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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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bekannt. Dann hat er plötzlich aufgehört, kam an die
Westküste und fing an, sein Geld in friedliche Dinge zu investieren — wie
beispielsweise in Dead Shot .«
    »Das erklärt wohl dieses
gezähmte Ungeheuer, das er ständig bei sich hat«, sagte ich.
    » Toro ,
der Exleibwächter , der im Grunde gar kein >ex< ist«,
pflichtete Kemp mir bei. »Ich habe mich schon oft gefragt, wieso Ivorsen ihn behält: ob wegen seines schlechten Gewissens
oder nur so aus Gewohnheit .«
    »Was ist mit Mel Parker ?« fuhr ich beharrlich fort. » Ivorsen hat mir gerade erzählt, Parker solle da weiterspielen, wo Banning so plötzlich aufgehört hat. Vielleicht sah Parker seine Gelegenheit und half
ein bißchen nach .«
    »Vielleicht.« Kemp schien nicht
daran zu glauben. »Ich bezweifle aber, daß er den Nerv dafür besitzt .«
    »Sie glauben also, es erfordert
allerhand Nerven, wenn man einen anderen einen Mord für sich begehen läßt, der
nicht mal etwas davon weiß ?« fragte ich freundlich.
    Kemp zuckte die breiten
Schultern. »Wenn Sie es so sehen, dann haben Sie wahrscheinlich recht; ich
meine wohl eher, daß ich auch Parker nicht die Raffinesse für diesen Plan
zutraue .«
    »Und was ist mit Bliss ?«
    »Lucian?« Er lachte. »Der hätte
damit gewartet, bis die Sterne richtig standen .«
    »Vielleicht hat er das wirklich
getan. Fenelk hat ja alles prophezeit .«
    » Fenelk !« sagte er verächtlich. »Dieser Jahrmarktsgaukler!«
    »Wenn man Sie so hört«, sagte
ich nachdenklich, »dann hatte niemand Nerv oder Grips genug für diesen Mord —
außer Ihnen .«
     
     
     

5
     
    Mavis Seidlitz
     
    Ich bekam diesen dummen Leutnant
Wheeler an diesem Nachmittag nicht mehr zu Gesicht, aber das war sein Glück,
denn ich hätte ihm einiges erzählt — ich meine, von der Mühe und den
Unannehmlichkeiten und den dummen Antworten und so weiter; als ich es ihm
schließlich hatte sagen wollen, wo die Fälle waren, da hatte er nicht mal
gewartet.
    Abends gegen sechs sagte mir
Mr. Bliss, in einer halben Stunde finde eine wichtige Konferenz statt, und ich
solle einen Block mitbringen, um Notizen zu machen. Das munterte mich ein
bißchen auf — daß er mich zu einer wichtigen Konferenz hinzuzog —, und daher
nutzte ich die halbe Stunde, um rasch zu duschen und dann das neue Kleid
anzuziehen, das ich mir eigens mitgebracht hatte.
    Es war verdammt schick, schwarz
mit weißem Kragen und weißem Besatz vorn, und mit so hübschen Uniformknöpfen.
Solch ein Kleid findet man wirklich nicht alle Tage. Auf den ersten Blick wirkt
es sehr streng, aber auf den zweiten schon nicht mehr — wenn ein Mann zum zweitenmal hinsieht, merkt man ihm an, wie seine Phantasie
schon mit all den hübschen Uniformknöpfen spielt. Wahrscheinlich dachte der
Modeschöpfer beim Entwerfen an einen müden Manager, dessen Sekretärin
dienstlichen Ernst zur Schau stellen muß und ihm doch gleichzeitig zeigen will,
daß nicht alles dienstlich ist, was sie so hat.
    Als ich pünktlich in Mr. Bliss’
Wohnwagen eintraf, waren schon ein paar Leute da, einschließlich Mr. Ivorsen und Mr. Toro . Ich paßte auf, daß ich nicht neben Mr. Ivorsen zu sitzen kam; ich muß mich beim Stenografieren ohnedies sehr konzentrieren, da
kann ich keinen nebenberuflichen Tätschler brauchen.
Also ließ ich mich zwischen Jason Kemp und Mel Parker nieder.
    Drew Fenelk war auch schon bei Mr. Bliss, und keiner von beiden wirkte ausgesprochen
glücklich. Fünf Minuten später stolzierte Amber herein, mit einer blauen
Seidenbluse und hautengen Samthosen, als seien ihre Flitterwochen gerade erst
vorüber. Peggy Banning fehlte; sie war wohl zu
mitgenommen, um sich im Augenblick für die Zukunft von Dead Shot zu interessieren.
    Mr. Bliss musterte die Runde,
als litten wir alle an derselben unheilbaren Krankheit. Ich legte Block und
Stift parat und entsann mich der Lehre aus dem Sekretärinnenseminar :
Immer bereit sein, sonst wird man womöglich noch überrumpelt.
    »Ich weiß, wie uns allen zumute
ist — und um unser aller Mitgefühl für Mrs. Banning «, sagte Mr. Bliss und fuhr sich sehr mitfühlend
durch die Haare. »Und ich weiß, welche Spannung seit dieser furchtbaren
Tragödie auf uns allen lastet. Aber wenn die Serie weiterleben soll, müssen wir
uns sofort wieder an die Arbeit machen, sonst kriegt keiner von uns mehr Boden
unter die Füße .«
    Er holte tief Luft und richtete
seinen sorgenvollen Blick zur Wohnwagendecke. »Ich denke mir, daß Lee Banning im Geiste hier bei uns weilt und

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