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So unselig schön

So unselig schön

Titel: So unselig schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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aus Les Fleurs du Mal . Anscheinend sind Sie der Ansicht, der Mörder hat es sich als Vorlage genommen. Sie werden Gründe dafür haben. Aber ich bin nicht derjenige, den Sie suchen. Sie vertun Ihre Zeit.«
    Dühnfort fragte sich, weshalb er Fuhrmann das glaubte. »Gehen Sie gelegentlich zu Prostituierten?«
    Die Frage traf Fuhrmann völlig unerwartet. Er fuhr kaum merklich zusammen, blieb aber ruhig. »Sehe ich so aus, als ob ich das nötig hätte?«
    »Da Ihre Frau einen anderen Mann vorzieht, nehme ich an, dass Ihr Sexualleben momentan etwas unausgeglichen ist. Der Gedanke ist naheliegend. Gehen Sie zu Prostituierten?«
    »Nein«, entgegnete Fuhrmann noch immer ruhig. »Ich bin Ihnen mehr als entgegengekommen, sehe aber ein, dass es ziemlich naiv von mir ist, ohne Rechtsbeistand auskommen zu wollen. Sie haben offensichtlich vor, sich zu verrennen, daher würde ich jetzt gerne mit meinem Anwalt sprechen.«
    Nachdem Fuhrmann telefoniert hatte und in eine der Haftzellen gebracht worden war, beantragte Dühnfort Haftbefehl und Durchsuchungsbeschlüsse bei Leyenfels. Dann kehrte er in sein Büro zurück, um sich endlich den überfälligen Espresso zu machen. Er fühlte sich müde, bleiern, verlangsamt, und gleichzeitig spürte er eine Energie dicht unter der Oberfläche pulsieren. Wie ein Junkie auf Entzug, dachte er, während er den Siebeinsatz mit Kaffeepulver füllte. Allein der Duft war schon belebend.
    Endlich gab es Fakten. Dühnfort fühlte sich jedoch nicht wohl mit diesem Ermittlungsstand. Weshalb glaubte er Fuhrmann? Vermutlich war er einfach nur überreizt. Morgen, nach den Durchsuchungen von Wohnhaus und Praxis, würde er den Fall in anderem Licht sehen. Die Spuren dieser beiden Morde waren nicht zu beseitigen. Jedenfalls nicht so, dass Buchholz sie dank modernster Technik nicht doch finden würde.
    Sein Handy vibrierte. Leyenfels meldete sich. Lichtenbergs Anwalt saß bei ihm und forderte die Aufhebung der vorläufigen Festnahme seines Mandanten. Gab es neue Erkenntnisse? Dühnfort musste das verneinen. Weder im BMW noch auf dem Anwesen Lichtenbergs hatte die KTU Spuren gefunden. Widerwillig stimmte er der Entlassung zu.
    Der Espresso war durchgelaufen. Eine perfekte Crema krönte ihn. Dühnfort rührte zwei Löffel braunen Zucker hinein und leerte die Tasse langsam und bedächtig.
    Kurz darauf kam Gina in sein Büro. Sie sah müde und angespannt aus. »Ich habe noch etwas gefunden. Fuhrmann kennt die alte Brauerei. Er hat das Gelände letztes Jahr im Oktober besichtigt.« Sie reichte ihm einen Bogen Papier. Es war die Kopie eines Handelsregisterauszugs der Firma CRE Clinic-Real Estate. Geschäftsführer war ein Dr. Lutz Marberg, dessen Name auch auf Alois’ Liste der Interessenten für das Areal erschien. »Ich hab mal gecheckt, wer an der Firma beteiligt ist. Es gibt vier Gesellschafter, und einer davon ist René Fuhrmann.« Gina setzte sich auf die Kante des Schreibtischs. »Mit Lutz Marberg habe ich gerade telefoniert. Bei der Besichtigung war Fuhrmann dabei.«
    Das war es, was Dühnfort an Gina schätzte. Sie ließ nicht locker, forschte nach, grub sich in einen Fall hinein. »Prima Arbeit, Gina. Trotzdem … ich traue ihm das nicht zu …« Müde fuhr er sich über das Kinn.
    »Weshalb das denn?« Zum hundertsten Mal an diesem Tag strich Gina sich die dunkle Haarsträhne wieder hinters Ohr, die ihr immer wieder ins Gesicht fiel.
    »Fuhrmann hätte den Wagen gründlich gereinigt und sicher nicht in unmittelbarer Nähe von Janas Leiche in einem nicht sehr tiefen Baggerloch versenkt. Noch besser wäre es aus Tätersicht gewesen, den Wagen zu verbrennen. Ich halte den Mörder von Svenja, Nadine und Jana für cleverer.«
    »Du glaubst Fuhrmann?« Ginas Stimme rutschte eine Etage höher.
    »Mir geht das auf einmal zu glatt. Zuerst haben wir nichts und dann gleich eine solche Fülle von Beweisen.«
    »Das ist doch häufig der Fall.«
    »Warten wir ab, was die Durchsuchungen ergeben.«
    »Vielleicht finden wir rosa Strümpfe und prangende Geschmeide in seinem Haus. Würde dich das dann überzeugen?« Da war es wieder, Ginas freches Grinsen.
    »Die Presseinfo ist raus?«
    »Klar. Morgen werden die Zeitungen vom perversen Monster mit den rosa Strümpfen schreiben.« Sie seufzte, sah mit einem Mal ernst und besorgt aus. »Machen wir für heute Feierabend? Ich brauch mal wieder eine Runde Schlaf.«
    Plötzlich verspürte er den Wunsch, sie zu fragen, ob sie mit zu ihm kommen wolle. Sie könnten gemeinsam

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