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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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als er zuschlug. Ich wette, er heckt jetzt aus, wie er sich rächen
kann, und wenn er dann kommt, bin ich ganz allein .«
    Ihre Unterlippe zitterte
mitleiderregend. »Und die anderen werden alle so tun, als hätten sie nichts
gesehen und gehört. Aus diesem Grund müssen Sie mir Polizeischutz gewähren .«
    »Ich mache Ihnen einen
Vorschlag«, sagte ich nachdenklich. »Gleich morgen früh gehen Sie zu ihm hin
und beleidigen ihn ordentlich, damit er Sie noch einmal schlägt — und dann
verhafte ich ihn einfach wegen Körperverletzung, okay ?«
    Sie vergrub das Gesicht in den
Händen und fing zu weinen an, mit jener glänzenden Technik, bei der man ganz
leise beginnt und am Ende so laut wird, daß man glaubt, die Wände stürzen ein.
Und währenddessen weiß der andere ganz genau, daß er die Wahl hat: entweder er
äußert Mitleid, dann hören sie auf, oder er sagt nichts, dann wird es langsam,
aber sicher immer lauter.
    »Ich bin ja so allein !« schluchzte sie leidenschaftlich. »Niemand kümmert sich
darum, was mit mir passiert; keinen Menschen schert es, ob ich lebe oder
sterbe. Huhu...«
    »Ausgenommen Jason Kemp«, sagte
ich. »Soviel ich gehört habe, hängt er immer noch sehr an Ihnen .«
    Das Schluchzen verstummte
plötzlich, sie hob das Gesicht und starrte mich ungläubig an.
    »Jason — soll noch etwas für
mich übrig haben ?« Sie kicherte unbändig. »Das ist ja
gar nicht möglich, er braucht doch alle Liebe und Verehrung für sich selber .«
    Sie löste sich in mehr oder
weniger hilfloses Gelächter auf, während ich dabeisaß und zusah, mehr oder
weniger geduldig.
    »Wer hat Ihnen denn das erzählt ?« fragte sie, als sie endlich ausgelacht hatte.
    »Peggy Banning .«
    »Oh, Peggy!« Verachtung triefte
aus ihrer Stimme. »Ich wette, sie glaubt, er habe Lee deswegen umgebracht ?«
    »So lautet die Theorie .«
    »Peggy ist eine Frau mit einem
lächerlichen Horizont«, sagte Amber schroff. »Er ist so lächerlich, daß man ihn
eigentlich gar nicht als Horizont bezeichnen kann .«
    »Jetzt hören Sie mir mal zu«,
sagte ich. »Sicherlich haben Sie mich doch nicht hier hereingezerrt, um mir den
Bären mit Ihrer Angst vor Ivorsen aufzubinden, oder ?«
    »Aber genauso ist es — und kein
Bär !« Ihre Augen weiteten sich, und sie beugte sich zu
mir. »Ich scherze nicht, Leutnant — haben Sie eigentlich keinen Vornamen? Jedesmal , wenn ich Leutnant sage, komme ich mir vor, als
rede ich mit einer öffentlichen Einrichtung .«
    »Al Wheeler«, sagte ich. »Sie
dürfen mich Al nennen, ganz umsonst .«
    »Al...« Sie rückte noch näher,
damit mir auch nicht eins ihrer Worte entgehe. »Zwei Menschen sind ermordet
worden, hier ganz in der Nähe, und ich bin davon überzeugt, daß Ivorsen beide umgebracht hat. Wenn Sie seinen Blick gesehen
hätten, als...« Sie schloß die Augen und zitterte wie ein Blatt im Wind.
    »Ich mag ihn ungefähr ebenso
gern wie Sie, meine Liebe«, sagte ich. »Und wenn Sie sich triftige Gründe
ausdenken können, wieso der Besitzer von mindestens zwei Dritteln einer
erfolgreichen Fernsehserie erst seinen Star und dann dessen Nachfolger
umbringen sollte...«
    »Triftige Gründe? Ich weiß
keine triftigen Gründe«, sagte sie kläglich. »Das ist schließlich Ihre Sache,
darin sind Sie Fachmann. Ich weiß nur, daß ich ein Mädchen bin — und ganz
allein !«
    »Und Sie glauben, wenn Ivorsen schon die beiden anderen nicht auf dem Gewissen
hat, ermordet er aber wenigstens Sie ?«
    »Hören Sie...« Ihre Faust
trommelte einen heißen Beat auf meine Brust. »Ich will ehrlich zu Ihnen ein,
Al, ganz ehrlich. Ich glaube nicht, daß er mich ermorden will, aber ich bin
sicher, daß er mir etwas anderes, Schreckliches antun will, vielleicht mein
Gesicht ruinieren, oder so !«
    »Klar«, sagte ich. »Sicher«,
sagte ich. »Tja, das Leben ist nun mal eins der härtesten, meine Liebe .«
    Ich erhob mich mühsam vom Bett
und ging zur Tür.
    »Al !« rief sie empört. »Wollen Sie denn gar nichts unternehmen ?«
    Auf meiner Uhr war es vier, und
ich mußte das plötzliche Verlangen unterdrücken, mir die nächste Flasche zu
greifen und Amber damit das Oberstübchen zu demolieren.
    »Ich mache Ihnen einen
Vorschlag«, sagte ich. »Sie wollen doch Polizeischutz haben, stimmt’s ?«
    »Oh, Al!« Sie lächelte mich
strahlend an. »Ich wußte ja, daß Sie die ganze Zeit nur gescherzt haben, als
Sie so taten, als wollten Sie mir nicht helfen .«
    »Und ich bin Polizeibeamter«,
erklärte ich, logisch

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