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So unselig schön

So unselig schön

Titel: So unselig schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Jungs geklaut. Es wurde nicht aufgebrochen. Der Dieb hatte entweder einen der Schlüssel, oder er hat den Code Ihres Schlüssels ausgespäht. Wer sich so viel Mühe macht, tut das nicht wegen einer Spritztour und schon gar nicht um das Auto anschließend zu beseitigen. Der will Geld sehen.«
    »Die Schlüssel sind aber beide da.«
    Dühnfort fragte, wo diese aufbewahrt wurden. Einer lag immer in einer Schale im Flur des Wohnhauses, den zweiten trug Fuhrmann bei sich. In der Praxis legte er ihn allerdings meistens in eine Schreibtischschublade. Es gab also zwei Möglichkeiten, an einen zu gelangen. Wobei der Verlust des Schlüssels aus dem Wohnhaus vermutlich für längere Zeit unbemerkt bliebe.
    Dühnfort fragte, wer von Freitag bis Sonntag im Haus gewesen war.
    Während Fuhrmann überlegte, war es still. Es dauerte eine Weile, bis er mit seiner Aufzählung begann. »Meine Frau. Lucas Schwinn, ihr Liebhaber. Er hat sie am Vormittag zu Hause abgeholt, als ich in der Praxis war. Unsere Putzfrau und dann der Kurier, der mir am Samstag Sushi gebracht hat. Der war einen Augenblick allein im Flur, als ich mein Portemonnaie holte. Dann war noch Serge bei mir, er hat ein interessantes Bild zu verkaufen, und am Sonntag, nach dem Tennismatch, haben Jobst und ich zusammen einen Whiskey getrunken. Aber meine Frau hat das niemals getan, und Lucas ist ein Weichei, Dozent für Philosophie. Er evakuiert Spinnen und Fliegen aus seiner Wohnung. Der, ein Mörder? Nie und nimmer. Der Kurierfahrer … vielleicht hat den jemand beauftragt … aber weshalb? Ich habe niemandem etwas getan, und Serge und Jobst sind Freunde. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass einer der beiden Frauen umbringt. Niemals.«
    Dühnfort notierte den Namen des Sushi-Lieferdienstes und den der Putzfrau. »Gut. Wenn Sie ausschließen, dass eine dieser Personen den Wagenschlüssel genommen hat, dann bleibt die IT -Variante oder Sie selbst …«
    »Herrgott! Warum hätte ich das tun sollen? Sagen Sie mir das mal. Welchen Grund hätte ich, eine wildfremde Frau zu köpfen?« Fuhrmann fuhr sich mit der Linken durch die Haare, neigte dabei den Kopf ein wenig und weitete die Augen. Plötzlich sah er aus wie ein kleiner Junge, der seine Eltern belog.
    »Zwei. Inzwischen haben wir es mit zwei Morden zu tun. Und in beiden Fällen erscheinen Sie in unseren Ermittlungen.«
    Fuhrmann sank im Stuhl zurück, in seinem Gesicht stand Angst geschrieben. »Ich war es nicht. Das müssen Sie mir glauben. Ich liebe, bewundere und verschönere Frauen. Ich vergrößere ihre Brüste, glätte Falten, sauge Fett ab. Ich bringe sie doch nicht um.«
    Es klopfte kurz an der Tür. Gina sah herein und gab ihm ein Zeichen. Dühnfort stand auf und ging zu ihr auf den Flur.
    »Die Galeristin ist sich plötzlich nicht mehr so sicher, wann Fuhrmann und Wernegg gegangen sind. Gestern hat sie festgestellt, dass ihre Armbanduhr nicht richtig geht. Das ist so eine mechanische. Ziemlich teuer und noch fast neu, deshalb verlangt sie vom Juwelier jetzt einen Garantieumtausch. Also, langer Rede kurzer Sinn: Das gute und edle Stück geht vor, und Frau Klees kann nicht ausschließen, dass das bereits am Samstag, dem 5 . Juni, schon so war. Sie trägt die Uhr nämlich nicht täglich.«
    »Aber erst Eide schwören wollen.« Dühnfort war verärgert. Es gab nichts Unzuverlässigeres als Zeugen. »Und Wernegg?«
    »Er bleibt bei seiner Aussage. Aber die beiden sind Freunde, und Fuhrmann hat ihn wegen des Alibis angerufen. Darauf wird der Haftrichter also nicht allzu viel geben, und wir sollten das auch nicht.«
    Schritte erklangen auf dem Flur. Buchholz näherte sich. Seine massige Gestalt schwankte bei jedem Schritt. Als er Dühnfort und Gina entdeckte, hob er die Hand. »So. Wir haben ihn. Im Kofferraum haben wir Haare von Nadine und Jana gefunden.« Ein zufriedenes Lächeln glitt über Buchholz’ Gesicht. »Und außerdem lag da noch der Schmetterling, den du vermisst hast. Ein Distelfalter.«
    ***
    Dühnfort nahm Fuhrmann fest, brachte ihn in einen Vernehmungsraum, schaltete das Tonband ein und belehrte ihn über seine Rechte.
    »Ich brauche keinen Anwalt. Ich war es nicht.«
    »Wir haben Haare der beiden ermordeten Frauen in Ihrem Auto gefunden, die …«
    »Was? Das ist unmöglich!« Fuhrmanns Gesichtszüge entgleisten ins Fassungslose. »Unmöglich«, wiederholte er. »Das kann nicht sein … Keine von diesen beiden Frauen hat je in meinem Auto gesessen … jemand muss die Haare dort hingetan haben

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