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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Antlitz erinnerte
jetzt an Granit. »Was hat Bliss damit zu tun ?«
    »Wenn er mir nicht erzählt
hätte, daß er pleite ist«, sagte ich peinlich berührt, »dann hätte ich mir ja
auch keine Gedanken gemacht. Aber Sie wissen ja, wie es ist, Mr. Ivorsen , wenn einem ein Mensch — und mag es auch ein so
wirklich netter Mensch wie Mr. Bliss sein —, wenn der einem also sagt, daß er
auf dem trockenen sitzt und einem gleich danach einen
Brillantring verspricht. Als ich dann hörte, daß der andere gar nicht echt war,
da machte ich mir eben Gedanken .«
    »Er hat Ihnen den Brillantring
versprochen ?« knirschte Ivorsen .
»Nachdem er Ihnen anvertraut hatte, er sei pleite ?«
    »Ich glaube, das hätte ich
nicht sagen dürfen«, murmelte ich und versuchte, verlegen dreinzuschauen. »Aber
ich glaube, Sie haben ein Recht darauf, es zu erfahren, Mr. Ivorsen .
Schließlich ist es Ihr Geld, das er ausgibt, nicht wahr ?«
    »Mein Geld!« Einen
fürchterlichen Augenblick lang dachte ich schon, gleich werde er stehenden
Fußes ersticken. Er schloß die Augen ein paar Sekunden, und als er sie wieder
aufschlug, waren sie blutunterlaufen.
    »Weshalb hat er Ihnen den Ring
versprochen ?« sagte er dumpf.
    »Damit ich nicht darüber rede«,
sagte ich. »Damit ich es niemandem sage, daß ich gesehen habe, wie er Lee Banning gleich nach dessen Tod den Ring vom Finger zog .«
    Ivorsens Gesicht, mit dem er mich
danach eine halbe Minute anstarrte, graulte mich fast zu Tode. Dann plötzlich
holte er tief Luft und versuchte zu lächeln, wodurch sein Antlitz freilich noch
mehr an einen Kopf aus der Geisterbahn erinnerte.
    »Es war sehr klug von Ihnen,
mich um Rat zu bitten, Miss Seidlitz «, flüsterte er.
»Wirklich sehr klug. Ich glaube freilich, ehe ich Ihnen einen endgültigen Rat
erteile, sollte ich noch mal mit Lucian sprechen. Bitte entschuldigen Sie mich .« Seine Finger schnalzten explosionsartig. » Toro !«
    » Rrrgh !« grunzte Mr. Toro und stampfte
zur Tür.
    »Es wird vielleicht ein
Weilchen dauern, Miss Seidlitz «, schnarrte Mr. Ivorsen . »Warten Sie nicht auf mich, ich setze mich mit
Ihnen in Verbindung, sobald ich etwas Definitives weiß .«
    Ich merkte, daß ihm in diesem
Moment eine ganz neue Idee gekommen war; seine Hand quetschte meine Hüfte
dementsprechend nachdrücklich.
    »Was diesen Ring betrifft, so
bin ich mir noch nicht im klaren «, sagte er wie zu
sich selbst, »aber wenn Sie sich für Juwelen interessieren, Miss Seidlitz , könnten wir beide vielleicht zu einem allseits
befriedigenden Übereinkommen gelangen .«
    Nach einem abschiednehmenden Kneifer folgte er Mr. Toro aus dem Wohnwagen. Ich war
froh, daß er weg war. Allmählich kam ich mir schon wie die tiefgekühlte Torte
bei der Geburtstagsparty vor: jeder, der ein Stück haben wollte, bediente sich
einfach!
    Ich wartete zwei Minuten, dann
verließ ich den Wohnwagen und sah mich sorgfältig um, konnte aber keinen
Menschen entdecken. Demnach schien es mir okay, meine eigene Behausung
aufzusuchen. Unterwegs sah ich auf die Uhr: es war gleich fünf, und das hieß,
daß Jason jeden Augenblick zurückkommen konnte. Deshalb ging ich weiter bis zum
Ende der Wohnwagenstraße, um nach dem Auto Ausschau zu halten.
    Ich konnte mir nicht helfen,
ich mußte vor mich hingrinsen , als ich mir ausmalte,
wie überrascht Jason sein würde, wenn ich ihm von dem Vorgefallenen erzählte,
und wie stolz er gewiß auf mich war, daß ich Leutnant Al Wheeler geholfen hatte,
einen Mörder zu überführen!
     
     
     

11
     
    Al
Wheeler
     
    Nachdem ich Mavis die Wohnwagentür vor der Nase zugeschlagen hatte, wartete ich zwanzig Sekunden,
ehe ich sie vorsichtig wieder eine Handbreit öffnete. Ich beobachtete, wie sie langsam
zu Ivorsens Caravan ging, und drückte mir die Daumen,
daß sie nicht in letzter Sekunde noch der Mut verlassen möge. Aber das liebe,
wohlgerundete Ding ging tatsächlich hin und klopfte an. Jemand machte ihr auf,
und sie trat ein.
    Ich wandte mich um und sah Fenelk an, der immer noch recht empört dreinschaute, als
wolle er sagen, was er überhaupt hier solle, obwohl er doch eigentlich zu Hause
sitzen und einem Starlet das Horoskop berechnen könnte.
    »Jetzt sind Sie an der Reihe«,
erklärte ich ihm. »Sie wissen ja, was Sie zu tun haben: Sie gehen zu Bliss und
erzählen ihm, ich hätte Sie laufen lassen und mich bei Ihnen entschuldigt. Ich
sei überzeugt, man habe Ihnen das Messer aus Ihrem Wohnwagen gestohlen und
Ihnen den falschen Brillantring in die

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