So unwiderstehlich reizvoll
gestern übrigens einen netten Abend?“
Verdammt! Raphael Marchese ließ sie kalt lächelnd gegen die Wand rennen, und sie war nicht in der Lage, das zu verhindern.
„Ja, einen ausgesprochen netten Abend.“ Sie trank einen kleinen Schluck aus ihrem Becher. „Ah, schmeckt das gut“, schwärmte sie.
„Wenn Sie meinen.“ Raphael glaubte ihr zwar nicht, eine innere Stimme warnte ihn jedoch, noch weiter zu gehen. Unschlüssig rieb er sich das Kinn. „Möchten Sie ein Croissant?“, bot er schließlich an. „Es ist garantiert frisch aus dem Ofen.“
„Garantiert? Haben Sie es selbst gebacken?“
Lachend gab er ihr die erste ehrliche Antwort des Morgens. „Nein, ich bin erst um eins ins Bett gekommen, da stehe ich bestimmt nicht schon wieder um fünf auf, um Brötchen zu backen.“
Was er wohl vergangene Nacht so lange getrieben hatte? Bestimmt war er mit einer Frau zusammen gewesen.
„Um auf ihr Angebot zurückzukommen, ich nehme es gern an.“ Juliet war einfach nicht in der Lage, dem leckeren Duft länger zu widerstehen – einen Luxus wie Croissants hatte sie sich schon seit Monaten nicht mehr leisten können. Sie aß mit Genuss, der lockere Teig zerbröselte ihr unter den Fingern, und winzige Reste Blätterteig blieben ihr beim Essen an den Lippen hängen.
Wie unbeschreiblich sexy diese Frau war! Raphael hätte ihr am liebsten sofort die Krümel fortgeküsst. Ihr ungeschminkter Mund lud dazu ein, bestimmt war er weich und nachgiebig und …
Dios! Er rief sich zur Ordnung. Wohin verirrten sich seine Gedanken da gerade? Juliet gehörte Cary. Sie zu begehren war sinnlos, denn er würde sie niemals besitzen. Also musste er alles daran setzen, diese Frau auf Abstand zu halten.
Mit einem Blatt Küchenpapier tupfte Juliet sich die Lippen ab. „Das hat ausgezeichnet geschmeckt! Vielen Dank.“
„Es war mir ein Vergnügen.“ Wie freundlich sie ihn jetzt ansah! Großzügigkeit schien sie zu beeindrucken – sollte er sich das vielleicht doch zunutze machen?
Glücklicherweise waren jetzt Geräusche im Haus zu hören, und weitere Überlegungen in diese gefährliche Richtung erübrigten sich. Offenbar war Josie, die über der Küche wohnte, bereits auf dem Weg nach unten.
„Was haben Cary und Sie denn heute für Pläne?“, erkundigte er sich deshalb im Plauderton.
Juliet nahm einen letzten Schluck Kaffee. „Nichts Bestimmtes. Eigentlich wollte ich jetzt spazieren gehen und das Flussufer erkunden.“
„In diesen Schuhen?“ Kritisch begutachtete er ihre Füße.
„Sie sind sehr bequem.“
„Mag sein, aber leider nicht wasserdicht. Ohne Gummistiefel ist nichts zu machen, denn um diese Jahreszeit wird die Uferzone auch bei Niedrigwasser nicht trocken.“
„Oh! Dann werde ich wohl mit dem Garten vorlieb nehmen müssen.“ Sie zögerte. „Unterrichten Sie heute?“
Stirnrunzelnd sah er sie an. „Hat Lady Elinor Ihnen von meiner Lehrtätigkeit erzählt?“
„Ja. Es ist doch kein Geheimnis, oder?“
„Natürlich nicht“, lenkte er ein, doch die Falten blieben. Gesprächsstoff geliefert zu haben, behagte ihm offensichtlich überhaupt nicht. „Die alte Dame erzählt es jedem, weil ein regelmäßiges Einkommen für sie einen höheren Stellenwert hat als gelegentliche Einnahmen.“
„Sie meinen das Honorar für Ihre Gemälde?“
Charmant lächelnd sah er sie an, und Juliets Herz schlug schneller. Wie umwerfend attraktiv Raphael war! Sie konnte ihm einfach nichts entgegensetzen – wahrscheinlich weil sie sich zu lange von Männern ferngehalten hatte. Allein die Vorstellung, seine Hände auf ihrer Haut zu spüren, ließ sie erschauern. Zugegeben, die Chance war nicht groß. Er interessierte sich nicht für sie, sondern hielt sie lediglich für Carys Verlobte, und entsprechend behandelte er sie.
„Genau“, nickte er. In diesem Moment betrat Josie die Küche. Ihren scharfen Augen entging nichts, weder die frischen Brötchen auf dem Tisch noch das traute Beisammensein. Raphael spürte ein leises Unbehagen, als hätte die alte Haushälterin ihm seine Gedanken vom Gesicht abgelesen.
„Sie sind schon früh auf, Miss Lawrence“, begrüßte sie Juliet.
„Die Sonne schien schon so schön, und ich wollte eigentlich spazieren gehen“, erklärte sie.
„Und dann kam ich und habe sie aufgehalten“, ergänzte Raphael. „Außerdem besitzt Miss Lawrence keine Gummistiefel.“
„Welche Größe tragen Sie?“ Josie bückte sich und öffnete eine der Klappen des riesigen Herds.
Sofort hörte
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