So unerreichbar nah
liebevoll verhalten. Und Lucas freundlich, aber distanziert
begegnen! Nur das Notwendigste mit ihm reden.
Meine
löblichen, selbstauferlegten Verhaltensmaßregeln lösten sich in
Sekundenschnelle in Luft auf, als wir aus dem Aufzug traten und Lucas mit seinem
umwerfend charmanten Lächeln direkt vor uns stand. Wie beim Pawlowschen Hund
die Glocke löste Lucas´ appetitlicher Anblick bei mir verstärkten Fluss des
Speichels sowie anderer Körperflüssigkeiten aus. Ich setzte eine, wie ich
hoffte, gleichmütige Miene auf.
Er klopfte
Paul, der meine Salatplatte mit beiden Händen festhielt, auf die Schulter.
»Hallo Paul.
Geh gleich rein und lass dir das von Lisa abnehmen.«
Und dann kam
er völlig selbstverständlich auf mich zu, nahm mich in den Arm und küsste mich
rechts und links auf die Wange. Ich kam mir klein, hilflos und völlig geborgen
vor, während meine Knie urplötzlich aus Gummi zu bestehen schienen.
Er hält
mich im Arm und küsst mich! Gleich werde ich ohnmächtig. Dann muss er mich noch
ein bisschen länger festhalten.
Als er mich
freigab, wäre ich beinahe nach hinten getaumelt, konnte mich aber rasch und
unbemerkt abfangen. Es hätte mir gerade noch gefehlt, direkt vor ihm auf den
Hintern zu fallen.
»Gut siehst
du aus, Tessa. Wir haben uns schon Sorgen gemacht, gar nichts mehr von euch zu
hören. Umso schöner, dass es heute Abend mit dem Wiedersehen endlich geklappt
hat. Komm rein in die gute Stube!«
Völlig
überwältigt folgte ich ihm und Paul, der schon vorausgegangen war, nach innen
und stierte auf Lucas´ appetitlichen Hintern und seine langen Beine in der
engen schwarzen Jeans, zu der er einen grauen Kaschmir-Pulli trug. Ich
schnupperte seinem würzigen Rasierwasser hinterher und schwelgte. Er hatte mich
umarmt UND auf die Wangen geküsst! Und mir ein Kompliment gemacht! Und er sah
so verdammt gut aus. Wirklich viel besser als mein früherer Schwarm Burt.
Evi, die Lisa
und ich aus der Oberstufe unseres Gymnasiums kannten, stand mit ihrem Freund
Peter bereits bei Lisa im Wohnzimmer. Während wir uns alle herzlich begrüßten,
blickte ich mich unauffällig um und befand, dass diese Wohnung, ein großes
Appartement mit Galerie, die das geräumige Wohnzimmer umrahmte, perfekt zu
Lucas passte. Die Einbauregale, gefüllt mit Büchern und Bildbänden - der Mann
schien tatsächlich zu lesen - waren aus dunklem Holz und ein langer, schön
gedeckter Refektoriumstisch, der von Stühlen im Gründerzeitstil umrahmt wurde,
stand in der Mitte des Raumes. An den weißgekalkten Wänden hingen großformatige
abstrakte Bilder in kräftigen Farben.
Es klingelte,
Lisa öffnete und kam kurz darauf mit Sina, der vierten Freundin im Bund unserer
Oberstufenclique, herein. Sina war schon immer der Paradiesvogel unter uns
Mädels gewesen. Sie trug einen Ledermicrorock - Mini wäre zu viel gesagt
gewesen; das Teil sah eher aus wie ein um ihre schmalen Hüften gewickelter
breiter Ledergürtel - dazu ein hautenges giftgrünes Shirt mit tiefem Ausschnitt,
schwarzgemusterte Nahtstrümpfe und mörderisch hohe Peeptoes in schwarz-grünem
Schlangenmuster. Lisa steuerte mit ihr direkt auf Lucas zu und erklärte stolz:
»Sina, das
ist mein Freund Lucas. Die anderen kennst du ja alle schon.«
Sina taxierte
ihn forschend, strich ihre lange rote Mähne mit beiden Händen verführerisch
nach hinten und strahlte Lucas unverhohlen begeistert an. Schon in der Schule
hatte ich sie für ihre unerschütterliche Selbstsicherheit und die Art, sich das
zu nehmen, was sie haben wollte, beneidet.
Ein scharfer
Stich durchfuhr meine Magengegend, als Sina Lucas die Hand gab, ihn mit ihren
Katzenaugen fixierte und mit sinnlichem Unterton in der Stimme hauchte:
»Schön, dich
kennenzulernen. Und danke für die Einladung in diese tolle Wohnung. Hier duftet
es ja verführerisch.«
Aufgrund
ihrer Betonung war jedem im Raum klar, dass sich das letzte Wort nicht auf die
appetitlichen Essensgerüche bezog.
In normalem
Tonfall fuhr sie fort:
»Mein Mann
kommt etwas später nach, der musste heute noch ein Tennisturnier spielen.«
Und zu Lisa
gewandt:
»Lisa, wo
hast du diesen Prachtkerl her? Du hast wirklich Glück, dass Jörg noch kommt.
Wäre ich solo, dann würde ich heute hemmungslos alles dran setzen, dir deinen
Lucas auszuspannen!«
Sina
zwinkerte Lucas auffordernd zu und der Kerl wagte es, geschmeichelt zurück zu grinsen.
Männer!
Meine
Freundin wirkte in einer engen schwarzen Steghose und einem schwarzweißen
Angora-
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