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So weit der Wind uns trägt

So weit der Wind uns trägt

Titel: So weit der Wind uns trägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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scheuchte sie davon. Er übernahm es selbst, die Gläser, die auf einem Silbertablett vor ihm bereitstanden, damit zu füllen. Ein Kellner reichte schließlich das Tablett herum, und jeder am Tisch nahm sich ein Gläschen. »Auf unsere Gäste aus dem Norden!«, dröhnte José Carvalho und trank den Inhalt in einem Zug leer. Die anderen taten es ihm gleich.
    »Teufel auch, was ist das denn für ein Zeug?«, raunte Rui Jujú zu.
    Sie kicherte verhalten. »Wenn man mehrere davon trinkt, fängt es an, einem zu schmecken.«
    »Hm, ja, nicht schlecht«, sagte Senhor da Cunha. Er wollte nicht unhöflich sein. Seinem Gesicht war deutlich anzusehen, dass ihn das Gebräu nicht sehr überzeugte. »Vielleicht sollte man ihn etwas langsamer genießen und nicht in einem Zug herunterkippen. Mademoiselle Jujú, schließen Sie sich mir an? Nehmen wir noch einen winzigen Schluck und geben den Feinheiten des Geschmackserlebnisses eine Chance, sich zu entwickeln?«
    »Aber ja, Senhor Cunha, warum nicht? Ergründen wir die fruchtigen Noten im Abgang.« Jujú musste sich das Lachen verkneifen. Sie war in einer Stimmung, die allmählich in Hysterie umzuschlagen drohte. Das viele Essen, der Wein, die zähen Gespräche, Ruis Hand unter dem Tisch, die sich permanent an ihrem Oberschenkel zu schaffen machte, ihre Müdigkeit und jetzt, als krönender Abschluss, die Degustation eines Schnapses, den sich jeder alentejanische Bauer zu Hause brannte – das war alles ein bisschen zu viel für sie.
     
    »Du bist ganz blass«, sagte Rui, nachdem Jujú ihren zweiten
aguardente de medronho
getrunken hatte. »Komm, lass uns an die frische Luft gehen. Sie entschuldigen uns, Senhor da Cunha?« Er ergriff ihre Hand und führte sie hinaus. Es fiel niemandem auf, da sich um diese Zeit ohnehin schon viele Gäste entfernt hatten, um mit Bekannten an den übrigen Tischen zu plaudern, und andere Leute sich an ihre Tafel gesetzt hatten, um sich nun auch endlich einmal mit den Gastgebern zu unterhalten. Einige hatten sich sogar schon verabschiedet, ältere Leute zumeist oder Familien mit kleineren Kindern.
    In der kühlen Nacht spürte Jujú sofort, wie sich der Nebel in ihrem Kopf lichtete. Ah, wie gut das tat! Sie schloss die Augen einen Augenblick und sog tief die Luft ein. Der Duft des Frühlings war bereits zu erahnen. In Kürze würden die Mandelbäume blühen. Rui merkte, dass Jujú fröstelte, und legte ihr behutsam sein Jackett um die Schultern. Sein Arm umschloss sie, mit der Hand drückte er ihren Oberarm und zog sie näher zu sich heran. Ja, dachte Jujú, alles stimmte. Rui duftete gut, nach Tabak und einem herben Eau de Toilette. Die Nacht war herrlich, mit der erfrischenden, klaren Luft und den glitzernden Sternen am Himmel, die ihr näher als sonst erschienen. Sie drückte sich enger an ihn, wandte ihm dann ihr Gesicht zu und schloss die Augen.
    Der Kuss war sehr innig. Und er war einer jener Küsse, die das Verlangen nicht löschen, sondern es vielmehr noch anfachen. Jujú spürte, wie die Begierde in ihr wuchs. Ruis schlanke Hände tasteten ihren Oberkörper ab. Dann, als er merkte, dass er auf keinen ernst zu nehmenden Widerstand ihrerseits stoßen würde, bückte er sich, schob eine Hand unter ihren Rock und fuhr an der Innenseite ihrer Schenkel hoch. Jujú bekam eine Gänsehaut, so schön fühlte es sich an. Oh, das war köstlich! Ja, ja, ja, hätte sie sagen mögen, aber über ihre Lippen kam kein Laut.
    Rui löste sich mit Mühe von ihr. Hier, unter den Hecken der Zufahrt, auf der die Scheinwerfer der abfahrenden Autos sie erfasst hätten, konnten sie nicht bleiben. Er zog sie mit sich fort und schlug den Weg zur Garage ein. Jujú wusste, was Rui vorhatte, und sie hatte nichts dagegen einzuwenden. Selbst wenn sie nicht ohnehin vor Lust vergangen wäre – die unverhohlene Gier in seinen Augen erregte sie zutiefst.
    Doch dann, kaum dass sie die Garage erreicht hatten, passierte alles plötzlich ganz schnell. Keine keuchenden Küsse mehr, keine sich aneinander reibenden Leiber an der Autotür, keine geflüsterten Zärtlichkeiten, keine zaghaften Erkundungen ihrer Körper. Raserei hatte von Rui Besitz ergriffen. Er riss die Autotür auf, stieß Jujú auf die Rückbank, riss ihr mit einem Ruck die Leibwäsche herunter und drang in sie ein, bevor sie auch nur darüber nachdenken konnte, was wann wo schiefgelaufen war. Rui zuckte, verdrehte die Augen und stöhnte – nach kaum zwei Minuten war der ganze Spuk vorbei.
    Den körperlichen Schmerz,

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