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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich dann die ganze Zeit Jason Kemp bewundern konnte?
Dieser Mann ließ nun wirklich mein Herz höher schlagen, wie man so sagt.
    Etwa zehn Minuten vor Beginn
der Sitzung klopfte ich an die Tür von Mr. Bliss’ Wohnwagen, worauf er »Herein !« brüllte, und das war ja immerhin schon etwas. Es gab
nämlich Tage, da sprach er im Atelier mit keinem Menschen, nicht mal ins
Diktiergerät.
    Ich ging also hinein, und Mr.
Bliss zog ein mürrisches Gesicht, worauf mein Herz so wild zu schlagen begann,
daß ich den Herstellern meines Büstenhalters zutiefst dankbar war — sie haben
das Ding nämlich aus einem Material gefertigt, das regelrecht mitatmet .
    »Was ist denn, Mavis ?« sagte Mr. Bliss grob.
    »Na ja«, stammelte ich, »ich
habe da ein Problem...«
    »Sie haben ein Problem ?« Er blickte verzweifelt zur Decke empor, wobei er sich
großartig für eine Großaufnahme geeignet hätte. »Was, zum Teufel, glauben Sie
wohl, was ich habe ?«
    »Ein Magengeschwür ?« fragte ich unsicher.
    »Ich habe... Ach was, reden wir
nicht mehr davon«, schnaubte er.
    Mir war’s schon recht, wenn er
nicht mehr von seinem Dingsda reden wollte, aber ein guter Anfang war das ja
nun auch nicht gerade. Aber weiterreden mußte ich schließlich, denn hinterher
bekam ich ihn bestimmt nicht mehr unter vier Augen zu sprechen.
    »Also«, sagte ich, »Sie
erinnern sich doch gewiß, daß Sie mich als Begleitperson für Amber Lacy engagiert haben. Ich sollte aufpassen, daß ihr nichts
passierte — von seiten der Männer, nicht wahr ?«
    »Halten Sie mich für
schwachsinnig ?« sagte er kalt. »Natürlich weiß ich das
noch. Na und?«
    »Es fällt mir schwer, das zu
sagen«, meinte ich und offenbarte damit wirklich mein momentanes Problem. »Aber
wo Lee Banning und Mel Parker doch nun tot sind und
Drew Fenelk im Gefängnis sitzt, ist doch keiner mehr
da, vor dem ich sie beschützen müßte, nicht wahr ?«
    Mr. Bliss sah mich lange
finster an, und dann fuhr er sich durch die Haare, als sei er aus irgendeinem
Grund ungeduldig.
    »In fünf Minuten haben wir
wieder eine Konferenz, stimmt’s ?« sagte er verhalten.
    »Stimmt«, erwiderte ich rasch.
    »Gestern früh hatten wir auch
eine, stimmt’s ?«
    »Stimmt genau .«
    »Und was ist Amber da passiert ?«
    »Mr. Ivorsen hat sie vom Stuhl gefetzt !« sagte ich eifrig, um ihm
zu beweisen, daß mein Gedächtnis schon noch funktionierte, wenn ihn seines auch
im Stich zu lassen schien.
    »Und da glauben Sie doch wohl
kaum, daß er ihr heute morgen Rosen schenken wird ?« schnauzte er.
    »Na ja«, meinte ich
nachdenklich, »wie das mit Rosen ist, weiß ich nicht, Mr. Bliss, denn Blumen
sind ja hier draußen schwer zu bekommen. Aber vielleicht bringt er ihr einen
Kaktus im Topf ?«
    »Sie einfältige Person !« schrie er. »Wenn Kent Ivorsen mal jemanden zusammengewichst hat — und das trifft auch auf Amber Lacy zu —, dann hat er nur noch eins im Sinn, und zwar
damit weiterzumachen, bis er seinen Widersacher am Boden zerstört hat!«
    »Also keine Rosen ?« meinte ich.
    » Mavis ,
liebste Mavis ...« Er packte mich plötzlich am Arm,
schleifte mich durch den Wohnwagen zu einem Stuhl und drückte mich drauf. »Nun
machen Sie’s mir nicht schwerer, als ich’s schon habe, und hören Sie endlich
auf, laut zu denken. Ich brauche Sie, Amber braucht Sie, wir alle brauchen Sie.
Benutzen Sie Ihren Kopf zu nichts weiter, als ihn zwischen Amber und Ivorsen zu stecken, wenn er auf sie losgehen will. Sie
werden weiterhin ordnungsgemäß bezahlt, Mavis , und
zwar so lange, wie Sie jeden Zusammenstoß zwischen den beiden verhindern,
verstehen Sie? Die beiden Morde haben uns schon genügend Publicity eingebracht,
und außerdem, wenn Amber ein blaues Auge kriegt, dann wirft uns das den
Drehplan endgültig um, klar ?«
    »Jawohl, Sir, Mr. Bliss !« sagte ich und war wieder sehr glücklich und zufrieden,
denn es geht ja nun mal nichts über das Gefühl, daß man gebraucht wird, und
nebenbei brauchte ich auch das Geld.
    »Okay«, sagte er und holte tief
Luft, als habe er gerade einen Langstreckenlauf hinter sich gebracht. »Bleiben
Sie sitzen, ganz still, ja ?«
    Ich tat wie geheißen, und etwa
fünf Minuten später wandelte Amber herein. Sie trug eine dicke Frotteebluse und
Cowboyhosen, was ja eigentlich ganz gut aussah, aber sie ging irgendwie
steifbeinig, als sei sie schrecklich müde. Ihre Augen konnte ich nicht sehen,
denn sie wurden von einer riesigen Sonnenbrille verdeckt, aber sie war bleich,
und ihre Lippen

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