So unwiderstehlich reizvoll
Job und bin finanziell unabhängig. Was immer du auch von mir denkst, nichts, aber auch gar nichts könnte mich dazu bewegen, Cary zu heiraten. Das ist alles, was ich zu diesem Thema zu sagen habe.“
Einen Moment schwankte sie, stieß jedoch seinen Arm zurück, als er sie stützen wollte. „Sobald das hier vorbei ist, fahre ich nach Hause, und du siehst mich nie wieder.“
15. KAPITEL
Im Spätzug von Bodmin nach London war es nicht voll, sodass Juliet ein Abteil für sich hatte. Froh, sich nicht unterhalten zu müssen, lehnte sie die Stirn gegen die kühle Fensterscheibe und schloss die Augen.
Obwohl sie müde war, konnte sie nicht einschlafen. Die vielen Eindrücke und Erlebnisse des Tages schwirrten ihr durch den Kopf, und immer noch fiel es ihr schwer, die Geschehnisse wirklich zu begreifen. Cary war es offensichtlich ebenso ergangen, doch trotz der harten Enttäuschung, die ihn so völlig unerwartet ereilt hatte, wollte er die Nacht auf Tregellin verbringen.
Was Cary tat oder nicht tat, war ihr gleichgültig. Die wenigen Sympathien, die sie noch für ihn gehegt hatte, hatte er sich durch die infamste seiner Lügen verscherzt: Er hatte Raphael und allen anderen gegenüber behauptet, sie wäre nach wie vor mit ihm verlobt.
Zumindest war es Cary trotz aller Machenschaften nicht gelungen war, Lady Elinor zu täuschen. Sie war über den Lebenswandel ihres Enkels bestens informiert gewesen. Laut Mr. Arnold hatte sie selbst von seinem Verhältnis mit der Stripperin des Kasinos gewusst.
Natürlich hatte Cary versucht, es abzustreiten. Er besaß sogar die Stirn, Juliet zu bitten, ihm ein Alibi zu verschaffen, was sie entschieden ablehnte. Als Mr. Arnold Cary dann erklärte, weshalb Juliet zur Testamentseröffnung eingeladen worden war, brachte ihn das endgültig gegen sie auf. Er beschuldigte sie, sich aus Habgier bei Lady Elinor eingeschmeichelt zu haben.
Dieser Vorwurf verletzte Juliet tief, und sie wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. In Raphaels Richtung zu sehen war ihr unmöglich. So wenig er ansonsten für seinen Cousin übrig haben mochte, in diesem Punkt stimmte er sicher mit Cary überein: Sie habe Lady Elinor umgarnt und von ihren finanziellen Schwierigkeiten erzählt, um Geld zu erbetteln. Juliet hatte mit der alten Dame nie über ihre wirtschaftliche Lage gesprochen. Doch wer würde ihr das jetzt glauben?
Denn sie hatte jene drei Ringe geerbt, die Lady Elinor ihr damals zur Auswahl vorgelegt hatte: den Rubin, der einst Raphaels Mutter gehört hatte, den Smaragd und den Solitär. Laut Testament gingen sie an Juliet, die sie nach Belieben behalten oder verkaufen konnte.
Einerseits rührte Juliet die Großzügigkeit Lady Elinors zutiefst, andererseits empfand sie das Vermächtnis als unangemessen. Es handele sich um Familienschmuck, argumentierte sie, auf den sie kein Anrecht habe. Aber Mr. Arnold schüttelte nachdrücklich den Kopf und erklärte ihr den juristischen Sachverhalt. Der Zusatz war vor einigen Wochen und auf ausdrücklichen Wunsch Lady Elinors aufgenommen worden und damit rechtsgültig.
Josie, die bei der Testamentseröffnung in der Bibliothek neben Juliet saß, drückte ihr die Hand. „Lady Elinor mochte Sie, mein Kind. Sie wollte Ihnen etwas Persönliches hinterlassen, das Sie stets an sie erinnert.“
Was auch immer passierte, von zwei dieser Ringe würde sie sich nie trennen, das wusste Juliet ganz genau. Den Rubin würde sie von London aus per Post an Raphael schicken. Gab sie ihm den Ring gleich hier zurück, würde er ihn ihr nur vor die Füße werfen.
Anschließend wurden die weiteren Verfügungen vorgelesen, die Dr. Charteris betrafen und Leute, die Juliet nicht kannte. Natürlich wurde auch die treue Josie bedacht. Sie erbte hunderttausend Pfund – was Cary einen ungläubigen Aufschrei entlockte – und erhielt lebenslanges Wohnrecht in einem kleinen Haus auf dem Anwesen.
Selbst Raphael war über so viel Großzügigkeit seitens der alten Dame erstaunt, aber der Erste, der Josie zu ihrem Glück gratulierte. „Du verdienst es, Josie“, bekräftigte er. „Nur dank deiner Unterstützung und unermüdlichen Tatkraft hat Lady Elinor Tregellin bis zu ihrem Tode halten und dort leben können.“
„Schön und gut, doch das ist längst keine hunderttausend Pfund wert!“ Cary war außer sich. „Mir war klar, dass die alte Dame nicht so knapp bei Kasse war, wie sie immer getan hat, doch diese Summe ist unvernünftig hoch.“
„Es war Lady Elinors gutes Recht, mit
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