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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Apartment einen überdimensionierten Scotch genehmigen
— und dann nichts wie ins Bett. Der Wunschtraum zerrann jäh, als mich jemand am
Arm packte.
    »Hier herein, Leutnant, rasch !« flüsterte es mir dringlich ins Ohr.
    Ich spürte, wie heftig an
meinem Arm gezerrt wurde, und folgte gehorsam, weil ich ganz einfach keine
Energie mehr besaß, mich auf eine Diskussion einzulassen. Der Zug an meinem Arm
zog mich in den Wohnwagen, dann schloß sein Urheber die Tür hinter uns. Meine
Phantasie schuf recht lebhafte Bilder, während ich da in der ägyptischen
Finsternis aufs Kommende harrte — zum Beispiel, ob mein Gastgeber vielleicht
derselbe Typ war, der Parker erstochen hatte, und ob er sich in diesem
Augenblick wohl überlegte, wo an Wheeler die beste Stelle für ein Messerchen
war.
    Dann ging das Licht an, ich
blinzelte ein paarmal, bis ich meine Gastgeberin erkannte — und dies ließ mich
gleich noch ein bißchen weiterblinzeln.
    »Ich mußte Sie sprechen,
Leutnant«, sagte Amber Lacy erregt. »Seit Stunden
warte ich darauf, daß Sie vorbeikommen. Ich habe schon gefürchtet, Sie kommen
überhaupt nicht mehr .«
    Irgendwie war mir entfallen,
welch eine Schönheit Amber doch war, und als ich sie nun zum zweitenmal anschaute, da sagte ich mir: Entweder hattest du
vorübergehend nicht alle Tassen im Schrank, oder du wirst langsam alt.
    Sie hatte ihr glänzend
schwarzes Haar ausgekämmt, es fiel sanft gewellt auf die Schultern und gab
einen weichen Rahmen für ihr elfenbeinfarbenes Antlitz ab. Die dunklen Augen
beobachteten mich besorgt, während die Lippen sich unbewußt wölbten, was wohl ein automatischer Reflex beim Auftauchen eines männlichen
Wesens war. Sie trug einen weißen Kaschmirpullover, der vom Hals bis zur Taille
hauteng anlag und sich derart an ihre hochragende Front schmiegte, daß man
gleich sah: darunter war nur noch Haut. Die engen schwarzen Samthosen endeten
knapp unterm Knie — sozusagen die Standardausrüstung für eine Junggesellin, die
in ihrem Apartment Besuch empfängt. Aber das hier war eben doch kein
Standardmädchen, das hier war Amber Lacy .
    »Ende der Besichtigung,
Leutnant !« In ihrer Stimme schwang ein bißchen
Ungeduld. »Sie glauben doch nicht etwa, daß ich Sie deswegen hier hereingelotst
habe ?«
    »Schließen Sie’s nicht ganz
aus«, bat ich. »Seit alters her macht es der Menschheit mehr Freude als selbst Eiscreme .«
    »Ich muß etwas trinken«, sagte
sie steif. »Würden Sie mir eingießen? Dort im Schrank.«
    Ich öffnete den Schrank und
förderte eine fast leere Flasche Scotch und eine volle Flasche Bourbon zutage.
Soda gab’s keins, aber man kann schließlich nicht alles verlangen, wie schon der
Ehemann sagte, dessen Frau ins Wasser ging, ihm aber nur die Hälfte ihres
Vermögens hinterließ.
    Amber drapierte sich auf der
Liegestatt und sah mir zu, wie ich die Gläser füllte. Ich ging damit hinüber,
und sie nahm mir gleich das erstbeste aus der Hand, ohne sich mit den üblichen
Förmlichkeiten aufzuhalten. Sie blieb auch liegen und machte mir damit klar,
von ihr aus könne ich mich hinsetzen, wo ich wolle, nur nicht aufs Bett.
    Ich packte den nächstliegenden
Fuß und warf ihn samt Bein beiseite, damit ich genügend Sitzplatz neben ihr
gewann. Sie quietschte empört, aber das machte mir gar nichts, denn schließlich
war ich ja Gast hier, oder?
    »Sie haben Manieren wie eine
Wildsau«, sagte sie böse.
    »Ich weiß«, sagte ich und
streckte mich behaglich. »Deswegen fühle ich mir hier auch wie zu Hause .«
    Die folgende eisige Stille
währte so lange, wie ich für meinen Scotch brauchte. Dann blickte ich auf und
sah, daß mich Amber mit glühenden Augen betrachtete.
    »Haben Sie gehört, was mir bei
der großen Konferenz widerfahren ist, die Lucian Bliss einberufen hat ?« fragte sie frostig.
    »Sie haben Ivorsen ein paar unfreundliche Worte an den Kopf geschleudert«, sagte ich, »und er
Ihnen dafür seine Faust .«
    »Sie gemeiner Mensch«, sagte
sie weinerlich. »Haben Sie denn überhaupt keine zärtlichen Gefühle? Ein
wehrloses Mädchen wird von einer unmenschlichen Bestie bewußtlos geschlagen, und Sie finden das lustig ?«
    »Ich finde es gar nicht
lustig«, sagte ich und gähnte herzhaft. »Aber das mit dem >wehrlosen
Mädchen<, das ist wirklich lustig .«
    »Ich verlange Schutz !« zürnte sie plötzlich. »Alle hier im Camp stehen
Todesängste aus, wenn Ivorsen sie nur anblickt. Mich haßt er jetzt, ich weiß das, ich hab’s ihm an den Augen
angesehen,

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