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So unselig schön

So unselig schön

Titel: So unselig schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Kochnische. Ein Topf mit eingetrockneter Tomatensoße stand dort. Die Luft roch abgestanden. Das Bett war nicht gemacht. Röcke, Hosen, T-Shirts und Blusen waren darauf verstreut. Auf dem Boden lagen pinkfarbene Lackpumps und ein ähnliches Paar in Weiß, dazwischen goldene Sandaletten. Das Surren des PC s klang in die Stille, sein Monitor war dunkel. Neben der Maus lag ein Handy.
    Keine Frau verlässt ihre Wohnung ohne Handy. Dühnfort griff danach. Es war ausgeschaltet. Es dauerte einen Moment, bis er die Rückwandsperre entriegelt und die Schale abgenommen hatte. Die SIM -Karte war an ihrem Platz. Er steckte die Rückwand wieder auf und legte das Handy auf den Tisch. Nadine Pfaller war Sprechstundenhilfe gewesen. Kein gutbezahlter Job. Möglicherweise besaß sie zwei Handys, aber vermutlich nicht zwei Verträge und somit zwei SIM -Karten.
    Dühnfort wählte Buchholz’ Nummer und bat ihn, mit seinen Leuten zu kommen. Während des Gesprächs fiel sein Blick auf ein zusammengefaltetes Blatt Papier, das unter dem Schreibtisch lag. Es war der Computerausdruck einer Fahrplanauskunft des Verkehrsverbundes. Nadine Pfaller hatte für vergangenen Samstagabend im Internet die Verbindungen zwischen Vaterstetten und der U-Bahn-Station Lehel herausgesucht und die letzte der angegebenen drei mit Kugelschreiber umrandet. Demnach hatte sie kurz nach halb acht die S-Bahn nach München nehmen wollen.
    Die Maus lag neben der Tastatur. Als Dühnfort sie bewegte, begann der Monitor zu knistern, wurde hell und zeigte eine geöffnete E-Mail.
    Liebe Nadine,
    es bleibt also bei Samstag, 20.00 Uhr im Gandl. Ich freue mich, Dich endlich persönlich kennenzulernen, endlich Deine Stimme zu hören, die ich mir so dunkel und aufregend vorstelle wie Deine Haare.
    Voller Ungeduld
    Mark
    Der Absender lautete [email protected]. Dühnfort rief nochmals Buchholz an und bat ihn, Meo mitzubringen, damit er sich des Computers annehmen konnte. Dann suchte er Zenner auf, der sofort öffnete. Er schien hinter seiner Wohnungstür gewartet zu haben. Auf die Frage, ob er das Rad von Nadine erkennen würde, antwortete der Hausmeister mit einem bedächtigen Kopfnicken. Daraufhin rief Dühnfort Rinke an und bat ihn, mit Zenner zum S-Bahnhof zu fahren und nach dem Rad zu suchen.
    »Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte«, erwiderte Zenner mürrisch und blickte an sich hinab. »Ich zieh mir andere Sachen an.«
    »Das trifft sich gut«, meinte Dühnfort.
    »Wieso?«
    »Die gelben Farbflecken an der Hose. Woher stammen sie?«
    Verwundert starrte Zenner ihn an, dann verengten sich die Augen. »He, he, he. Mal immer langsam. Sie denken doch nicht, dass ich … Kommen Sie mit.« Zenner warf die Tür ins Schloss und führte Dühnfort zu einer Grünfläche, die sich zwischen den Gebäuden der Wohnanlage befand. Der schwere Körper des Mannes schwankte bei jedem Schritt, die Oberschenkel rieben aneinander. Das dabei entstehende Geräusch war Dühnfort zuwider.
    Ein Spielplatz mit Klettergerüst, Rutschbahn und einem Sandkasten befand sich inmitten der Anlage. Das Klettergerüst war gelb lackiert. Zenner wies darauf. »Das habe ich letzte Woche gestrichen. Daher stammen die Flecken.«
    »Dann weiß ich das. Die Hose benötige ich trotzdem.«
    Dühnfort beschwichtigte den Zorn des Hausmeisters mit dem Hinweis auf polizeiliche Routine. Als wenig später Rinke im Streifenwagen vorfuhr, hatte Zenner sich umgezogen und Dühnfort die Hose wortlos übergeben. Sie roch ein wenig säuerlich. Rinke fuhr mit Zenner los. Dühnfort holte eine Plastiktüte aus dem Kofferraum seines Autos, legte die Jeans hinein und setzte sich dann auf die gemauerte Einfassung eines Blumenbeets. Buschrosen und Lavendel verströmten einen betörenden Duft. Dühnforts Magen knurrte, und außerdem brauchte er einen Kaffee. Der Wohnanlage gegenüber befand sich eine Bäckerei. Dort kaufte er sich eine Rosinenschnecke und einen Becher Kaffee, wie man ihn neuerdings überall bekam. Plörre aus Pappbechern zu trinken war Kult. Dühnfort betrachtete den Kauf eher als Verzweiflungstat. Immerhin Koffein. Er kehrte zum Blumenbeet zurück, trank das, was sich Kaffee nannte, und aß die Rosinenschnecke aus der Papiertüte.
    ***
    Es wurde natürlich nicht stillschweigend zur Kenntnis genommen, als Vicki pünktlich an ihrem Ausbildungsplatz erschien. Henriette grinste. »Dass ich das noch erleben darf.« Dabei zerrte sie sich das zu enge pinkfarbene T-Shirt über den Bauch und fügte hinzu: »Zur Feier des Tages gebe

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