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So unselig schön

So unselig schön

Titel: So unselig schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Oder war Nadine nie am Gandl gewesen? Was hatte sie in ihrer Handtasche gesucht? Das Handy? Warum lag das zu Hause? Dühnfort zog seines aus der Tasche und wählte die Nummer von Nico Hähnel, der sich sofort meldete, als habe er auf Dühnforts Anruf gewartet.
    »Ich habe gerade mit Nadines Eltern gesprochen. Warum haben Sie mir das nicht gesagt, dass er sie …« Ein Stöhnen klang an Dühnforts Ohr. »Gnade ihm Gott, dass Sie ihn vor mir erwischen. Ich mache das Schwein kalt, sobald er mir in die Finger kommt! Den erwürge ich eigenhändig! Aber vorher ziehe ich ihm die Haut vom Leib. Diese perverse …«
    »Herr Hähnel. Beruhigen Sie sich. Mit weiteren Gewaltakten ist niemandem geholfen. Können Sie mir eine Frage beantworten?«
    Einen Moment war es still. Dann hörte Dühnfort, wie Hähnel die Luft ausstieß. »Ja. Kann ich. Ich werde alles tun, dass Sie ihn kriegen. Was wollen Sie wissen?«
    »Nadines Handy lag in der Wohnung, obwohl sie am Samstagabend eine Verabredung hatte und nach München gefahren ist. Wir haben keine Erklärung dafür.«
    »Ein Date? Mit dieser Drecksau vielleicht, die sie dann … Okay: Sie wollen wissen, weshalb sie ohne Handy los ist?«
    »Haben Sie eine Idee?«
    »Ja. Sie war halt ein Schusselhuhn.« Bei diesem Wort brach Hähnel die Stimme.
    Dühnfort konnte beinahe vor sich sehen, wie er mit den Tränen kämpfte.
    »Sie war so chaotisch. Aber ich hab das irgendwie gemocht«, sagte Hähnel, nachdem er sich wieder gefangen hatte. »Vermutlich hat sie bis fünf Minuten vor Abfahrt der S-Bahn … also sie hatte kein Auto, aber das wissen Sie wahrscheinlich schon. Ich glaube, dass sie sich mindestens fünfmal umgezogen hat und drauf und dran war, die S-Bahn zu verpassen. Sicher hat sie dann ihre Siebensachen zusammengerafft und in die Handtasche gestopft und dabei das Handy übersehen, das irgendwo im Chaos lag. So war sie halt. Handy, Schlüssel, Geldbeutel. Ständig hat sie was vergessen oder verloren. Würde mich nicht wundern, wenn sie auch noch in den falschen Bus gestiegen wäre oder in die falsche Tram.«
    Dühnfort horchte auf. »Wir haben eine Fahrplanauskunft gefunden. Sie wollte mit der S-Bahn bis Ostbahnhof und dann mit der U-Bahn weiter.«
    »Wenn der Zettel in der Wohnung lag, dann ist es gut möglich, dass sie sich verfahren hat.«
    »Sie meinen, dass sie sich eine so einfache Verbindung nicht merken konnte? Einmal umsteigen?«
    »Sie hatte den Kopf halt immer in den Wolken. Normalerweise stieg sie am Marienplatz aus, wenn sie in die Stadt fuhr. Weshalb ist das wichtig? Ist sie gar nicht bei dem Date aufgetaucht?«
    »Das wissen wir noch nicht. Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Sie erwischen ihn. Oder?«
    »Wir kriegen ihn. Das verspreche ich Ihnen. Er hat sich das falsche Revier ausgesucht, um ungeschoren davonzukommen.«
    Dühnfort hatte gerade aufgelegt, als sein Handy zu vibrieren begann. Es war Meo, der sich meldete.
    »Web.de hat uns Namen und Adresse von Mr Right geschickt, und wie es aussieht, sind die kein Fake. Jedenfalls gibt es den Namen unter der angegebenen Adresse. Er heißt allerdings nicht Mark, sondern Volker. Volker Siersch und ist Location Scout für Film und Fernsehen.«
    ***
    Dühnfort fuhr nach Schwabing und klingelte kurz darauf am Elisabethplatz an der Bürotür der VSL GbR. Ein Mann Anfang dreißig in Jeans und weißem Leinenhemd öffnete. Er trug einen schmalen blonden Kinnbart und musterte Dühnfort fragend. »Wollen Sie zu mir?«
    »Wenn Sie Herr Siersch sind, dann ja. Dühnfort. Kripo München. Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?«
    Die Augen des Mannes weiteten sich. »Können Sie mir vielleicht sagen, worum es geht?«
    »Um Ihre Verabredung am Samstagabend.«
    Die Haltung wurde abwehrend. »Was für eine Verabredung?«
    »Haben Sie unter dem Namen Mr Right bei Web.de ein E-Mail-Konto eingerichtet?«
    »Wie kommen Sie denn auf diese Idee?«
    »Ihr Name und Ihre Adresse wurden dabei angegeben. Ich denke, es ist besser, wir besprechen das nicht zwischen Tür und Angel.«
    Im dahinterliegenden Flur erschien eine Frau im luftigen Sommerkleid. »Schatz, wo ist denn die Präsentation für die Bavaria?«
    Siersch drehte sich kurz um. »Auf meinem Laptop.«
    »Meine Güte. Wozu haben wir Geld für Server und Netzwerk ausgegeben, wenn du immer alles auf deinem Laptop hast?« Sie überquerte den Gang und verschwand in einem Zimmer.
    »Hören Sie, ich habe keine Ahnung, wer da meinen Namen benutzt hat.« Siersch trat einen Schritt zurück, als

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