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So unselig schön

So unselig schön

Titel: So unselig schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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nussbraunen Augen, die unter einer kastanienfarbenen Mähne hervorleuchteten. Die Ähnlichkeit mit Nadine Pfaller und Svenja Lenhard war nicht zu leugnen.
    Dühnfort hoffte, dass er sich irrte, wusste jedoch instinktiv, dass dem nicht so war. Eine Woche nur! Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar, setzte sich auf den Stuhl neben Daniela Heppner und legte das Bild auf den Tisch. »Wie heißt Ihre Freundin?«
    »Jana. Jana Wittich.«
    »Und sie ist seit Freitagnacht verschwunden?«
    Die Frau nickte. »Wir arbeiten als Zimmermädchen in einem Hotel. Das ist mies bezahlt. Manchmal verdienen wir uns darum a bissl was dazu. Meistens freitags. Letzten Freitag war aber nicht viel los, wegen dem Sauwetter. Um zehn wollte ich gehen. Es hatte keinen Sinn, da rumzustehen und sich die Kränke zu holen, aber Jana wollte noch einen Freier machen. Sie braucht das Geld. Und wie auf Kommando kam einer im schwarzen Fiat. Zu dem ist sie rein. Ich bin nach Hause. Gestern früh war sie nicht da, da hab ich mir noch keine Sorgen gemacht …«
    »Sie wohnen zusammen?«
    »Ja. Klar. Alleine könnte sich keine von uns eine Wohnung leisten. Als Jana dann abends nicht kam, habe ich auf ihre Mailbox gequatscht. Das Handy war nämlich aus, und das macht sie eigentlich nie. Wenn’s wasserdichte gäbe, würde sie sogar unter der Dusche telefonieren. Und sie hat es noch immer nicht eingeschaltet, und sie ist noch immer nicht da. Ich hab schon bei ihren Eltern angerufen und auch bei ihrem Ex und wo sie sonst noch so sein könnte. Überall ist sie nicht. Ich mache mir Sorgen.«
    »Können Sie den Mann beschreiben, zu dem Jana ins Auto gestiegen ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin unterm Vordach stehen geblieben. Es hat geregnet, und es war dunkel. Aber die Nummer habe ich mir aufgeschrieben.« Sie fingerte einen Zettel aus der Hosentasche der Jeans und reichte ihn Dühnfort. Es war ein Münchner Stadtkennzeichen. Dühnfort zog das Handy aus dem Sakko und machte eine Halterabfrage.
    »Dauert einen Moment«, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung. Dühnfort hörte das Klappern einer Computertastatur und Countrymusik im Hintergrund. On the road again. »Da haben wir ihn schon. Der Wagen ist auf Boris Kaden zugelassen, wohnhaft in der Hinterbärenbadstraße.«
    Dühnfort notierte die Angabe.
    »Aber, ich sehe gerade, das ist kein Fiat, sondern ein Mercedes.«
    Verflucht noch mal, dachte Dühnfort. »Ist auf den Halter ein weiteres Fahrzeug angemeldet?«
    Wieder hörte Dühnfort die Tasten klappern. And I can’t wait to get on the road again. »Nein. Nur der Mercedes.«
    Dühnfort dankte, legte auf und steckte den Zettel ein. »Frau Heppner, sind Sie sicher, dass Sie die Nummer richtig notiert haben …«
    »Doch. Schon.«
    »… und dass Sie den Mann nicht beschreiben können?«
    »Den habe ich gar nicht gesehen. Könnte genauso gut eine Frau gewesen sein.«
    »Eine Frau?«
    »Das kommt schon mal vor. Was ist mit dem Auto, und was ist mit Jana?« Mit einem Mal klang Daniela Heppners Stimme piepsig.
    »Ist es möglich, dass sie die Person, die hinter dem Steuer saß, kannte?«, fragte Dühnfort und lehnte sich an die Kante des Fensterbretts.
    Daniela Heppner zuckte die Schultern. »Ein Stammkunde, meinen Sie?«
    »Oder ein flüchtiger Bekannter, ein Freund …«
    »Könnte sein. Sie hat nicht lang gezögert, ist nach ein paar Sekunden eingestiegen. Das kann aber auch am Regen gelegen haben.«
    »Der Fiat … wissen Sie, welches Modell das war?«
    »Ein Punto. So einen habe ich auch. Allerdings in Türkis.«
    »Gut.« Dühnfort stand auf. »Wir werden sie suchen.« Er warf Siggi einen Blick zu.
    Der nickte kaum merklich. »In Ordnung. Dann übernehmt ihr das.«
    Daniela Heppner hielt inzwischen den Griff ihrer Handtasche umklammert, als schien sie zu ahnen, was er befürchtete. »Ein Kollege wird Sie nach Hause begleiten. Wir brauchen Adressen und Telefonnummern von Angehörigen und Bekannten. Hat sie einen Freund?«
    »Zurzeit nicht. Sie machen mir langsam Angst. Wieso plötzlich diese Hektik?«
    Dühnfort überlegte, wie ehrlich er sein sollte. »Es tut mir leid, wenn Sie das so empfinden. Machen Sie sich keine Sorgen. Das ist unsere übliche Routine, wenn jemand verschwindet«, sagte er und fügte in Gedanken hinzu: und wir ein Verbrechen nicht ausschließen können. »Mein Kollege wird in zehn Minuten bei Ihnen sein.« Er notierte Janas Handynummer und verabschiedete sich.
    Gina saß vor ihrem Computer und betrachtete Aufnahmen aus

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