So stirbt kein Held
daß er uns
ermutigt, daß er all seine Begeisterung und Entschlossenheit dazugeben möchte,
damit die stolze Tradition der Serie nicht untergeht .«
»Wie recht Sie haben, Lucian«,
sagte Amber ungerührt. »Wenn das nämlich passiert, verlieren wir alle einen
Haufen Geld .«
Mr. Bliss zuckte sichtlich
zusammen. »Na ja, so sieht es sich materiell an. Wollen wir also nun vom
Geschäft reden ?«
Drew Fenelk schüttelte mißbilligend den Kopf. »Ich sage es Ihnen noch einmal, Lucian, jetzt
ist nicht die rechte Zeit dafür. Ihre Sterne stehen noch immer schlecht, sehr
schlecht. Der Löwe rückt ins Haus von Mars...«
»...und wir vergeuden wertvolle
Zeit, indem wir uns solchen Unsinn anhören«, unterbrach Mr. Ivorsen ärgerlich. »Kommen Sie zur Sache, Lucian .«
»Gern.« Mr. Bliss vermied es
sorgfältig, den Ausdruck verletzten Stolzes in Drew Fenelks Zügen zu bemerken. »Ich nehme an, es ist allen klar, daß wir nach Lee Bannings Tod mit einem neuen Hauptdarsteller und einem
anderen Drehbuch von vorn anfangen müssen. Im Augenblick arbeiten zwei Autoren
an dem Drehbuch, und bis morgen früh werden sie so weit sein, daß wir nach
einem neuen Drehplan weitermachen können. Wichtiger ist freilich im Augenblick,
einen neuen Star zu kreieren, wozu uns keinerlei Zeit zur Verfügung steht. Ich
freue mich jedoch sagen zu können, daß wir dieses Problem gelöst haben. Hiermit
möchte ich Ihnen also den neuen Star von Dead Shot vorstellen...« Während er einen Augenblick innehielt, erhob sich Mel Parker
neben mir schon halb aus seinem Stuhl.
»...nämlich Jason Kemp !« vollendete Mr. Bliss.
Ich glaube, das einzige
Geräusch nach dieser Ankündigung war der dumpfe Plumps neben mir, als Mel
Parker wieder auf seinen Stuhl fiel.
»Ich bedanke mich für den
frenetischen Applaus«, sagte Jason Kemp trocken. »Er verstärkt meine Freude,
nunmehr zum Team zu gehören .«
»He !« sagte Parker mit halberstickter Stimme. »Und was ist mit mir ?«
»Tut mir leid, Mel .« Mr. Bliss widmete ihm ein Lächeln voll Sympathie und
Verständnis, das nur an den Ecken etwas verkrampft wirkte. »Sie sind der
richtige Mann für Ihre bisherige Rolle, aber der Mann für die Hauptrolle sollte
älter sein — ein starker, gereifter Charakter muß an Lees Stelle treten. Das
Zeug dazu haben Sie ganz einfach noch nicht .«
»Verdammt noch mal !« explodierte Parker und stand zornig auf. »Ich bin seit
der ersten Folge bei dieser verdammten Serie! Vier Jahre, Lucian — und Sie
wissen, daß meine Verehrerpost schon zwei Drittel von
der für Banning erreicht hat und noch ständig
zunimmt. Und mich wollen Sie übergehen — wegen eines abgetakelten Mannes von
vorgestern, mit dem es seit langem bergab geht ?«
Mr. Bliss’ Gesicht nahm die
Farbe des neuen Nagellacks an, den ich seit ein paar Wochen ausprobiere.
»Die Entscheidung ist
endgültig, Mel«, knirschte er. »Also halten Sie den Mund und setzen Sie sich
hin !«
»Einen Augenblick noch«, sprach
Mr. Ivorsen ruhig, und alle Köpfe wandten sich ihm
zu, weil da nämlich die Stimme des Gebieters erklang. Ich kam mir wieder wie 16
vor, und ich hörte die alte Miss Thursteton wieder
entrüstet sagen: » Mavis , aber doch nicht im
Umkleideraum !«
Mr. Ivorsen schnalzte mit den Fingern. » Toro !«
» Rrmph «,
machte Mr. Toro folgsam, holte eine Zigarre hervor
und packte sie sorgfältig aus. Mr. Ivorsen ließ uns
alle atemlos warten, bis die Zigarre richtig brannte, dann lächelte er Mr.
Bliss an.
»Dies ist aber nicht die
Lösung, über die wir vorher sprachen, Lucian«, sagte er fast zimperlich.
»Freilich, Sie sind durch die Ereignisse des Tages ziemlich durcheinander.
Bleiben Sie einen Moment ruhig sitzen und entspannen Sie sich .«
»Ich bedaure, Kent«, sagte Mr.
Bliss kalt. »Aber dies ist meine endgültige Entscheidung, und ich brauche Sie
wohl nicht daran zu erinnern, daß die Besetzung ausschließlich meine
Angelegenheit als Produzent ist .«
»Unser junger Freund hat recht , müssen Sie wissen...« Mr. Ivorsen nickte Mel Parker wohlwollend zu. »Er ist die einzig logische Wahl für die
Hauptrolle, nachdem Banning von uns gegangen ist; und
deshalb ist er auch meine Wahl .«
»Ich möchte mich nicht
streiten, Kent«, sagte Mr. Bliss steif. »Aber in dieser Frage haben Sie keine
Wahl zu treffen .«
Mr. Ivorsens freie Hand ging wieder auf Wanderschaft, entdeckte dabei Amber Lacys Oberschenkel und begann, ihn unbewußt zu streicheln.
»Vertrauen findet man
heutzutage so
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