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So stirbt kein Held

So stirbt kein Held

Titel: So stirbt kein Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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und weil Sie wüßten, daß er pleite ist, fürchteten Sie, es sei
vielleicht nur wieder eine Imitation .«
    »Sie sind ja verrückt !« sagte ich. »Au! Das dürfen Sie aber nicht tun !« Ich sah ihn zornig an, aber ich glaube, seine Hand bekam
nichts davon mit.
    »Danach dürfte Ivorsen sehr interessiert sein und eine Menge Fragen
stellen«, fuhr Al gelassen fort. »Seien Sie ein bißchen zurückhaltend beim
Antworten, nicht zu hilfsbereit, aber sagen Sie ihm dann, Sie hätten gesehen,
wie Bliss Banning den Ring vom Finger streifte,
unmittelbar nachdem er erschossen worden war. Als Sie Bliss deswegen fragten,
hätte er Sie um Stillschweigen gebeten und Ihnen den Ring versprochen, sobald
er die Versicherungssumme dafür kassiert hatte. Er hätte Ihnen anvertraut, daß
er pleite sei und es Ivorsen nur nicht zu sagen wage.
Dann erzählen Sie ihm noch, Sie hätten sich schon Gedanken gemacht, seit Sie
davon hörten, daß der Ring nicht echt war — und deshalb möchten Sie nun
sichergehen .«
    »Da muß ich aber eine ganze
Menge behalten, Al«, sagte ich. »Ich glaube nicht, daß mir das gelingt .«
    Da kniffen mich seine dummen
Finger ganz unverhofft, ich wurde schwach und legte ihm den Kopf an die
Schulter.
    »Aber sicher gelingt Ihnen das, Mavis «, sagte er überzeugt. »Vielleicht brauchen Sie
auch gar nicht so viel zu sagen; möglicherweise rennt Ivorsen schon los, noch ehe Sie fertig sind .«
    »Okay«, sagte ich mit einem
träumerischen Seufzer. »Ich will’s versuchen, Al .«
    »So ist es recht«, sagte er
zufrieden, und dann stand er so plötzlich auf, daß ich beinahe umgefallen wäre;
unvermittelt ließ er mich los. »Dann wollen wir den großen Auftritt schleunigst
in Szene setzen«, sagte er unternehmungslustig. »Wirken Sie möglichst
überzeugend, Mavis . Und viel Glück!«
    »Augenblick mal«, sagte ich
matt. »Soll das heißen, daß ich jetzt gleich...«
    »Auf der Stelle, Liebste«,
sagte er. »Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren .«
    Während er sprach, legte er mir
eine Hand aufs Schulterblatt und schob mich sanft zur Tür, und als er ausgeredet
hatte, stand ich schon draußen.
    »Al«, sagte ich nervös. »Wollen
wir nicht lieber...«
    »Von Herzen Glück, Mavis !« Er lächelte mich einen Augenblick strahlend an, und
dann machte er mir die Tür vor der Nase zu.
    Was blieb mir mithin übrig, als
zu Mr. Ivorsens Wohnwagen zu wandern und nervös an
die Tür zu pochen? Mr. Toro öffnete zwei Sekunden
später und starrte mich durchdringend an.
    »Bitte«, stotterte ich, »ich
möchte gern Mr. Ivorsen sprechen. Falls er nicht
gerade beschäftigt ist .«
    » Hrmph «,
grunzte Mr. Toro und wedelte mit der Hand, ich solle
eintreten.
    Ich glaubte jetzt genau zu
wissen, wie Rotkäppchen sich fühlte, als es in Großmutters Hütte trat und den
Wolf sich lüstern die Schnauze lecken sah. Mr. Ivorsen saß in einem bequemen Sessel und schmauchte eine Zigarre, aber sobald er mich
erblickte, sprang er auf und eilte herbei.
    »Das ist aber ein Vergnügen,
Miss Seidlitz «, sagte er und beehrte mich mit seinem
seltenen, echt goldenen Lächeln.
    »Ich möchte Sie um Ihren Rat
bitten, Mr. Ivorsen «, brachte ich heraus. »Mir macht
da etwas Kummer .«
    »So hübsche Mädchen wie Sie
dürften überhaupt keinen Kummer haben«, meinte er betrübt. »Aber Sie können
sich ganz auf mich und meine Erfahrung verlassen .« Seine Hand ging auf Wanderschaft und tröstete voll Mitleid mein Hinterteil.
»Ich betrachte es als meine Pflicht, Miss Seidlitz ,
einer Dame in Not beizustehen .«
    »Also«, sagte ich und
schluckte, »dieser Brillantring, Mr. Ivorsen — können
Sie mir sagen, ob er echt ist ?«
    Er lächelte erneut, während
seine Hand die Tröstung verstärkt fortsetzte; ich war froh, daß ich genügend
Isolierung trug, die mich vor Schrammen bewahrte.
    »Aber natürlich ist er echt«,
sagte er. »Er ist vierzigtausend Dollar wert...« Allmählich verschwand das
Lächeln aus seinen Zügen. »Wieso fragen Sie eigentlich ?«
    »Ach, es ist nichts weiter«,
schwafelte ich. »Nur — tja — ich mache mir Sorge, es könnte am Ende auch nur
eine Nachbildung sein, sonst nichts .«
    »Es muß aber doch einen Grund
geben, daß Sie sich sorgen«, meinte er. »Einen ganz besonderen Grund vielleicht?«
    »Na ja...« Ich lachte
unbehaglich. »Eigentlich wollte ich ja nicht drüber reden, Mr. Ivorsen — ich meine, wo Mr. Bliss doch ein so guter Freund
von Ihnen ist und alles, das wäre nicht korrekt .«
    »Bliss!« Sein

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