«

16
    Mark hielt seinem Blick stand.
    Edward grinste. »Ihre Majestät lässt Ihnen Grüße übermitteln. Nun«, er kicherte, »besser gesagt: ihren Tadel. Sie war verstimmt, weil sie diesen anderen Schattenwächter, Lord Black, nicht erreichen konnte.«
    »Ich verstehe«, antwortete Mark.
    Er zögerte, den Prinzen von seiner gegenwärtigen Verbannung aus dem Kreis der Schattenwächter zu unterrichten. Er mutmaßte, dass ein solches Eingeständnis die schnellste Methode war, sich selbst und seine hübsche neue Ehefrau die Treppe hinunterzukatapultieren, und Hölle, wahrscheinlich aus dem Land eskortiert zu werden.
    »Ich werde Lord Black das wissen lassen.«
    Vielleicht wenn Archer eintraf, um ihn zu töten.
    Archer war schon immer Victorias Favorit gewesen. Die alternde Königin weigerte sich standhaft, mit irgendeinem anderen Schattenwächter zu kommunizieren. Sie war es gewesen, die darauf bestanden hatte, dass Archer Mark bei der Jagd nach dem Ripper ersetzte.
    »Wie Sie sehr wohl wissen, wird die Monarchin … älter.« Edward flüsterte das Wort, als könne Victoria ihn selbst hier hören, so weit entfernt von Balmoral. »Mehr und mehr fallen mir die Angelegenheiten der Krone zu.« Er legte den Kopf in einem kecken Winkel schräg. »Nach den abscheulichen Vorfällen vom vergangenen Herbst machen wir uns große Sorgen wegen dieser abgetrennten Leichenteile, die an der Themse gefunden wurden.« Er sah Mark mit schmalen Augen an. »Es wird doch keine weiteren geben, oder?«
    Mark wich jeder direkten Antwort aus. »Die Garde arbeitet gegenwärtig daran, dafür zu sorgen.«
    Edward nickte und wedelte grüßend mit der Hand den Menschen zu, die unterhalb der Loge entlangschlenderten. »Wir würden doch nicht wollen, dass ein weiterer von diesen Bro-Bro – bei Gott, wie nennen Sie diese abscheulichen Kreaturen?«
    »Brotoi.«
    Der Prinz schauderte leicht. »Meine Güte, das hört sich nach meinem Geschmack viel zu sehr nach ›Bertie‹ an. Auf keinen Fall dürfen weitere Brotoi entfesselt werden, und ein Wiederaufflackern der Massenpanik muss vermieden werden.«
    Mark verschränkte die Arme vor der Brust. Um die Wahrheit zu sagen, er wusste nicht, ob noch immer ein Brotoi entfesselt war. »Ich verstehe Ihre Sorge.«
    Der Prinz trommelte mit den Fingerspitzen auf das Geländer. »In diesem Sinne haben wir den Polizeichef ermächtigt, die Untersuchungen im Fall Lady Traffords abzuschließen und als Todesursache eine Krankheit festzustellen.«
    Mark zog die Augenbrauen hoch. »Ich bin mir sicher, die Ahnherren werden dieser Entscheidung zustimmen.«
    Der Prinz schlug ihm auf die Schulter. »Ich bin einfach ungemein froh, dass ich in dieser Sache mit Ihnen zu tun habe. Ich habe nichts gegen etwas neues Blut und ein wenig Bewegung in der Rangfolge.«
    Marks Lippen zuckten erfreut. »Es freut mich, das zu hören.«
    Der Prinz würde in der Tat ein

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