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So unselig schön

So unselig schön

Titel: So unselig schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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schönes Thema, das Sie sich da ausgesucht haben. Eher ungewöhnlich für eine junge Frau. Moderne Kunst mögen Sie nicht?«
    »Ich bin eher der nostalgische Typ. Mir gefallen diese alten Bilder.« Vicki hatte noch nie ein Museum besucht und daher nur eine vage Ahnung, wie ein solches Stillleben aussehen mochte. Natura morta. Es klang unheimlich.
    »Ich frage mich, wie ich Ihnen helfen kann.« Die Stimme des Mannes hatte ein weiches Timbre.
    »Nun, ich würde mich gerne mit einem Fachmann unterhalten. Sicher haben Sie Kunden in München … ich meine, wenn ein Münchner eines der Bilder gekauft hat … oder kaufen wollte … also ich dachte, vielleicht könnten Sie einen Kontakt herstellen.«
    Ein leises Lachen klang an Vickis Ohr. »Sammler sind nicht unbedingt Fachleute. Oft geht es nur um Geldanlage. Außerdem kann ich unmöglich die Namen meiner Kunden herausgeben. Das verstehen Sie sicher. Wie kommen Sie eigentlich auf die Idee, dass Münchener darunter sind?«
    Uuups, dachte Vicki. »Das war eher so eine Hoffnung.«
    »Haben Sie sich denn schon Fachbücher besorgt?«
    »Ich bin noch ganz am Anfang.«
    »Ich kann Ihnen eine Literaturliste mailen. Wäre Ihnen damit geholfen?«
    »Das wäre echt nett von Ihnen.« Mist, dachte Vicki.
    »Gut. Dann verraten Sie mir Ihre Mailadresse.«
    Vicki gab ihm die ihres gmx-Accounts, der unter einem Nickname lief.
    »Außerdem hängen in der Alten Pinakothek einige sehr schöne Stillleben. Zum Beispiel eines von Georg Flegel mit Maus und Papagei. Aber sicher haben Sie sich dort schon umgesehen.«
    »Ja. Es ist echt klasse. Vor allem die Maus. Die ist richtig süß.«
    Wieder klang ein leises Lachen durch das Telefon. »Dann empfehle ich Ihnen gleich noch ein Buch. Die Natur und ihre Symbole. Das wird Ihnen bei Ihrer Arbeit nützlich sein. Allgemein wird Mäusen nämlich eine negative symbolische Bedeutung zugeordnet. Sie gelten als Sinnbild des gefräßigen Teufels.«
    Durch die Glastür sah Vicki Henriette auf das Reisebüro zusteuern, eine Tüte der Konditorei in der Hand.
    »Oh. Das wusste ich noch gar nicht.«
    »Ich schreibe das Buch mit auf die Liste. Wenn Sie noch Fragen haben, können Sie mich gerne anrufen oder mir eine Mail schicken. Viel Erfolg.«
    »Danke.« Vicki verabschiedete sich und legte auf, als Henriette die Tür öffnete.
    ***
    Rinke und Zenner fanden das Rad am S-Bahnhof. Ordentlich abgesperrt stand es im Radständer. Nadine war also am Samstagabend mit der S-Bahn nach München gefahren. Diese Vermutung wurde durch die Nachbarin bestätigt. Die alte Dame hatte Nadine kurz vor halb acht wegradeln sehen. Sie hatte eine enge schwarze Hose getragen, und es war nicht sehr wahrscheinlich, dass sie darunter halterlose Strümpfe angezogen hatte. In ihrer Wohnung fand Dühnfort lediglich Strumpfhosen, allesamt No-Name-Artikel einer Drogeriemarktkette.
    Wer war Mr Right? Die Klärung dieser Frage war nun am dringlichsten. Meo Klein, der Computerspezialist im Team, hatte Nadines PC und Handy bereits in seinem Labor.
    Dühnfort suchte Leyenfels auf, der sich sichtlich erfreut über die Identifizierung der Toten zeigte. »Gute Entscheidung, keine Kosten für die Fotos zu scheuen«, sagte er und fragte, wie es nun weiterging.
    Dühnfort beantragte den Beschluss zur Herausgabe der personenbezogenen Daten des Mailaccounts [email protected]. Nachdem Leyenfels zugesagt hatte, sich umgehend darum zu kümmern, verabschiedete Dühnfort sich und überlegte, wo er schnell einen Happen zu Mittag essen konnte. Er entschied sich für Marcellos Espressobar am Rindermarkt.
    Wie immer um diese Zeit war das kleine Lokal überfüllt. Dühnfort ergatterte einen Platz ganz hinten am Tresen und bestellte ein Tramezzino mit Schinken und ein Mineralwasser. Während er aß, sah er den durch diesen leuchtenden Sommertag flanierenden Frauen zu, in ihren luftigen Röcken und ärmellosen Blusen, in knappen Shorts, schwingenden Kleidern. Sie lachten und lächelten, als hätten sie die Gewissheit, dass nie das Böse in ihr Leben treten würde.
    Kurz vor zwei traf Dühnfort Gina in Meos Labor. Die Jalousien waren halb geschlossen. Es herrschte Dämmerlicht. Das rührte hauptsächlich vom Schein etlicher Monitore her, die auf jeder freien Fläche zu stehen schienen.
    Meo war der jüngste IT -Spezialist im Haus und einer der besten. Wie immer trug er Kleidung, die Dühnfort viel zu groß erschien. Doch das war ein Irrtum. Modischen Richtlinien entsprechend saß sie perfekt. Der Hosenbund weit unterhalb

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