So stirbt kein Held
Enttäuschung in
seinem Gesicht, daß er es nicht bis in Ambers Caravan geschafft hatte, ehe ich
herauskam.
»Sie sind alle hier, Leutnant«,
brummte er. »Wie Sie’s befohlen haben .«
»Das betrifft wohl auch Mavis Seidlitz ?«
Sein Gesicht bekam plötzlich
Flecken. » Mavis macht sich Ihretwegen Gedanken,
Leutnant. Sie meint, mittlerweile hätten Sie gewiß ein drängendes Problem .«
»Ich habe das dumpfe Gefühl,
daß sie recht hat«, gab ich zu. »Aber wir reden da von verschiedenen Problemen. Haben Sie den Kerl ausfindig gemacht, der die Revoler geladen hat ?«
»Selbstverständlich.« Er
lächelte stolz. »Man nennt ihn einen Prop -man,
Leutnant, das ist kein Komparse oder so...«
»Ich weiß«, unterbrach ich ihn hastig.
»Was war mit den Colts ?«
»Er hat sie selber geladen,
etwa zwei Stunden, bevor sie zu der alten Mine gefahren sind«, erklärte Polnik bekümmert. »Aber vor der Abfahrt war er mindestens
eine Stunde lang nicht in seinem Wohnwagen, deswegen meint er, so ziemlich
jeder hätte reinschleichen und die Patronen auswechseln können .«
»Wie kommt es eigentlich, daß
sie hier außer Platzpatronen auch richtige zur Hand haben ?«
»Das hat er mir erklärt.
Manchmal drehen sie den Helden bei einer Revolverschlacht in Großaufnahme, und
damit das besser wirkt, ballern sie eine richtige Kugel in ’ne Türfüllung,
damit das Holz um den Helden schön splittert. Natürlich nicht zu nahe — das
macht ein Fachmann, und der steht höchstens anderthalb Meter von der Tür
entfernt, neben der Kamera«, erläuterte Polnik des langen und breiten .
»Das hab’ ich gern«, sagte ich
grimmig. »Jedermann kann die Patronen ausgewechselt haben, jedermann kann den
Ring von Bannings Finger gestohlen haben, und soviel ich bis jetzt gehört habe, hatte auch so ziemlich
jedermann guten Grund, ihm den Tod zu wünschen .«
»Vielleicht sollten wir sie mal
durchsuchen, dann kriegen wir raus, wer den Ring hat«, schlug Polnik vor. »Ich fange am besten gleich bei Amber Lacy an, Leutnant, wie wär’s ?«
»Ein angenehmer Gedanke,
Sergeant«, meinte ich. »Aber so, wie sie angezogen ist, könnte sie nicht mal
anarchistische Gedanken an sich verstecken. Wissen Sie, wo Kemp zu finden ist ?«
»Sicher.« Der Sergeant wies auf
die Reihe der Wohnwagen. »Im fünften links, Leutnant. Soll ich mitkommen ?«
»Sie sollen den Kameramann
auftreiben und sich vergewissern, daß wir den Filmstreifen bekommen, der Bannings Ende zeigt«, sagte ich. »Machen sie ihm ein
bißchen Dampf. Wenn mit dem Film irgendwas passiert, setzen wir ihn wegen
Beihilfe vor, nach und während der Tat fest .«
Polnik entfernte sich mit einem
letzten sehnsüchtigen Blick auf Amber Lacys Wohnwagentür, und ich nahm Kurs auf die fahrbare Herberge von Jason Kemp — aber
ich kam nicht bis hin.
Zwei Gestalten tauchten hinter
einem anderen Caravan auf und schritten rasch auf mich zu. Einer war ein
zierlicher kleiner Kerl, makellos gekleidet, und der andere sah aus wie Mr. America 1932, der 1933 begonnen hatte, Speck anzusetzen —
und dies seither ununterbrochen betrieb. Ich identifizierte sie, ehe sie auf
Sprechweite heran waren: Mavis ’ ungleiche Zwillinge.
Sie blieben vor mir stehen, und
der Kleine lächelte höflich, während seine Augen meinen Schädel röntgten.
»Leutnant Wheeler?« Seine
Stimme klang so sauber und exakt, wie der ganze Kerl aussah. »Ich bin Kent Ivorsen . Dies ist Mr. Toro .«
»Haben Sie etwas auf dem Herzen ?« fragte ich.
» Harumph «,
grunzte Toro .
Ich sah ihn einen Augenblick
an, dann wandte ich mich wieder an Ivorsen . »Ich
meinte, ob Sie etwas auf dem Herzen hätten«, sagte ich. »Ich erwarte ja
keine Wunder .«
»Ich bin finanziell an der Dead- Shot -Serie beteiligt«, erklärte Ivorsen bedächtig. »Verständlicherweise bin ich vom tragischen Tod des Hauptdarstellers
zutiefst beunruhigt, Leutnant. Und obwohl ich die Notwendigkeit Ihrer
Untersuchungen selbstverständlich einsehe, möchte ich doch gern Ihre
Versicherung haben, daß Sie unseren Drehplan nicht beeinträchtigen werden —
sobald er wieder im Lot ist .«
»Wie wollen Sie denn jetzt das
grundsätzliche Problem lösen, da Ihnen Banning nicht
mehr zur Verfügung steht ?« fragte ich einigermaßen
gespannt. »Lassen Sie ihn im Rest des Films als Mumie auftreten ?«
»Wir haben das bereits gelöst«,
sagte er selbstgefällig. »Bliss ist zwar noch nicht ganz meiner Ansicht, aber
er wird sich schon fügen. Wir tun das Nächstliegende,
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