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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hatte
vielleicht Angst, Al, ich war direkt...«
    »Doch nicht sprachlos ?« fragte ich gespannt.
    »...ich war wie erstarrt«,
sagte sie kühl. »Dann fiel er einfach in sich zusammen; ich ging hin und wollte
ihm helfen. Da sah ich, daß es Mel Parker war. Ich erlitt einen fürchterlichen
Schock — und dann sah ich auch noch das Messer aus seinem Bauch ragen, nein !« Sie erschauerte ein wenig, aber nicht gerade sanft, dafür
war sie nun mal nicht gebaut.
    »Wieso waren Sie bei Peggy Banning ?« fragte ich beiläufig.
    »Na, ich hatte sie doch gerade
von Jasons Wohnwagen nach Hause getragen«, erklärte sie schlicht.
    »Konnte sie denn nicht allein
gehen ?«
    »Natürlich nicht, Sie
Dummerchen!« Mavis lächelte mitleidig. »Immerhin
hatte ich ein bißchen fest zugeschlagen, und dadurch war sie regelrecht k. o .«
    »Ihr habt euch geschlagen ?«
    »Na ja, so kann man’s
eigentlich nicht nennen .« Ein Stirnrunzeln beschattete
ihre Augen, während sie überlegte. »Sehen Sie, Al, ich mußte ganz einfach
zuschlagen — sie war so hysterisch .«
    »Hysterisch also«, wiederholte
ich bedächtig. »Durch den Tod ihres Gatten, was?«
    »Tja...« Die Runzeln vertieften
sich. »Ich glaube, das spielte auch eine Rolle, gewiß, aber der Hauptgrund war
wohl, daß sie Jason nicht hatte ermorden können, wie sie’s vorgehabt hatte .«
    Wenn meine Augen sich noch ein
bißchen mehr weiteten, dann konnte sie bestimmt sehen, was hinter meinem Kopf
vorging. Ich fummelte schleunigst nach einer Zigarette.
    Mavis berichtete lückenlos weiter,
bis sie mir alle Ereignisse seit dem Ende der Konferenz mitgeteilt hatte — wie
sie Amber Lacy in ihren Wohnwagen transportiert
hatte, nachdem die Künstlerin von Ivorsen ausgeknockt
worden war, danach einige Impressionen von Jason Kemps Männlichkeit und
schließlich en detail Peggy Bannings dramatischer Auftritt und Mordversuch.
    »Peggy und Sie können sich also
gegenseitig ein Alibi liefern«, sagte ich, als sie fertig war. »Das ist
immerhin etwas. Aber Kemp war zum Zeitpunkt des Mordes allein .«
    Sie erstarrte und musterte mich
feindselig.
    »Sie denken doch nicht etwa,
daß vielleicht Jason Mel ermordet hat, Leutnant Wheeler ?«
    »Ich denke lediglich, daß er
Gelegenheit dazu hatte; ebenso wie ein paar andere Leute auch«, sagte ich
beruhigend.
    »Das ist ja lächerlich«,
schnaubte sie. »Jason könnte keiner Fliege etwas zuleide tun, er ist viel zu
edel und...«
    »Mannhaft ?« schlug ich vor.
    »Sie hegen häßliche ,
gemeine Gedanken, Al Wheeler !« zürnte sie. »Ich
fürchte, ich mag Sie überhaupt nicht mehr .«
    »Jason hatte ein gutes Motiv«,
sagte ich und erwärmte mich bei diesem Thema. »Soviel ich höre, hatte Bliss ihn
als Bannings Nachfolger vorgesehen, bis Ivorsen das platzen ließ, weil er auf Parker bestand .«
    »Jason war enttäuscht«, gab Mavis widerstrebend zu. »Aber es ist wirklich lächerlich,
auch nur einen Moment lang zu glauben, er könnte Mel umgebracht haben .«
    »Das muß wirklich eine tolle
Konferenz gewesen sein, heute abend «, überlegte ich
laut. »Ich wollte, ich wäre dabeigewesen .«
    »Wenn Sie das so sehr
interessiert«, sagte Mavis kühl, »dann können Sie ja
meine Aufzeichnungen studieren .«
    »Aufzeichnungen?«
    »Mr. Bliss bat mich, Notizen zu
machen, weil die Besprechung sehr wichtig sei .« Mavis lächelte stolz, versuchte aber, bescheiden
dreinzuschauen. »Ich bin keine Stenotypistin, und deshalb glaube ich, er hat
gerade mich darum gebeten, weil er’s für so wichtig hielt, daß er es nur einer
äußerst intelligenten Persönlichkeit anvertrauen wollte. Mir beispielsweise.«
    »Na klar«, sagte ich langsam,
»so wird das wohl gewesen sein .«
    »Aber schließlich hat er sich
so aufgeregt, daß er mir zu sagen vergaß, worauf es ihm ankam«, fuhr Mavis zögernd fort. »Deshalb habe ich vorsichtshalber alles
mitgeschrieben — was gesprochen wurde und was passierte .«
    »In Stenografie?«
    »So ähnlich.« Sie musterte mich
aus den Augenwinkeln. »Ich habe eine eigene Spezialkurzschrift. Statt all
dieser dummen Kürzel schreibe ich einfach die Worte auf — das geht doch viel
schneller. Ich verstehe gar nicht, daß es Leute gibt, die das anders machen .«
    Sie stand auf und ging zur
Frisierkommode; dabei schwenkte sie die Hüften, als hätte sie noch nicht genug
Gymnastik getrieben. Ich erhob mich, als sie mir den Notizblock zuwarf.
    »Ich glaube nicht, daß Mr. Bliss
jetzt noch Wert darauf legt«, sagte sie. »Sie können ihn also

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