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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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halben Jahr abgelaufen war
und den keiner erneuern wollte.
    »Sie sind von der Polizei ?«
    »Das sagte ich schon, vom
County Sheriff .«
    »Also ein richtiger lebendiger
Hinterwäldler.« Sie schnaubte verächtlich. »Immerhin trägt er Schuhe —
wenigstens etwas .«
    »Sie tragen überhaupt nicht
viel«, meinte ich anerkennend, »aber das ist auch etwas !«
    »Bleiben Sie dienstlich«,
schnauzte sie. »Wissen Sie denn nicht, was sich gehört, wo der arme Lee eben
erst ermordet worden ist ?«
    »Ich bin nicht so engherzig,
was den Benimm angeht«, meinte ich mit einem ausführlichen Blick auf ihr Kleid.
»Soviel ich allerdings gehört habe, könnten Sie der Grund sein, daß es Banning erwischt hat. Und ich beginne allmählich zu
begreifen .«
    »Wie bitte?« Sie sah mich
durchdringend an. »Wollen Sie mich beschuldigen, ich hätte Lee umgebracht ?«
    »Sie waren scharf auf ihn, und
seiner Frau gefiel das nicht«, sagte ich sanft. »Jason Kemp hat sowohl Sie als
auch Banning bedroht, stimmt’s ?«
    »Sie haben mit dieser
Schwatztante namens Mavis Seidlitz gesprochen«, sagte sie verächtlich. »Klar, warum sollte ich auch versuchen,
Jason zu decken? Er ist hier hereingeplatzt, ehe wir heute nachmittag zu drehen anfingen, und redete einen
Haufen Blech, von wegen Lee wolle ihn bei Bliss schlechtmachen und so. Er
sagte, wenn ich Lee das nicht ausredete, würde er selber etwas dagegen tun .«
    »Warum hat er das Ihnen gesagt ?« meinte ich zweifelnd. »Wieso nicht Lee Banning ?«
    »Jason bildet sich ein, er sei
mir über .« Sie entblößte die Zähne in einer Grimasse,
die auch nicht entfernte Ähnlichkeit mit einem Lächeln besaß. »Weil wir mal
miteinander verheiratet waren .«
    »Nur einmal ?« fragte ich unschuldig.
    »Sie Witzbold.«
    »Ich könnte mir noch einen
anderen Grund denken«, sagte ich. »Kemp glaubte, Sie hätten Banning völlig unter dem Pantoffel, und deshalb werde er auf alles hören, was Sie sagen .«
    Sie zuckte die schönen
elfenbeinfarbenen Schultern. »Ich weiß es nicht .«
    »Und was ist mit der
eifersüchtigen Gattin? Halten Sie’s für möglich, daß die ihn umgebracht hat?«
    Amber zuckte wieder die
Schultern. »Sie sind hier der Detektiv. Was fragen Sie mich ?«
    »Hat sie ebenfalls Drohungen
geäußert ?«
    »Millionenfach! Erst heute nachmittag war sie hier,
fünf Minuten vor Jason. Ich soll ihren Herrn Gemahl in Frieden lassen, oder sie
werde mir die Kehle durchschneiden. Vielleicht hätte sie das sogar gleich
besorgt, aber einmal in ihrem nebensächlichen Dasein erwies Mavis sich als nützlich und warf Peggy hinaus .«
    »Tatsächlich?« Ich tat
erstaunt. »So kräftig kommt sie mir gar nicht vor. Gibt es außer seiner Frau
noch jemanden, der Banning den Tod gewünscht haben
könnte ?«
    »Mein lieber Freund«, sagte sie
mit der Herablassung einer Zwölfjährigen, die ihren kleinen Bruder über
Vögelchen und Bienen aufklärt. »Lee war der Star der Serie — selbstverständlich
konnte ihn kein Mensch ausstehen .«
    »Was für Menschen,
beispielsweise?«
    »Na, Mel Parker zum Beispiel.
Er spielt jetzt seit drei Jahren in der Serie die zweite Geige. Aber er hat
gute Aussichten; wo Lee jetzt tot ist, dreht man die Serie vielleicht mit ihm
als Star weiter .«
    »Ist er so ehrgeizig, einen
Konkurrenten zu ermorden ?«
    »Warum fragen Sie ihn nicht
selber ?« sagte sie gelassen. »Und wenn Sie schon beim
Fragen sind, vielleicht erkundigen Sie sich auch mal beim lieben alten Lucian
Bliss, welche Sorgen er mit Lee hatte, weil der einen neuen Vertrag haben
wollte .«
    »Eine große Hilfe sind Sie
nicht gerade«, brummte ich. »Ich hatte mir schon so schön alles zurechtgelegt,
ein sauberer, ganz gewöhnlicher Mord, in zwei Stunden geklärt und ad acta: Kemp erschoß Banning vorsätzlich, nicht fahrlässig — fertig. Jetzt haben Sie mich ganz verwirrt .«
    »Sie sehen auch aus, als seien
Sie leicht zu verwirren, Leutnant«, meinte sie essigsauer.
    Sie kippte die Bourbonflasche übers Glas, bis es randvoll war, dann leerte
sie es gewissenhaft bis zur Neige.
    »Halten Sie eine intime
Trauerfeier ab, oder trinken Sie nachmittags immer solche Schlückchen ?« fragte ich.
    »Mein Gefühlsleben ist völlig
durcheinander«, sagte sie vergrämt. »Und Ihre Anwesenheit trägt nicht gerade
zur Besserung bei. Wie wär’s, wenn Sie verschwinden ?«
    Im Augenblick fiel mir auch
nichts Besseres ein, deshalb verließ ich den Wohnwagen — und traf Polnik . Ich ignorierte geflissentlich die

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