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So unerreichbar nah

So unerreichbar nah

Titel: So unerreichbar nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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nur ein Kompliment über meinen Salat und meine "hausfraulichen
Fähigkeiten" gemacht.«
    Paul kannte
mich gut und prustete los.
    »Da kommst du
bei Tessa gerade recht. Sie hasst es, für häusliche Tätigkeiten gelobt zu
werden.«
    Hingebungsvoll
tätschelte er meinen Po in meiner knalleng sitzenden Lieblingsjeans und warf
einen lüsternen Blick in den Ausschnitt meines weißen Tanktops, über welchem
ich eine weit aufgeknöpfte weiße Bluse trug.
    »Aber ich
kann dir verraten, dass sie außer diesen hausfraulichen Tätigkeiten eine ganze
Menge anderer Dinge, die uns Männern guttun, perfekt beherrscht.«
    Während ich
meinen Freund mit einem empörten »Paul!« tadelte, schielte ich aus den
Augenwinkeln zu Lucas hinüber. Als ob er mich zum ersten Mal richtig sähe, weiteten
sich seine Augen unmerklich. Sein Blick glitt mit neuerwachtem, anerkennendem
Interesse von meinem Gesicht über meinen Körper. Er hatte sich aber rasch
wieder im Griff, holte den Topf mit den geschälten Kartoffeln aus der
Mikrowelle und steuerte mit geschmeidigen Bewegungen um uns herum ins
Wohnzimmer, während er über die Schulter beiläufig meinte:
    »Okay, wenn
ihr zwei mit was auch immer fertig seid, dann kommt wieder mit rein. Es gibt
noch genug zu Essen.«
    Den Rest des
gemütlichen Abends widmete ich meine Aufmerksamkeit verstärkt Paul, zum Dank
dafür, dass er Lucas, wenn auch ungewollt, auf meine sonstigen Fähigkeiten
hingewiesen hatte. Aber dieser letzte, eindeutig interessierte Blick von Lucas
hatte meinem angeknacksten Selbstbewusstsein enorm gut getan.
     
     
    »Sag´ mal,
hast du etwas gegen Lucas?«
    Die
unschuldig von Lisa gestellte Frage haute mich fast aus meinem Sessel, in
welchem ich mit angezogenen Beinen lümmelte.
    Lisa war nach
einem kurzen Anruf, ob die Luft rein war, sprich: sich Paul nicht bei mir
befand, am Sonntagabend auf ein Glas Wein zu mir gekommen. Wir hechelten im
Gespräch noch einmal den gestrigen schönen Abend durch und freuten uns über Evis
Bitte, bei ihrer im nächsten Jahr stattfindenden Hochzeit ihre Brautjungfern zu
sein. Gerade hatten wir sinniert, was wir Evi und Peter schenken könnten, als
Lisa völlig unvermittelt diese seltsame Frage stellte.
    Um Zeit zu
gewinnen, beugte ich mich nach vorne und ergriff mein Glas. Ich trank einen
Schluck und erwiderte dann, in wie ich hoffte, völlig unverfänglichen Ton:
    »Ich sollte
etwas gegen Lucas haben? Wie kommst du denn auf die Idee?«
    Ich habe
leider viel zu viel FÜR ihn übrig! Ich denke ständig daran, wie es wäre,
unanständige Dinge mit ihm zu treiben. Ich habe lediglich etwas dagegen, dass
du genau das jederzeit tun darfst!
    Lisa
räusperte sich.
    »Naja, du
behandelst ihn sehr kühl und distanziert. Du hältst dich scheinbar absichtlich
von ihm fern und redest nur das Notwendigste mit ihm. Das ist mir gestern Abend
so richtig aufgefallen. Ich dachte ja zuerst, ich würde mir das einbilden, aber
gestern Nacht hat mich Lucas gefragt, ob ich eine Ahnung hätte, warum du ihn so
kühl behandelst und ihm aus dem Weg gehst.«
    Eine
diebische Freude darüber, dass sie sich nachts über mich unterhalten hatten,
bemächtigte sich meiner. Lucas fühlte sich von mir geschnitten! Vielleicht
könnte ich neben meinem Psychologenjob noch ein wenig am Theater arbeiten. Die
schauspielerischen Fähigkeiten dazu schien ich zu besitzen.
    Ich
schüttelte den Kopf so heftig, dass sich einige Haare aus meinem nachlässig
aufgesteckten Knoten am Hinterkopf lösten.
    »Also Lisa,
ganz ehrlich. Was für Gründe sollte ich haben, ihn nicht zu mögen? Er macht
dich glücklich. Und bitte: Ich bin nicht so extrovertiert wie Sina, die sich
jedem attraktiven Mann an den Hals wirft und auf Teufel komm raus mit ihm
herumschäkert. Lucas ist ein netter Mensch (Was für eine verdammte
Untertreibung. Der Mann hatte die Wirkung eines männlichen Raubtieres auf mich:
Geschmeidig, sinnlich, selbstbewusst und gefährlich verführerisch) und er liebt
dich. Wenn ich tatsächlich distanziert wirke, dann nur, um Pauls Eifersucht
nicht zu wecken. Du weißt doch, dass er schon beim kleinsten Funken Interesse,
welches ich einem anderen Mann gegenüber zeige, ausrastet.«
    Ich war
heilfroh, dass mir diese plausible Erklärung auf die Schnelle eingefallen war.
    Lisa wirkte
erleichtert. Sie schien mir meine Ausrede abzunehmen.
    »Du hast Recht.
Wenn ich daran denke, was für eine Szene dir Paul damals hingelegt hat, nur
weil du in dieser Bar angeblich zu eng mit Marc getanzt hast, ist es

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