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So unselig schön

So unselig schön

Titel: So unselig schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Bildausschnitt zu bearbeiten, und ob sie vermute, die darauf abgebildete Karte habe etwas mit dem Mord zu tun.
    »Nee. Glaube ich nicht. Das Foto mit der Karte stammt vom Samstag. Am Montag, bevor ich die Frau gefunden habe, habe ich den Heizkörper noch einmal fotografiert, und da war die Karte weg. Das kann tausend Gründe haben.«
    Kai blickte skeptisch. »Zum Beispiel?«
    »Kids, die dort heimlich rauchen, haben sie mitgenommen oder abgefackelt, oder sie wurde vom Winde verweht, oder ein Penner, der dort schläft, hat sie eingesteckt oder was weiß ich.« Trotzig hielt Vicki Kais besorgtem Blick stand.
    »Oder der Mörder hat sie mitgenommen.«
    »Und warum hätte er das tun sollen?«
    »Weil er die Karte dort verloren hat und sie ein Wegweiser zu ihm ist.«
    »Dann müsste er aber vor dem Samstag schon mal da gewesen sein.«
    »Warum nicht? Sicher hat er vorher gecheckt, ob er die Leiche dort loswerden kann. Mensch, Vicki, du solltest die Aufnahme der Polizei geben.«
    »Das sagst du so einfach. Am Montag wollte der Kommissar die Bilder haben, weil sie zu den Beweismitteln gehören, aber ich habe ihm nur die Flashcard aus der Kamera gegeben, die andere, die in meiner Hosentasche steckte, habe ich nicht rausgerückt.«
    »Aber das Foto, um das es geht, stammt doch vom Samstag und war weder auf dem einen noch auf dem anderen Speicherchip.«
    »Schon. Aber um dem Kommissar zu erklären, warum das Foto vom Samstag wichtig ist, muss ich ihm sagen, dass ich ihm am Montag nicht alle gegeben habe. Sonst hätte ich die Aufnahmen ja nicht vergleichen können. Der wird mir die Hölle heißmachen. Das gibt eine Anzeige wegen Unterschlagung von Beweisen, und dann kriege ich Stress an meinem Ausbildungsplatz und in der Berufsschule. Und das alles höchstwahrscheinlich für nichts. Ich meine, was können die mit dem Foto schon anfangen? Wenn ich diese Karte hätte, dann ja. Fingerabdrücke, DNA und so. Aber ein pixeliges Foto …«
    »Und wenn du ihm die Aufnahmen vom Samstag einfach mailst, ohne was dazu zu sagen? Die Polizei wird auch fotografiert haben und jeden Fitzel, den sie dort gefunden haben, auf Spuren untersuchen. Wenn der Kommissar sich das Foto anguckt, wird ihm auffallen, dass da diese Hotelkarte drauf ist, die nicht in ihrem Labor ist, und dann wird er überlegen, welche Gründe das haben kann.«
    Die Idee war nicht schlecht. Genau genommen war sie genial. »Nicht blöd, wirklich«, sagte Vicki. »Ich glaube, das mach ich.«
    Nachdem Kai gegangen war, kramte Vicki in ihrem Rucksack nach der Visitenkarte, die Gina Angelucci ihr am Dienstag bei ihrem Besuch im Reisebüro gegeben hatte. Im Gegensatz zu diesem Fünfanger war sie nett. Vicki setzte sich an den PC , schrieb ihr eine Mail und kopierte alle Bilder hinein, die sie beim ersten Shooting gemacht hatte. Datum und Uhrzeit waren eingeblendet. Falls Gina Angelucci ihr also misstraute, konnte sie das sofort wieder vergessen. Sicherheitshalber schrieb sie noch dazu, dass die Fotos vom letzten Samstag stammten und ihr erst heute die Idee gekommen war, die Polizei könnte sie vielleicht für die Ermittlungen gebrauchen. Sie klickte auf den Senden-Button und fühlte sich schlagartig erleichtert.

S ONNTAG , 13. J UNI
    Das Telefon auf Dühnforts Schreibtisch läutete. Siggi Donhauser von der Abteilung Vermissungen meldete sich. »Vielleicht kommst du mal zu uns rauf. Ich habe hier eine Frau, die ihre Kollegin als vermisst gemeldet hat. Freitagnacht ist sie am Straßenstrich Schäftlarnstraße in einen schwarzen Fiat gestiegen und seither verschwunden. Zuerst dachte ich, das ist das Übliche … am besten, du siehst dir das selbst an.«
    Bei diesen Worten nahm Dühnfort die Unruhe wieder wahr, die er seit dem Fund von Nadines Leiche zurückgedrängt hatte.
    Er verließ sein Büro und eilte über die Treppe in die vierte Etage zur Vermisstenabteilung. Mit einem Kopfnicken grüßte er Siggi Donhauser und reichte der Frau auf dem Besucherstuhl die Hand. »Dühnfort.«
    »Daniela Heppner.«
    Angespannt, wie zum Sprung bereit, saß sie auf der Stuhlkante, eine Handtasche mit Zebramuster und messingfarbenen Nieten auf den Knien. Sie trug Röhrenjeans und einen engen Baumwollpulli. Blonde, vom Regen ein wenig feuchte Locken umrahmten das ungeschminkte Gesicht, aus dem ihn blaue Augen unsicher musterten.
    Siggi, ein vierschrötiger Mann mit schiefergrauen Augen, reichte ihm ein Foto. Es zeigte eine Frau von Mitte zwanzig mit magerer Figur, einem offenen Lächeln und

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