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So unerreichbar nah

So unerreichbar nah

Titel: So unerreichbar nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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wesentlich besser als in den
letzten drei Tagen.
    Bei dem
Gedanken, wie Paul mich am Vorabend so selbstlos bekocht und umsorgt hatte,
wurde mir warm ums Herz. Eine tiefe unerwartete Zärtlichkeit für ihn stieg in
mir auf. Natürlich liebte ich meinen Freund! Diese alberne Rührseligkeit und
Gefühlsverirrung für diesen mir eigentlich fremden Lucas rührte nur daher, dass
es zwischen Paul und mir nicht mehr gestimmt hatte. Weil ich mir eingebildet
hatte, er sei nur noch an Sex mit mir interessiert. 
    Obwohl Paul
gar nichts davon mitbekommen hatte, schämte ich mich nachträglich für mein
illoyales Verhalten im "Chez amis", als ich ausschließlich auf Lucas
fixiert gewesen war. Eine völlig kindische, überflüssige, blöde Schwärmerei.
    Sobald ich
wieder vollkommen fit war, würde ich mit Paul ein wundervolles Wochenende im
Bett verbringen, ihn verwöhnen, mich verwöhnen lassen, einfach glücklich sein
und Lisa mit ihrem neuen Lover aus vollstem Herzen gedanklich alles Gute
wünschen.
     
    Meine guten
Vorsätze hielten genau zwei Wochen an.
    In dieser
Zeit kam ich mit Alicia so weit voran, dass sie ihre Wohnung verlassen und über
die Treppe nach unten in die Eingangshalle ihres Wohnhauses gehen konnte. Das
nächste, was wir in Angriff nehmen würden, wären der Vorgarten und später die
Straße. Ohne dass ich es ihr sagte, bewunderte ich sie maßlos für den inneren
Kampf, den sie täglich mit sich ausfocht, um ihre irrationalen aber sehr
belastenden Ängste zu besiegen. Stattdessen wies ich sie lediglich sachlich auf
ihre Fortschritte hin, wenn sie mutlos wurde. Die Therapie kostete sie jeden
Tag aufs Neue brutale Selbstüberwindung. Ihr graute vor meinem Kommen, da sie
wusste, ich triebe sie gnadenlos direkt in ihre Panik hinein und zwang sie,
diese auszuhalten. Ich ließ nicht zu, dass sie sich auf ihren kleinen aber
sichtbaren Erfolgen ausruhte.
    Eines Abends traf ich Lisa beim Heimkommen im Hausflur.
    Ihre Augen
leuchteten auf, als sie mich sah und sie umarmte mich stürmisch.
    »Tessa, von
dir sieht und hört man nichts mehr. Lucas hat auch schon gefragt, ob wir uns
gar nicht mehr treffen.«
    Mein Herz
machte einen unvernünftigen Satz und Engelchen spitzte die Ohren. Lucas hatte
nach mir gefragt!
    Rasch rief
mein vernunftbetontes Ich mich zur Ordnung.
    Er hat
nicht nach dir gefragt, dummes Ding! Wahrscheinlich hat er damit uns alle vier
einschließlich Paul gemeint und es geht lediglich ums Weggehen!
    Lisa
sprudelte weiter:
    »Gut, dass
ich dich treffe. Wir machen am Samstag Raclette bei Lucas. Sina, Jörg, Evi und
Peter kommen auch. Jeder bringt etwas mit. Und ich hoffe, Paul und du, ihr habt
auch Zeit.«
     Zu gerne
hätte ich unsere Freunde aus der früheren Clique wiedergetroffen. Nur Lucas lieber
nicht. Ich traute meiner neugewonnenen Gelassenheit nicht über den Weg. Solange
ich ihn nicht sah und mit ihm sprach, konnte ich mir einreden, mein
unerklärliches Faible für diesen Mann überwunden zu haben. Bis jetzt hatte das
gut geklappt. Und jetzt sollten Paul und ich gar noch in seine Wohnung zum
Essen eingeladen werden?
    Ich
versuchte, Bedenkzeit zu schinden.
    »Ich muss
erst mit Paul reden. Er hat grade ziemlich viel zu tun und ich weiß nicht, ob
er am Samstag in die Kanzlei muss.«
    »Dann kommst
du halt allein. Du bist doch emanzipiert und hast ein wunderbares Auto, mit dem
du überall hinfahren kannst!«, grinste sie mich frech an.
    Das fehlte
noch. Ich allein unter lauter Pärchen in Lucas` Wohnung. Wenn dieser Abend
schon unumgänglich war, dann wenigstens zusammen mit Paul.

ALWAYS  ON  MY  MIND
 
    Ich
balancierte eine Platte mit Mango-Tomaten-Mozzarella-Salat auf dem Schoß.
während Paul seinen Mercedes SUV in der ruhigen Wohnstrasse gekonnt in einen
der wenigen freien Parkplätze hineinmanövrierte.
    Wenig später
standen wir vor einer vornehm wirkenden Mehrfamilienvilla, deren Adresse uns
Lisa gegeben hatte und drückten auf die Klingel.
    Lisa meldete
sich über die Sprechanlage und betätigte den Türöffner.
    »Ihr müsst in
den dritten Stock«, instruierte sie uns.
    Im Aufzug
nahm mir Paul die Platte aus der Hand.
    »Die halte
ich besser. Sonst überlebt sie die stürmische Begrüßung zwischen dir und Lisa
nicht.«
    Dankbar
lächelte ich ihn an und ignorierte das erwartungsvolle, unangemessene Kribbeln
in meinem Bauch. Heute würde ich mich von Lucas´ Anblick in keiner Weise
beeindrucken lassen: Ich würde einen schönen Abend mit guten Freunden erleben. Mich
Paul gegenüber

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