So stirbt kein Held
und ab wie ein
Fußball — mehr vertrage ich ganz einfach nicht.«
»Wie heißt sie denn ?«
»Graf Clausewitz ?« murmelte Polnik dumpf.
»Ist Ihnen der Fußball auch in
den Kopf gehüpft ?« schimpfte ich.
»Ehrlich, Leutnant.« Sein
Gesicht nahm einen verletzten Ausdruck an, während sich die Stirn in
schmerzliche Falten legte. »So ähnlich jedenfalls — ha! — jetzt hab’ ich’s: Seidlitz !«
»Wenn Sie mich auf den Arm
nehmen wollen...« hub ich an.
» Mavis Seidlitz «, vollendete Polnik triumphierend. »Das ist ihr Name, so wahr ich hier stehe, Leutnant, Mavis Seidlitz .«
»Hier bin ich !« erklang eine silberhelle Stimme irgendwo hinter meinem linken Schulterblatt.
Ich wandte mich wieder ganz
langsam um, wie schon vorhin bei meinem Sergeant, denn in diesem Augenblick
wurde mir bewußt, daß der heiße Tag jetzt endgültig begonnen hatte.
Interessiert und erwartungsvoll sah sie mich an, die Blondine — übrigens eine
echte, mit so einem kornfarbenen Blond, das einem
richtig Wohltat, nach all dem blau- und grüngestreiften Zeug, dem man sonst
überall begegnete.
Sie hatte hellblaue Augen,
nicht gerade unschuldig, aber unbefangen, eine hübsche, leicht aufgestülpte
Nase und Lippen — na ja, voll und warm eben. Sie trug eine durchsichtige
Nylonbluse und darunter einen Spitzenunterrock, der sich aus tiefem Tal zu zwei
Höhen emporschwang, die auch einen Flachlandbewohner gleich vom Gipfelstürmen
träumen ließen. Ihre Taille war lächerlich dünn, was der breite Gürtel noch
betonte. Der Rock schmiegte sich an die Hüften wie die Nylons an die langen
formvollendeten Beine und die zierlichen Knöchel.
Es war, als habe einer mit der
guten alten Mutter Natur gewettet, sie könne gar keine körperlich ideale Frau
erschaffen, so mit allem — und da erschuf sie Mavis Seidlitz , und die Wette war gewonnen.
»Sie müssen der Leutnant sein,
von dem der Sergeant mir erzählt hat«, sagte sie eifrig.
»Wheeler.« Ich schluckte, denn
die Spitzen wölbten sich. »Al Wheeler.«
» Mavis Seidlitz «, sagte sie, und dann fuhr sie gleich fort,
ohne noch mal Luft zu holen: »Ich habe Ihrem lieben Sergeant hier gerade alles
über die Verdächtigen in diesem Fall berichtet, ich war nämlich Teilhaberin —
die erste Teilhaberin, natürlich — einer Privatdetektei in L. A.: Rio Investigations , ich nehme an, Sie haben schon davon gehört,
aber Johnny Rio ging nach Detroit, deshalb machte ich mich als vertrauliche
Ermittlerin selbständig. Sie sehen also, daß ich jede Menge Erfahrung besitze,
und sie dürfen es mir glauben: Ich wußte gleich, daß nichts Gutes dabei
herauskommen würde, als Amber Lacy so hinter dem
armen Lee Banning her war und seine Frau hinter
beiden! Der Tote da ist Lee, hier der da, Leutnant, verstehen Sie? Also, wie
ich schon sagte...«
»Warten Sie mal«, bat ich
verzweifelt. »Wollen wir nicht...«
»Aber ich habe ja noch gar
nicht angefangen .« Sie klapperte mit den langen
Wimpern und musterte mich befremdet. »Verstehen Sie doch, Leutnant Caravan, ich
war heute früh in Mr. Bliss’ Wagen, und Drew Fenelk ,
der Astrologe — sagen Sie mal! Ich wette, Sie sind ein Steinbock! Das sehe ich
auf den ersten Blick — also, er hat das Ganze mit drei Worten vorausgesagt.
Gefahr, Unheil und Tod. Einfach so! An dem Blut auf dem Hemd des armen Lee Banning sehen Sie ja, wie recht er hatte — und wie ist das
mit Mr. Ivorsen und Mr. Toro ,
he? Was ist mit ihnen ?«
»Mr. Wer und wer noch ?« fragte ich matt.
»Mr. Ivorsen und Mr. Toro «, wiederholte sie geduldig, »die beiden
ungleichen Zwillinge — so nenne ich sie, aber das ist nur ein Witzchen. Ich
glaube nämlich nicht, daß sie wirklich Zwillinge sind, aber sie haben etwas so
Komisches an sich. Haben Sie Sinn für Humor, Leutnant ?«
»Ich muß ihn im Augenblick
verlegt haben«, sagte ich dumpf, »zusammen mit meinen übrigen Sinnen .«
»Na ja«, lächelte sie
freundlich, »machen Sie sich nichts draus, Leutnant, es geht den meisten
Herren, die ich kennengelernt habe, ganz genauso — immer verlieren sie den Sinn
für Humor an den unwahrscheinlichsten Stellen, in der Geisterbahn, auf einer
Stromliniencouch oder in der Garderobe. Aber ich wollte Ihnen ja von den
Verdächtigen erzählen, und Sie können es mir abnehmen, Leutnant: Jason Kemp
hatte nichts damit zu tun, und glauben Sie ja nicht, was Amber Ihnen erzählt,
von wegen: er habe sie und Lee Banning bedroht, weil
Lee ihn bei Mr. Bliss schlechtmachen wollte !«
Ich blickte
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