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So unselig schön

So unselig schön

Titel: So unselig schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Gina. »Haben Sie Ihren Kalender auf dem Handy, oder wollen Sie sich über meinen PC auf Ihrem einloggen?«
    »Ich bin da ganz altmodisch«, erwiderte Buthler, zog ein Moleskine-Büchlein aus der Sakkotasche und begann darin zu blättern. »Um welchen Zeitraum geht es Ihnen?«
    Gina bat ihn, die Neunzehnuhrtermine der letzten drei Monate herauszusuchen, und notierte seine Angaben. Die meisten waren privater Natur, ein paar Kundentermine, und Ende Mai hatte eine Auktion um diese Zeit begonnen.
    »Bei dieser Veranstaltung waren über hundert Interessenten und Bieter, und ich habe nicht von allen Namen und Anschriften. Da bringen Kunden schon gerne mal Freunde und Geschäftspartner mit. Wollen Sie von allen Handschriftenproben nehmen?«, fragte Buthler.
    »Das ist eine unserer leichtesten Übungen.«
    Buthler stöhnte und rieb sich über die Schläfen. »Hören Sie, ich habe einen Ruf zu verlieren. Was denken Sie denn, wie meine Kunden reagieren, wenn ich ihnen die Polizei auf den Hals hetze?«
    »Keine Sorge, wir wissen uns zu benehmen.« Zwischen Ginas Brauen baute sich jene steile Falte auf, die Ungeduld und Ärger signalisierte. Gleich würde Gina sich Luft machen.
    Dühnfort rechnete mit Buthlers Kooperation und mischte sich ein. »René Fuhrmann gehört zu Ihren Kunden. Soweit wir wissen, war er bei der Auktion im Mai.«
    Überrascht sah Buthler von seinem Notizheft auf. »Ist er irgendwie in diese Sache verstrickt?« Eine vage Handbewegung Richtung Ausdruck folgte.
    »Das ist reine Routine. Fuhrmann hat also die Mai-Auktion besucht?«
    »Schon. Aber er wohnt nie im Atlantic. Meistens steigt er im Wasserturm ab, und mit Sicherheit ist das nicht seine Handschrift.« Buthler wies auf das Bild. »Wenn Sie mich fragen, ist das sowieso nicht die Schrift eines Mannes. Sie ist weit und rund, passt eher zu einer Frau.«
    »Ein Grund mehr, weshalb wir die Kundendaten brauchen. Bis wann können Sie uns die zur Verfügung stellen?«, fragte Dühnfort.
    Buthler versprach, das morgen zu veranlassen, wenn seine Sekretärin im Büro sei. Er selbst werde bis Dienstag oder Mittwoch in München bleiben.
    »Ihr Name ist bisher zweimal in unseren Ermittlungen aufgetaucht …«
    »Zweimal?«
    »Lichtenberg, Sie erinnern sich? Sie kennen ihn aus Ihrer Zeit in Düsseldorf, als Sie Malerei studiert haben.«
    »Kennen ist zu viel gesagt. Lichtenberg kam an die Akademie, kurz bevor ich das Studium aufgab. Ich wollte mich nicht in das Heer der hungernden Künstler einreihen. Außerdem zweifelte ich an meinem Talent. Lichtenberg dagegen brannte förmlich, der explodierte richtiggehend, wenn er Farbe und Leinwand vor sich hatte. Dass aus ihm etwas werden würde, war von Anfang an klar. Deshalb habe ich seinen Werdegang verfolgt und wusste, wo er lebt. Mit ihm persönlich habe ich vielleicht zehn Sätze geredet, und das ist Jahre her.«
    »Und René Fuhrmann, seit wann kennen Sie ihn?«
    Buthler fuhr sich übers Kinn. »Seit etwa sechs oder sieben Jahren. Er war einer meiner ersten Kunden.«
    »Sagt Ihnen der Name Jobst Wernegg etwas?«
    »Natürlich. Er ist ein Freund von René und ebenfalls Sammler von Vanitas-Motiven. Er war auch bei der Auktion im Mai. Er hat René in einer wahren Bieterschlacht ein Bild vor der Nase weggeschnappt.«
    Wie die kleinen Jungs, hatte Wernegg gesagt. Was der eine hat, muss auch der andere haben. Dühnfort brachte noch in Erfahrung, dass Buthler das vergangene Wochenende mit einer Sommergrippe im Bett gelegen hatte, bevor er ihn entließ und zum Ausgang begleitete.
    Als er ins Büro zurückkehrte, saß Gina wieder vor ihrem PC . »Das mit der Frauenhandschrift … damit könnte Buthler recht haben. Ich habe das Bild unserer Schriftsachverständigen gemailt. Mal gucken, was sie meint.«
    Dühnfort setzte sich auf die Schreibtischkante. »Lichtenberg verwendet Künstlerölfarbe. Wernegg und Fuhrmann sammeln Gemälde. Buthler kennt alle drei. Wernegg und Fuhrmann kennen nur Buthler oder auch Lichtenberg? Wir sollten sie fragen.«
    »Gina drehte sich mit dem Bürostuhl zur Seite. »Du denkst, einer von denen ist es.«
    »Die Farbe an Nadines Handgelenk und Schacks Aussage, Nadine sei in ein silberfarbenes Coupé gestiegen …«
    »Lichtenberg. Er könnte unbemerkt aus dem Kino gegangen sein.«
    »Wie passt dann die Karte ins Bild?« Dühnfort wies auf den Ausdruck von Vicki Sengers Fotografie, der noch immer auf dem Tisch lag. »Lichtenberg hatte keinen Kontakt zu Buthler.«
    »Keine Ahnung. Wir werden es

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