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So weit die Wolken ziehen

So weit die Wolken ziehen

Titel: So weit die Wolken ziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Fährmann
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gekocht, das schmeckt. Ich habe noch in der Nacht etliche Kilo Erbsen eingeweicht. Nun stehen sie in den Häusern rund um den Bahnhof auf dem Feuer. Ich denke, dass wir heute gegen elf Uhr zu Mittag essen können. Was sagen Sie dazu?«
    »Frau Sonne, Sie tragen ihren Namen zu Recht. Unsere Vorräte sind aufgebraucht. Sie haben nicht einmal für ein Frühstück gelangt. Jetzt beginne ich schon zu hoffen, dass die Lastwagen noch später kommen.«
    »Wann wollten die Amis denn hier sein?«
    »Eigentlich stehen wir seit acht Uhr zur Abfahrt bereit. Sie können jeden Augenblick eintreffen.«
    »Also hoffen wir auf später«, sagte Frau Sonne. »sonst müssen wir ja tagelang Erbsensuppe essen.«
    Die Lehrerinnen und die Mädchen warteten mit wachsender Ungeduld auf die Laster. Dr. Scholten berichtete ihnen von der Erbsensuppe, die Frau Sonne für elf Uhr angekündigt hatte.
    Frau Wisnarek und die anderen Lehrerinnen steckten die Köpfe zusammen. Dann sagte Frau Wisnarek: »Wir Frauen gehen bis elf in den Ort. Wer weiß, wann der Offizier die Wagen schickt. Und ob er das wirklich macht, steht ja auch noch in den Sternen.«
    »Schon wieder zum Friseur?«, fragte Dr. Scholten ironisch.
    »Es muss ja nicht unbedingt der Friseur sein.«
    Um halb elf brummten zwei Laster heran. Dr. Scholten machte erst gar keinen Versuch, die Fahrer zum Warten auf die Lehrerinnen zu bewegen. »Was sage ich nur den Nachbarinnen? Was machen wir mit den vielen Portionen Erbsensuppe?«, jammerte Frau Sonne.
    »Feiern Sie ein Nachbarschaftsfest, gehen Sie an die Hecken und Zäune und laden jeden ein, der gerade vorbeikommt«, sagte Schwester Nora.
    Die Mädchen sangen zum Abschied und als Dankeschön den Kanon Ich armes welsches Teufli bin müde vom Marschieren … kletterten auf die Ladeflächen und winkten Frau Sonne zu. Schwester Nora und Dr. Scholten setzten sich zu den Fahrern und los ging es.
    Die Stimmung der Mädchen schwankte zwischen Schadenfreude und Sorge, wie die Lehrerinnen wohl ohne Auto nach Schloss Hartheim gelangen würden.
    »Denen wünsche ich, dass sie den ganzen Weg laufen müssen«, sagte Ruth.
    Die Fahrt dauerte nur eine halbe Stunde. Die kleine Schwester führte sie in den Schlafsaal.
    »Ich bin Schwester Angela«, sagte sie. »Wenn ihr in diesen Tagen Fragen habt, wendet euch an mich. Zunächst stapelt eure Rucksäcke und Taschen längs an der Wand. Ich bringe euch gleich in den Aufenthaltsraum. Für jede gibt es einen Teller Erbsensuppe und eine Scheibe selbst gebackenes Brot.«
    »Also doch Erbsensuppe«, flüsterte Ruth.
    »Ob das Brot in den Öfen gebacken worden ist, in denen auch die Toten …?« Anna verbot sich, solche Gedanken weiterzudenken.
    »Wir haben euch Decken und Bettwäsche bereitgelegt. Nach dem Essen könnt ihr eure Betten beziehen. Aber seid bitte leise. Unsere Kinder halten bis drei Uhr Mittagsruhe.«
    Lydia weigerte sich, mit zum Essen zu gehen. »Ich habe keinen Hunger«, sagte sie zu Anna. »Mein Fuß tut weh. Ich beziehe mein Bett und lege mich erst mal hin.«
    Anna legte ihren Handrücken auf Lydias Stirn. »Du hast Fieber. Ich werde Schwester Nora bitten, nach dir zu sehen.«
    Lydia begann zu weinen und warf sich auf ihr Bett.
    »Irgendetwas stimmt mit meiner Schwester nicht«, sagte Anna zu Schwester Nora. »Sie sollten sich Lydia ansehen. Am besten, Sie nehmen gleich Ihre Medizintasche mit.«
    Während alle anderen in den Tagesraum gingen, schaute Schwester Nora nach Lydia. Auch sie stellte schnell fest, dass das Mädchen fieberte.
    »Ich habe Schmerzen an beiden Füßen«, sagte Lydia.
    »Und du ziehst nicht einmal die klobigen Stiefel aus?«
    »Ich hab’s schon versucht, aber ich schaffe es nicht. Die Füße sind geschwollen.«
    Schwester Nora achtete nicht auf das Jammern des Mädchens und zog ihr die Stiefel von den Füßen. Sofort sah sie, dass es sich nicht nur um eine durchgescheuerte Blase handelte. Um die rechte Ferse hatte sich eine eitrige Blutkruste gelegt. Schwester Nora besorgte sich in der Küche eine Schüssel mit warmem Wasser und säuberte vorsichtig die Wunde. »Du hättest dich früher melden müssen. Jetzt haben wir den Salat. Du hast eine Blutvergiftung.«
    »Ist das schlimm?«
    »Das kann man nicht sagen. Wir können das jedenfalls nicht auf die leichte Schulter nehmen.« Sie fuhr mit dem Finger über einen deutlich sichtbaren roten Strich, der bis zur Kniekehle hinaufreichte. »Ich werde sehen, was ich tun kann. Auf jeden Fall mache ich dir jetzt dein Bett fertig. Du

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