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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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selten, Lucian«, sagte er und schüttelte bedächtig das Haupt.
»Dabei schätze ich es mehr als alles andere; eine unbezahlbare Tugend. Wenn sie
dann nicht mehr da ist, bin ich tief traurig .« Die
Hand mit der Zigarre pochte sanft an sein Herz. »Hier spüre ich es, hier
drinnen, Lucian .« Die Hand bei Amber zog sich zusammen,
während er ihrem Bein eine abschließende Würdigung zuteil
werden ließ, routiniert wie ein Rancher aus Texas, der Ochsen nach dem
Huf beurteilen kann; dann ließ er sie los und erhob sich.
    »Dies ist also der Abschied,
Lucian«, flüsterte er. »Ich wünsche Ihnen alles Gute .«
    Einen Augenblick sprach keiner
ein Wort, dann ließ Drew Fenelk pfeifend die Luft ab.
»Lucian! Wenn Sie jemals Wert auf meine Dienste legten, dann hören Sie jetzt
auf mich. Treffen Sie keinerlei Entscheidung, die Sterne stehen noch miserabler
als heute nachmittag . Noch immer droht Gefahr und
Verderben« — seine Stimme senkte sich plötzlich zu einem Flüstern, das einem
das Blut erstarren ließ —, »und der Tod steht noch vor der Tür !«
    Mr. Bliss schien ihn gar nicht
gehört zu haben. Er konzentrierte sich auf Ivorsen ,
und sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren.
    »Der Abschied ?« stotterte er. »Machen Sie Witze, Kent ?«
    »Wenn das Vertrauen schwindet,
bleibt nichts mehr übrig .« Mr. Ivorsen zuckte die Schultern und nahm den schweren Schicksalsschlag gelassen hin. »Ich
stelle meine finanzielle Unterstützung ab sofort ein«, fügte er beiläufig
hinzu.
    »Aber das können Sie doch nicht
machen !« rief Mr. Bliss.
    »Doch jetzt nicht. Sie werden
alles ruinieren, die Serie — alles. Seien Sie doch vernünftig, Kent .« In seiner Stimme schwangen Flehen und Verzweiflung.
    »Dann stellen Sie unser
Vertrauensverhältnis wieder her, Lucian«, erklärte Ivorsen ihm höflich. »Treffen Sie die einzig richtige Wahl und nehmen Sie Parker als Bannings Nachfolger .«
    Eine ganze Weile sagte Mr.
Bliss gar nichts. Ich nehme an, es war ihm einfach nicht möglich. Endlich
hüpfte sein Adamsapfel ein paarmal heftig, und er brachte ein Kopfnicken
zuwege.
    »Okay«, sagte er heiser.
»Parker übernimmt die Hauptrolle .«
    »Und ich habe überhaupt nichts
zu sagen ?« fragte der arme Jason Kemp rauh .
    »Es tut mir aufrichtig leid,
Jason .« Mr. Bliss sah ihn betroffen an. »Aber ich
glaube, nein .«
    »Es freut mich, daß wir alle
einer Meinung sind .« Mr. Ivorsen strahlte in die Runde, während er Platz nahm und seine Hand wieder auf Ambers
Bein wandern ließ, diesmal jedoch eine Handbreit weiter oben. Ich sagte mir,
Amber müsse wirklich überaus müde sein, da sie nicht mal die Augen aufschlug.
    »Das ist nicht in Ordnung,
Lucian«, rief Drew Fenelk , aufs höchste entrüstet.
»Sie machen es nur noch schlimmer! Als Ihr Freund und Ratgeber...«
    »Ihr Rat interessiert mich
außerordentlich«, unterbrach ihn Mr. Ivorsen . »Zuerst
habe ich Sie nur für einen harmlosen Schwindler gehalten, als Lucian darauf
bestand, Sie zu den Außenaufnahmen mitzubringen. Aber nun bin ich mir Ihrer
Harmlosigkeit nicht mehr ganz so sicher — vielmehr überlege ich, wie gefährlich
Ihre Besessenheit uns noch werden könnte .«
    »Was wollen Sie damit sagen ?« stammelte Fenelk .
    »Mir ist plötzlich eine Idee
gekommen«, sagte Mr. Ivorsen eisig. »Lucian hat in
letzter Zeit kaum auf Sie gehört, nicht wahr? Vielleicht hat Sie das
verzweifeln lassen, Fenelk , und Ihre Prophezeiungen
wurden deshalb immer alarmierender — Gefahr, Unheil und Tod —, aber Lucian
wollte immer noch nicht auf Sie hören. Vielleicht hat das zu einer Kurzschlußreaktion geführt, Fenelk ?
Vielleicht veranlaßte es Sie, Ihre Voraussagen selbst zu verwirklichen ?«
    Drew Fenelk starrte ihn einen Moment an, ohne ihn zu sehen, dann ging er auf ihn los. »Sie
sind ein Ungeheuer !« heulte er. »Ein elender,
verkommener...«
    » Toro ...«
Mr. Ivorsen schnalzte ein bißchen mit den Fingern.
    » Grrrh «,
sagte Mr. Toro nachdenklich, langte mit einer Pranke
zu und packte Fenelk an den Revers. Dann hob er ihn
mühelos hoch und trug ihn zum Wohnwagen hinaus, ohne auf den Strom von
Schimpfwörtern zu achten, der sich aus Fenelks Mund
über ihn ergoß.
    Amber schlug ein Auge auf und
sah sich schläfrig um. »Ist die Konferenz zu Ende ?« fragte sie. »Oder darf ich weiterdösen ?«
    Mr. Bliss starrte Kent Ivorsen mit offenem Munde an, so bestürzt war er. »Kent«,
sagte er demütig, »glauben Sie denn wirklich, Drew könnte Lee Banning ermordet haben, nur

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