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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hilfesuchend Polnik und Doc Murphy an, aber ein rascher Blick überzeugte
mich, daß es nutzlos war. Die verzerrten Züge Polniks verrieten, daß sein Magen ihn so plagte wie sonst gewöhnlich seine bessere
Hälfte, und Murphys verklärte Augen bestätigten lediglich, daß er entweder
schlafwandelte oder neuerdings unter Geistesabwesenheit litt. Was ich brauchte,
war ein Geistesblitz, wie ich mich allem entziehen konnte — und siehe da, es
blitzte!
    »Ich will damit sagen«, fuhr Mavis Seidlitz erbarmungslos
fort, »daß Jason Kemp es einfach nicht gewesen sein kann, ein Mann wie er, so
gebaut — und überhaupt, der ermordet doch niemanden. Sie verstehen schon...«
    »Miss Seidlitz !« Das sollte höflich klingen, aber es kam wie aus einem
verstopften Nebelhorn. »Können Sie mir etwas verraten ?«
    »Wheeler«, krächzte Murphy,
»Sie sind ein Sadist !«
    »Natürlich, gern Leutnant.« Mavis Seidlitz lächelte warm.
»Ich meine, das tue ich doch schon die ganze Zeit, nicht wahr? Sie haben doch
zugehört — oder soll ich alles noch mal wiederholen ?«
    »Eine Frage nur«, sagte ich
hastig. »Wo sind denn hier die Wasserfälle ?«
    Sie runzelte ein bißchen die
Stirn, dann biß sie sich vorsichtig auf die schwellende Unterlippe. »Ach Gott,
es tut mir schrecklich leid, Leutnant, aber ich weiß es nicht. Sehen Sie, ich
war noch nie hier .«
    »Tun Sie mir einen Gefallen ?« flehte ich. »Bitte, lassen Sie es sich doch von Mr. Bliss
erklären .«
    »Okay«, erwiderte sie so
resolut, als sei ich ein Vier-Sterne-General und hätte ihr gerade erklärt, es
sei an der Zeit, auf den bewußten Knopf zu drücken. »Warten Sie hier, Leutnant,
ich komme gleich wieder .«
    Ich wartete, bis sie außer
Hörweite war, dann schnalzte ich mit den Fingern ein paarmal unter Doc Murphys
Nase. Er schüttelte benommen den Kopf und blinzelte mich an.
    »Ein bißchen sorgfältige Arbeit
an ihrer Zunge — mit einem Skalpell«, sagte er nachdenklich, »dann wäre sie die
perfekte Hausgenossin .«
    »Wenn sie zurückkommt, bin ich
verschwunden«, sagte ich, »und Sie wissen nicht, wohin .«
    »Na gut«, stimmte er
widerwillig zu, »aber dafür schulden Sie mir etwas. Ich überlege mir heute abend , was; billig kommt Sie das gewiß nicht .«
    » Polnik !«
Ich herrschte ihn an, denn zu diesem Zweck sind Sergeanten in solchen
Situationen ja da. »Stellen Sie fest, wer Jasons Revolver für die Szene geladen
hat, die heute gedreht wurde. Ich will ferner wissen, wann sie geladen wurden,
wo die Patronen herstammen und wer sonst noch an die Revolver gelangen konnte,
bevor Kemp sie an sich nahm .«
    »Jawohl, Leutnant«, brummte er
schmerzlich. »Aber wenn es diese verrückte Blondine war, dann kündige ich .«
    Ein flüchtiger Blick über die
Schulter beruhigte mich, daß Mavis nirgends in Sicht
war, und obwohl ich ihr nichts Böses wünschte, hoffte ich doch, daß sie von
irgendeiner Kleinigkeit aufgehalten worden war — wie beispielsweise von einem
Beinbruch. Der nächste Techniker war sieben Meter entfernt, er lehnte an einem Kamerawagen
und blickte so gleichgültig drein, als sei es ganz alltäglich, wenn ein Star
vor der Kamera erschossen wurde — die Gewerkschaft würde sich schon drum
kümmern.
    »Wissen Sie, wo ich Miss Lacy finde ?« fragte ich ihn.
    »Sie ist ins Wohnwagencamp zurückgefahren,
glaube ich«, gähnte er. »Als Banning erschossen
wurde, hat sie durchgedreht. Sie war nämlich scharf auf ihn — oder wissen Sie
das schon ?«
    »Ich hab’ davon gehört«, gab
ich zu. »Wo ist denn das Camp ?«
    »Etwa ’ne Meile weiter hinten im
Tal«, sagte er und gähnte nochmals. »Sind Sie ’n richtiger Polizist oder nur
ein Privatdetektiv von ’ner Konkurrenzfirma ?«
    »Mein großer Bruder hat heute
seinen freien Tag, deshalb hat er mir seine Dienstmarke gepumpt«, sagte ich.
    Er musterte mich einen Augenblick
neugierig, dann nickte er. »Hätt’ ich mir denken können«, sagte er schlicht.
    Ich ging zu Murphy zurück, der
wieder aufgestanden war und sich die Hände so fröhlich rieb wie ein
Leichenbestatter, der gerade hört, daß der Deich überm Ort gebrochen ist.
    »Ich bin fertig. Brauchen Sie
den Toten noch, oder soll ich ihn wegbringen lassen ?« fragte er.
    »Warum nicht ?« sagte ich und blickte nervös über die Schulter, aber noch immer war von der
blonden Sprechmaschine nichts zu sehen.
    Polnik kehrte mit einer Leichenbittermiene
zurück, die vom Mißlingen seiner Expedition kündete,
noch ehe er es selber tat.
    »Der

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