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So weit die Hoffnung trägt - Roman

So weit die Hoffnung trägt - Roman

Titel: So weit die Hoffnung trägt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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nur. Das verstehe ich. Ich leide auch. Ich begehre dich auch. Aber ich bin nicht bereit, das zu teilen, was nur mir und McKale gehört hat.«
    Sie starrte mir in die Augen. Dann war es, als würde ein Damm an mühsam beherrschten Gefühlen brechen, denn sie begann so laut zu schluchzen, dass das Bett erbebte. Ich hielt sie fest, bis sich ihr Schluchzen zu einem Wimmern abschwächte. Schließlich wurde sie still und schlief ein.
    Ich beugte mich zu ihr hinüber und küsste sie auf die Wange. »Du bist so schön«, sagte ich. Und dann streckte ich mich aus und schlief ebenfalls ein.

Neunzehntes Kapitel
    Sie ist eine Rose, die zwischen Maisfeldern blüht.
    A LAN C HRISTOFFERSENS T AGEBUCH
    Am nächsten Morgen wachte ich auf, als sich die ersten Strahlen der Morgenröte durch das Fenster des Zimmers stahlen. Analise lag vor mir, die Augen aufgeschlagen. Sie sah sanft und friedlich aus.
    »Danke«, sagte sie mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war. Ihr Atem strich warm über mein Gesicht.
    »Wofür?«, fragte ich.
    »Dass du Nein gesagt und mich nur festgehalten hast.«
    »Du bist schön«, sagte ich.
    »Du auch.« Sie hielt einen Moment inne. »Meinst du, ich werde dich je wiedersehen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Ich hoffe es. Eines Tages kommst du hoffentlich auf einem weißen Pferd wieder und rettest mich.«
    »Analise …«
    Sie legte mir einen Finger an die Lippen, um mich zum Schweigen zu bringen. »Eine Frau braucht ihre Fantasien.« Sie legte den Kopf an meine Brust, und ich drückte sie fest an mich. Ihre Wärme und Weichheit waren köstlich. Sie war nicht McKale, aber sie war trotzdem entzückend.
    Nach ein paar Minuten stöhnte Analise leise auf und löste sich von mir. »Ich sollte besser aufstehen, bevor die Kinder wach werden.«
    »Warte«, sagte ich. »Was wirst du jetzt tun?«
    »Die Kinder für den Tag fertig machen.«
    Ich lachte. »Ich habe eigentlich etwas weiter gedacht.«
    »Wie zum Beispiel mit meinem Leben?«
    Ich nickte.
    »Ich weiß nicht. Aber ich fühle mich schon so viel besser. So ruhig habe ich mich nicht mehr gefühlt seit dem Tag, an dem Matt gestorben ist.«
    »Du hast ihn geliebt«, sagte ich.
    »Von ganzem Herzen.« Sie berührte mein Gesicht. »Ich bin froh, dass dein Weg dich durch Sidney geführt hat.«
    »Ich auch.«
    Sie beugte sich vor und küsste mich auf die Wange, dann stieg sie aus dem Bett. An der Tür sah sie noch einmal zurück. »Mach’s gut.«
    »Du auch.«
    Sie ging hinaus und schloss hinter sich die Tür. Ich seufzte, streckte mich wieder aus und starrte an die Decke. Und dann stand ich auf und duschte.
    Als ich aus meinem Zimmer kam, aßen die beiden Kinder Schalen mit Müsli, während sie auf die Rückseiten der Müslikartons vor ihnen starrten. Casey drehte sich um und sah mich an. »Hallo, Mr. Christoffersen.«
    »Hi, Süße.«
    »Werden Sie heute Abend hier sein?«
    »Nein, ich mache mich wieder auf den Weg.«
    Sie runzelte die Stirn.
    Christian würdigte mich keines Blickes.
    »Hey, Christian«, sagte ich.
    »Was?«
    »Ich habe etwas für dich.«
    Er drehte sich um und sah mich an. »Was denn?«
    Ich holte mein Schweizer Armeemesser aus der Hosentasche. »Ich dachte, das könntest du vielleicht gebrauchen.«
    Er saß da und starrte es an. Ich konnte sehen, dass er es gern haben wollte, sich aber nicht sicher war, wie er das Geschenk annehmen sollte. Ich trat an den Tisch und legte es neben seine Müslischale. »Bei den Pfadfindern ist es bestimmt praktisch.«
    Er nickte.
    »Aber nimm es besser nicht mit in die Schule. Ich bin sicher, man würde es dort nicht gern sehen, wenn Schüler Messer mit in die Schule bringen.«
    Er nickte noch einmal.
    »Okay, pass auf dich auf.«
    Er sagte immer noch nichts.
    Ein paar Minuten später kam Analise ins Esszimmer. Sie schnappte sich die Milchpackung. »Okay, Kinder. Lauft schon mal vor zum Auto. Ich komme gleich nach. Christian, vergiss deinen Rucksack nicht.«
    »Okay«, sagte er. Dann sah er mich an. »Danke, Alan.« Er schnappte sich das Messer, dann ging er hinüber zu seinem Rucksack und hob ihn auf.
    Casey kam auf mich zugelaufen und umarmte mich. »Auf Wiedersehen, Mr. Christoffersen. Danke für Ihren Besuch.«
    Ich lächelte. »Es war mir ein Vergnügen.«
    Sie holte ihren Rucksack, und dann gingen die beiden Kinder zur Tür hinaus.
    Analise sah mich neugierig an. »Was war das denn eben?«
    »Casey ist ein entzückendes kleines Mädchen.«
    »Nein, das mit Christian.«
    »Ich habe ihm etwas geschenkt.

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