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So unselig schön

So unselig schön

Titel: So unselig schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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ich eine Runde Kuchen aus.«
    Clara zwinkerte Vicki zu. »Geht doch. Ich bin wirklich froh, dass ich mich für dich entschieden habe.«
    Steffen pfiff durch die Zähne, hob den Daumen und versuchte den dünnen Stoff des Blümchenrocks, den Vicki zur Lederjacke trug, mit Blicken zu durchdringen. Die Lederjacke war natürlich zu warm. Vicki hängte sie über die Stuhllehne. Pünktlich war sie nur, weil sie schlecht geschlafen hatte und daher schon um halb sieben aufgestanden war. Claras Lob freute sie dennoch.
    Letzten Sommer hatte sie sich, bei der Bewerbung um die Lehrstelle, in Konkurrenz zu einem Mädchen mit Mittlerer Reife befunden. Vicki hatte Clara beinahe ein Ohr abgekaut, um sie davon zu überzeugen, wie wichtig diese Ausbildung für sie wäre und dass sie gut sei und ihr Englisch nicht so schlecht, wie es im Zeugnis stand. Schließlich war sie mehr als ein Jahr durch Europa getrampt, hatte hier und da gejobbt, in Kopenhagen und in Stockholm, in Amsterdam, Paris und sogar, für ein paar Wochen, in London und Dublin. Dabei hatte sie ihre Sprachkenntnisse ordentlich aufgemöbelt. Vor allem ihren rudimentären französischen Wortschatz, der seit der Gymnasiumszeit in ihr geschlummert hatte. Während der Monate in Paris war er erwacht.
    Clara, die während ihrer wilden Jahre Anfang der Siebziger durch Asien getrampt war und eine Zeitlang in einem Ashram gelebt hatte, musste wohl etwas von sich selbst in Vicki gesehen haben. Anders konnte Vicki es sich nicht erklären, dass sie den Ausbildungsplatz ergattert hatte.
    Der Trubel über ihr pünktliches Erscheinen ebbte ab, der Vormittag verging mit Arbeit. Im Nu war es Zeit für die Mittagspause. Henriette traf sich mit ihrer Freundin und nahm die Kuchenbestellung für den Nachmittag entgegen, bevor sie ging. Clara sah nach Clyde, und Steffen traf sich mit einem Kumpel bei McDonald’s.
    Vicki wollte sich nichts zu Mittag kaufen. Ein Stück Torte reichte. Sie holte sich ein Glas Wasser aus der Küche und ging hinaus auf die kleine Terrasse, die sich hinten im Hof befand. Dort setzte sie sich auf einen Plastikklappstuhl und streckte die Beine aus. Die Sonne schien ihr ins Gesicht. Sie schloss die Augen.
    Buthler. Komischer Name. Sicher selten. Ob sie den mal googeln sollte? In Kombi mit Hamburg würde sie bestimmt etwas finden. Aber warum sollte sie das machen? Nur so? Einfach weil sie neugierig war? Anfangen konnte sie eh nichts damit. Sie konnte die Menschen, die Buthler hießen, ja nicht einfach anrufen und fragen, ob sie ihren Namen auf eine Karte des Atlantic-Hotels geschrieben hätten.
    Motorengebrumm erklang. Vicki öffnete die Augen. Die Müllabfuhr kam in den Hof gefahren. Ein Typ in orangeroter Montur schwang sich von der Plattform am Heck des Fahrzeugs, entdeckte Vicki und starrte sie an. Zuerst ihren Busen, dann die Beine, grinste und pfiff.
    Vicki stand auf und ging hinein. In der Küche füllte sie die Kaffeemaschine und schaltete sie ein, dann setze sie sich an ihren Schreibtisch, öffnete das Browserprogramm und googelte den Namen Buthler. Knapp tausend Treffer. Das war nicht viel. Wenn sie die übersprungenen Ergebnisse außer Acht ließ, da sie den angezeigten ähnelten, waren es tatsächlich nur zweiundsechzig. Alle bezogen sich auf das Auktionshaus Buthler in Hamburg.
    Auch im Online-Telefonbuch von Hamburg gab es unter Buthler nur einen Eintrag. Den des Auktionshauses. Vicki öffnete die Website und las. So wie es aussah, gab es alle zwei Monate eine Auktion. Die letzte war am 28 . Mai gewesen. Beginn 19 . 00 Uhr. Natura morta. Vanitas. Stillleben des 17 . Jahrhunderts aus Italien, Deutschland und den Niederlanden.
    Die Auktion im März hatte erst um 20 . 00 Uhr begonnen, ebenso die Januar-Auktion. Bezog sich die Notiz auf die Mai-Auktion?
    Vicki wusste nicht, weshalb sie das tat und was sie überhaupt sagen sollte. Aber sie wählte die auf der Website angegebene Nummer.
    Nach dem dritten Läuten meldete sich ein Mann mit einer angenehmen Stimme. »Auktionshaus Buthler. Serge Buthler. Guten Tag.«
    »Ebenfalls einen guten Tag. Mein Name ist Viktoria«, Vicki zögerte kurz, entschloss sich dann aber zu einer Lüge, »Viktoria Mohn. Ich rufe aus München an. Ich bin Gymnasiastin mit Leistungskurs Kunst und schreibe an einer Facharbeit über die Stilllebenmalerei des 17 . Jahrhunderts. Nun habe ich gesehen, dass bei Ihnen im Mai eine Auktion mit solchen Gemälden stattgefunden hat.« Sie musste mal Luft holen und wusste außerdem nicht weiter.
    »Ein

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