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So unerreichbar nah

So unerreichbar nah

Titel: So unerreichbar nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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Rolli der rassigen Sina gegenüber wie ein kleines Kätzchen. Genau wie
ein solches schmiegte sie sich jetzt eng an Lucas, sah liebevoll zu ihm hoch
und blickte dann Sina direkt in die Augen. Lächelnd, aber mit einem warnenden
Unterton erklärte sie:
    »Das wirst du
schön bleiben lassen, meine Liebe. Denk dran: Du bist verheiratet. Und Jörg ist
ziemlich eifersüchtig.«
    Das Kätzchen
fuhr seine Krallen aus. Ich war mir mit meiner Freundin völlig einig.
    Dieses
Biest soll bloß ihre gierigen Finger von Lucas lassen!
     
    Ich bestand
an diesem Abend aus zwei Teilen: Während mein sichtbares Ich am Tisch saß, Raclette
im Pfännchen zubereitete, sich an der lebhaften Unterhaltung beteiligte und sich
völlig unauffällig benahm, schwebte der unsichtbare Teil von mir auf Wolke
Sieben, lechzte nach jedem Wort und Blick von Lucas, erschauerte beim Klang
seiner Stimme und wurde von seiner überwältigend männlichen Präsenz angezogen
wie ein Magnet. Als er das geschnittene Filet auf dem Raclette-Grill geschickt
wendete, starrte ich auf seine großen Hände mit den langen Fingern, deren
kurzgeschnittene Nägel sehr gepflegt wirkten und stellte mir vor, wie diese
Hände meine Taille umfassten und dann langsam zu meinen Brüsten hochglitten oder
in die genau entgegengesetzte Richtung. Und was diese Finger alles mit mir
anstellen würden.  
    »Tessa? Mehr
davon?«, hörte ich seine dunkle Stimme und war kurz davor, ein sinnlich
klingendes »Ja, bitte« zu hauchen, als ich in seine amüsierte Miene blickte. Er
hielt mir auf der langen Fleischgabel ein perfekt gebräuntes Filetstück entgegen.
Mein echtes »Ja bitte« klang vermutlich sehr enttäuscht, denn er beeilte sich,
mir noch ein zweites Stück auf den Teller zu legen.
    Verdammter
Mist! Ich fing schon wieder damit an, mich in verbotene erotische Fantasien mit
dem Freund meiner Freundin zu verirren! Und wurde jetzt auch noch von ihm
gemästet, weil er mich für einen Vielfraß hielt. Aber ich konnte von Glück
sagen, dass er keine Ahnung von meinen wahren schmutzigen Gedanken hatte.
     
    Es war
definitiv keine gute Idee gewesen, hierher zu kommen. Und doch genoss ich jede
einzelne Sekunde dieses Abends. Während sich mein Tessa-im-Alltag-Ich mit ihm
und meinen Freunden ungezwungen unterhielt und lachte, hing der Blick von Tessa-die-verrückt-nach-Lucas-war,
heimlich an seinen sinnlichen Lippen. Lustvoll zog sich mein Unterleib beim
Anblick seiner breiten Schultern, dem flachen Bauch und seinen lässigen
Bewegungen zusammen. Gleichzeitig verspürte ich in der Herzgegend ein
schmerzliches Ziehen, als er im Vorübergehen Lisa, die gerade aus der Küche
kam, zärtlich umarmte. Aber ich war sehr darauf bedacht, ihn nach außen hin
völlig neutral und distanziert zu behandeln.
    Kurz darauf
standen Lucas, Evi, Peter und ich in der Küche, wo wir gerade Nachschub an
Pilzen, Käse und Kartoffeln holten. Evi und Peter trugen zwei Schüsseln hinaus
und ich wollte mit meinem Salat folgen, als ich Lucas´ samtig-dunkle Stimme
dicht hinter mir hörte:
    »Ach Tessa,
dein Salat schmeckt wirklich klasse. Ich hab vorhin davon genascht.«
    Kleine Sprechpause…
Mir lief ein Schauer über den Rücken. Würde er jetzt gerne an der Köchin
naschen? Mich gleich hier gegen die Küchenablage drängen? Erwartungsvoll drehte
ich mich zu ihm um.
    Frech
lächelte er mich an.
    »Du hast ja
richtig hausfrauliche Qualitäten.«
    Ich
erstarrte. Der angenehm wohlige Schauer hatte sich in eine eiskalte Dusche
verwandelt.
    Hausfrauliche
Qualitäten! Vielen Dank auch. Das ist genau der Eindruck, den ich bei dir erzielen
will: Erst Wollsockenschlampe, jetzt das perfekte Hausmütterchen.
    Gut, wenn er
so von mir dachte, brauchte ich Lisa und auch Paul gegenüber wenigstens kein
schlechtes Gewissen zu haben. Ausgeschlossen, dass sich meine erotischen
Fantasien mit ihm jemals realisieren würden.
    Mühsam verzog
ich meine Lippen zu einem schwachen Lächeln, welches meine eisig blickenden
Augen nicht erreichte und nickte ihm kurz zu.
    »Danke,
Lucas. Zu gütig von dir. Lass es dir schmecken.«
    Er blickte
mich, verständnislos über meine sarkastische Reaktion, an.
    »Hab ich was
Falsches gesagt?«
    Ausgerechnet
Paul, der gerade die Küche betrat, rettete mich. Er hatte Lucas´ Frage gehört,
trat an meine Seite und legte den Arm um mich.
    Halb im Spaß,
halb ernst erkundigte er sich:
    »Was geht
denn hier ab? Belästigst du etwa meine Freundin?«
    Ich beeilte
mich, die Sache aufzuklären.
    »Nein, er hat
mir

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