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So unselig schön

So unselig schön

Titel: So unselig schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Telefonat beendete. »Gut, in zwanzig Minuten. Fragen Sie nach mir. Ich hole Sie ab.« Der Monitor ihres PC s zeigte Aufnahmen aus der alten Brauerei.
    Dühnforts Blick wanderte immer wieder zum Bildschirm, während er Gina erklärte, wie Boris Kaden die Nummernschilder abhandengekommen waren.
    »Ich scheuche mal den Hausmeister des Ärztehauses auf. Sicher wird die Garage per Video überwacht. Wenn das nichts bringt, könnten wir Infos in die Arztpraxen hängen und Zeugen bitten, sich zu melden«, schlug Gina vor.
    »Ja, gut. Mach das.« Weshalb hatte sie sich die Aufnahmen aus der alten Brauerei vorgenommen? »Wolltest du nicht die Bänder der Verkehrsüberwachung durchsehen?«
    »Hat Sandra mir abgenommen.«
    »Warum sind die Fundortfotos wichtiger?« Dühnfort lehnte sich an ein Regal voller Aktenordner.
    Gina schien den verärgerten Unterton nicht zu bemerken. »Diese Aufnahmen hat Vicki Senger mir gemailt. Sie stammen vom Samstagnachmittag, als sie zum ersten Mal in der Brauerei fotografiert hat. Sie meinte, wir könnten die Bilder vielleicht brauchen.«
    »Das hat jetzt nicht erste Priorität. Wir müssen Jana finden.«
    »Wenn wir den Täter haben, dann haben wir auch Jana. Oder?« Gina strich sich die widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr und suchte Dühnforts Blick. »Mir ist an den Bildern etwas aufgefallen. Hast du zwei Minuten?«
    »Natürlich«, sagte Dühnfort, obwohl er meinte, genau die nicht zu haben.
    Gina griff nach der Maus, klickte einige Bilder weg und schob zwei nebeneinander. Beide zeigten dasselbe Motiv: einen Heizkörper, an dem die Farbe abblätterte. Er stand inmitten von Ziegelbrocken und abgefallenem Putz. Gina wies auf die linke Aufnahme. »Die ist vom Samstag. Und dort liegt etwas, das bei der Aufnahme vom Montag fehlt.«
    Dühnfort erkannte einen hellen, rechteckigen Fleck. Plötzlich war er wie elektrisiert. »Was ist das? Sieht aus wie eine Visitenkarte.«
    Gina grinste, schloss das Fenster und öffnete eine neue Datei. »Beinahe. Ich hab den Ausschnitt vergrößert und bearbeitet. Es ist eine Karte, wie sie in besseren Hotels ausliegt.« Sie zoomte den Bildausschnitt heran. Dühnfort erkannte Schriftzug und Bild des Hotel Atlantic in Hamburg und versuchte die handschriftliche Notiz zu entziffern.
    »Buthler. 19.00  Uhr«, sagte Gina. »Dieser Name taucht mir zu häufig auf. Dir nicht auch?«
    Dühnfort atmete durch. Die Aufnahme stammte vom Samstag. Bei der Vergleichsaufnahme vom Montag fehlte die Karte. »Hast du …«
    »Bei den Spuren ist sie nicht. Hab Buchholz schon gefragt. Am Montag lag da keine Karte. Kann ja zig Gründe haben, aber ich denke, der Täter hat sie irgendwann vor dem Samstag verloren, als er den Ort besichtigt hat. Und dann ist ihm der Schreck in alle Glieder gefahren, als er sie wiedergefunden hat. Glück gehabt.«
    »Wir sollten mit Buthler reden.«
    »Müsste gleich hier sein.« Gina lehnte sich im Stuhl zurück und breitete die Hände aus. »Bin ich gut oder bin ich gut, sag?«
    »Ich würde sagen, du bist gut.« Dühnfort musste lächeln. »Wie hast du ihn hergezaubert?«
    »Da hat’s keine übersinnlichen Fähigkeiten gebraucht. Er ist seit gestern in München.«
    ***
    Buthler entsprach der Vorstellung, die Dühnfort sich unbewusst von ihm gemacht hatte. Groß, schlank, dunkles Haar, durch das sich erste Silberfäden zogen, obwohl er höchstens Mitte dreißig war, schwarzer Intellektuellenrolli zum grauen Anzug, gepflegter Dreitagebart.
    Der Galerist saß am kleinen Besprechungstisch, trank mit abgespreiztem Finger einen der drei Espressi, die Dühnfort gerade gebraut hatte, und betrachtete dann den Ausdruck, den Gina ihm vorgelegt hatte. Er studierte das Foto eingehend und schüttelte bedauernd den Kopf. »Tut mir leid. Die Handschrift kenne ich nicht, und ich habe keine Idee, wer das aus welchem Grund geschrieben haben könnte.«
    Gina stellte ihre Tasse ab. »Mit irgendjemandem müssen Sie aber in den letzten Wochen einen Termin um diese Uhrzeit gehabt haben. Könnten Sie mal in Ihren Unterlagen nachsehen?«
    Ein halb erstauntes, halb amüsiertes Lächeln glitt über Buthlers Gesicht. »Ich kann Ihnen doch nicht so einfach die Namen meiner Kunden …«
    »Doch, das können Sie. Und die der privaten Kontakte auch. Entweder ganz freiwillig oder mit richterlichem Beschluss. Auf den müssten wir allerdings ein Stündchen warten. Möchten Sie in der Zwischenzeit noch einen Kaffee?«
    Buthler gab sich geschlagen. »Also gut.«
    »Na prima«, sagte

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