So unwiderstehlich reizvoll
aussehe als vorher? Hast du eine Idee?“
Noch immer hatte Raphael sich nicht daran gewöhnt, dass Olivia trotz ihrer gewagten Kleidung Lady Holderness war, die das Recht hatte, von seiner Lordschaft als ‚Bobby‘ zu sprechen. Vor einiger Zeit hatte sie Raphael anvertraut, Lord Holderness hätte sich in sie verliebt, weil sie so ganz anders sei als seine vorherigen Ehefrauen. Das glaubte er ihr aufs Wort.
„Mein Haar liegt doch gut, oder? Es wäre doch schade, wenn ich gerade jetzt, wo ich dir Modell sitze, schlecht frisiert wäre.“ Wieder kicherte sie. „Stell dir vor, ausgerechnet von mir wird ein Porträt gemalt! Wer hätte das je gedacht?“
„Ich jedenfalls nicht“, erwiderte Raphael ehrlich und lächelte, wofür sie sich mit einem koketten Augenaufschlag bedankte.
„Hältst du die Idee für verrückt?“
„Nein, warum sollte ich? Du bezahlst gut, und ich kann jeden Auftrag gebrauchen.“
„Das stimmt nicht, das weiß ich ganz genau.“ Olivia runzelte nachdenklich die Stirn. „Poppy, ich meine die Frau unseres Parlamentsabgeordneten, hat mir von deinem Empfang letzte Woche erzählt. Etliche bekannte Persönlichkeiten haben Aufträge bei dir in Arbeit gegeben, meinte sie. Es ist ausgesprochen ärgerlich, dass wir verhindert waren, doch Bobby hatte wieder zu hohen Blutdruck, und es ging ihm nicht gut. Da musste ich doch bei ihm bleiben, oder?“
„Du hast völlig richtig gehandelt“, versicherte er ihr.
„Und meine Frisur ist wirklich in Ordnung? Connie – das ist der Besitzer des Salons in Bodmin – meint, dass mir diese Farbe ausgezeichnet steht. Ich bin mir da nicht so sicher, weil ich ja von Natur aus nicht blond bin.“
Raphael nickte wortlos. Er kannte Olivia lange genug, um zu wissen, dass sie brünett war. Wie Juliet. Nur besaß deren Haar einen unvergleichlichen Glanz, um den Olivia sie bestimmt beneidet hätte.
Ärgerlich zog er die Brauen zusammen, weil er schon wieder an Juliet dachte. Schlag dir diese Frau aus dem Kopf, ermahnte er sich zum wiederholten Male.
„Du brauchst mich gar nicht so grimmig anzusehen.“ Olivia führte sein Mienenspiel auf ihre Behauptung zurück. „Bobby hält mich für eine echte Blondine, das ist alles, worauf es mir ankommt.“
„Glaubt er das ehrlich? Das verwundert mich in der Tat.“ Raphael musste lächeln.
„Wie gemein von dir!“ Sie boxte ihm spielerisch in die Seite. „Ich möchte wetten, du erinnerst dich überhaupt nicht, wie ich aussehe. Die Nacht war sehr dunkel, und du … du …“
„Ich war betrunken“, ergänzte er sachlich. „Jetzt lass uns bitte keine weitere Zeit verschwenden und bleib so sitzen, wie ich es dir sage.“
„Ja, trotzdem war es eine wunderbare Nacht“, schwärmte Olivia unbeeindruckt weiter. „Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, dachte ich, es sei Liebe.“
„Es war ein Rausch, mehr nicht.“ Seine Beziehung zu Olivia war kurz und alles andere als romantisch gewesen, und am Morgen danach war er völlig verkatert aufgewacht.
„Wir haben so gut miteinander harmoniert“, beharrte Olivia. Als er nicht antwortete, hob sie den Kopf. „Raphael! Hörst du mir überhaupt zu?“
Ärgerlich kniff er die Lippen zusammen. All seine Bemühungen um eine optimale Kameraeinstellung waren umsonst gewesen. Gerade, als er den Auslöser betätigte, hatte Olivia sich bewegt und die Aufnahme ruiniert. „Natürlich höre ich dir zu, aber für mich bedeutet diese Sitzung Arbeit. Wenn du dich nur mit mir unterhalten möchtest, hättest du mich zu einem Drink einladen sollen.“
„Es tut mir leid, wenn ich dir zur Last falle.“
„Du fällst mir nicht zur Last“, beschwichtigte er sie, obwohl er mit seiner Geduld langsam am Ende war. „Entschuldige bitte meine schlechte Laune, ich habe gestern Abend einfach zu viel Wein getrunken.“
Überrascht sah sie ihn an. „Wein? Seit wann trinkst du Wein und nicht Whisky?“
„Seit ich entdeckt habe, dass man damit billiger sein Ziel erreicht.“ Konzentriert musterte er sie durch den Sucher seiner Kamera. „Meinst du wirklich, dein Ehemann wird damit einverstanden sein?“
„Mich nackt von dir malen zu lassen? Natürlich.“ Olivia lächelte selbstbewusst. „Bobby ist verrückt nach meinem Körper.“
„Okay.“ Raphael verzichtete auf weitere Diskussionen und hoffte, dass sie Lord Holderness richtig einschätzte. „Wie willst du das Bild haben? Mit allem Drum und Dran, Bauchnabel, Brüsten und
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