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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Mann, der die Kanonen
betreut, ist schon im Camp, Leutnant«, sagte er betrübt. »Deswegen konnte ich
ihn nicht sprechen .«
    »Amber Lacy ist ebenfalls dort«, sagte ich. »Mithin gibt es für uns zwei gute Gründe, mal
hinzufahren .«
    Ich hörte, wie sich jemand
räusperte, wandte den Kopf und sah Bliss neben mir stehen.
    »Ich habe Mavis mit irgendeinem Auftrag fortgeschickt — das war doch in Ihrem Sinne, nicht wahr ?« fragte er.
    »Wie recht Sie haben«,
pflichtete ich freudig bei. »Wir können hier nichts mehr tun. Am besten lassen
Sie alles ins Camp zurückfahren. Wir unterhalten uns dort — okay ?«
    »Ganz wie Sie wollen,
Leutnant«, sagte er gleichgültig. »Ich will das Gräßliche immer noch nicht glauben. Der Schock ist mir schwer in die Glieder gefahren .«
    Auf einen Wink von Doc Murphy
kamen zwei Mann in weißen Kitteln mit einer Tragbahre und stellten sie neben Bannings Leiche.
    »Wo bringt ihr ihn denn hin ?« Bliss schluckte heftig.
    »Ins Schauhaus«, antwortete
Murphy freundlich. »Dort hat er’s gut — mit Klimaanlage und allem Komfort .«
    »Noch eins, ehe Sie seine
sterbliche Hülle wegfahren«, sagte Bliss rasch. »Ich möchte nicht pietätlos
erscheinen, verstehen Sie mich bitte recht, aber der ungeheure Wert zwingt
mich...«
    Er kniete neben dem Toten
nieder, während er sprach, und hob Bannings Rechte
sanft an. Eine ganze Weile kniete er so und hielt des Toten Hand fest, zu einer
makabren Plastik erstarrt — und dann fing er zu zittern an.
    »Der Mensch geht mir auf die
Nerven«, brummte Polnik rauh .
»Worauf wartet er denn — will er ein Duett singen ?«
    »Er ist weg !« flüsterte Bliss entgeistert. »Er steckt nicht mehr an seiner Hand... Wer hat
ihn abgezogen ?«
    »Wer ist weg ?« fragte ich gereizt. »Wovon, zum Teufel, reden Sie überhaupt ?«
    »Der Ring!« Die Stimme zitterte
wie der ganze Kerl. » Shep Morrows Brillantring — Lee
hat ihn getragen !«
    »Ist er wertvoll ?«
    »Wertvoll?« Sein faltiges
Gesicht sah verstört zu mir auf. »Ich habe vierzigtausend Dollar für diesen
Ring bezahlt. Gott sei Dank ist er versichert .«
     
    Zehn Minuten später waren wir
überzeugt, daß der Ring weder in Bannings Kleidung
steckte noch von seinem Finger auf die Erde oder unter seinen Körper gefallen
war. Er war wohl auch nicht davongelaufen — er war gestohlen worden, und zwar
offenbar vor unserer Ankunft. Das Problem war ganz einfach: Man durfte
annehmen, daß jeder den Ring gestohlen haben konnte, der sich zur Zeit von Bannings Tod hier
aufgehalten hatte. Ich gab auf und sagte Bliss, wir würden jetzt ins Lager
fahren und dort weitermachen.
    Murphy begleitete den Toten zum
Leichenwagen, und ich trug Polnik auf, hierzubleiben
und sich zu vergewissern, daß alles ins Camp zurückkehrte, er sollte als
letzter folgen. Ich verfügte mich zu meinem Austin Healey und hatte eben den
Motor angelassen, da tauchte eine atemberaubende Blondine wieder auf der
Bildfläche auf und setzte sich in Trab — Richtung Austin.
    Mein Wagen schoß über den staubigen
Weg, daß die Reifen schmorten. Als ich in den dritten Gang schaltete, trug der
Wind einen besorgten Ruf an mein Ohr.
    »Leutnant! Huhu — Leutnant!« Es
hörte sich an, als sei sie richtig aus dem Häuschen. »Sie fahren in der
falschen Richtung! Ich hab’s gefunden. Sie sind...« Und den Rest bekam ich nie
heraus, denn da war ich schon längst auf und davon.
     
     
     

4
     
    Al
Wheeler
     
    Ich klopfte an die Tür von
Amber Lacys Caravan und nahm mir vor, wenn sie so
redete wie Mavis Seidlitz ,
dann würde ich es Polnik gleichtun, dem Sheriff
kündigen und zurück zur Mordkommission gehen.
    »Wer ist da ?« fragte eine matte Stimme von drinnen. »Leutnant Wheeler, County Sheriffs
Office«, rief ich. »Ich möchte Sie sprechen...«
    »Dacht’ ich’s doch .« Die Stimme schien nicht sonderlich begeistert.
    Als ich eintrat, sah ich sie an
einem kleinen Tisch sitzen, vor sich eine Flasche Bourbon und ein halbvolles
Glas. Sie war noch immer für den Western angezogen; ein Saloon-Girl, das sich
gerade mit drei Goldgräbern auseinandergesetzt hat, die drei Jahre lang kein
weibliches Wesen gesehen hatten.
    Die herabhängende Halskrause
ihres Kleidchens hatte sich mit den Überresten des Saums zusammengetan, aber
selbst gemeinsam schafften sie es nicht, ihre Kurven zu bedecken. Es war wohl
das erste Mal in meinem Leben, daß ich mich nach Coltgürtel und Sporen sehnte.
    Amber Lacy sah mich an wie einen alten Vertrag, der vor einem

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