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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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seine Tasche und zog für jeden eine Handvoll Zitronenbonbons heraus.
    Â»Und jetzt ins Bett mit euch. Es wird langsam spät. Wir müssen ohne eure Dienste auskommen.«
    Die Jungen trollten sich und ich lächelte meinen Patenonkel an.
    Â»Er heißt wirklich Tater Bug, Kartoffelkäfer«, erklärte M. de Cressac. »Zumindest habe ich nie gehört, dass ihn jemand anders genannt hätte.« Unvermittelt schlug er mit der Faust auf den Tisch, dass ich zusammenfuhr. »Wie nachlässig von mir! Ich habe dir noch gar nicht gedankt, dass du dich von dem Schwarz getrennt hast.«
    Ich nickte. »Aber Sir, Sie brauchen mir dafür nicht zu danken. Ich gebe zu, dass ich froh bin, wieder hübsche Kleider tragen zu dürfen. Schwarz steht mir überhaupt nicht.«
    Er lachte wieder, obwohl ich mir nicht bewusst war, etwas Lustiges gesagt zu haben.
    Â»Nun«, meinte er und tätschelte mir väterlich die Schulter, »könntest du mir noch einen Gefallen tun?«
    Wieder nickte ich und wartete.
    Â»Diese Sir-Geschichte – müssen wir auf Formalitäten bestehen? Können wir nicht gute Freunde sein? Ich nenne dich Sophia; magst du mich nicht bei meinem Vornamen nennen, Bernard, s’il vous plaît ? Ja, ich bin dein Patenonkel, aber ich komme mir vor wie ein uralter Mann, wenn du mich mit diesen großen, vertrauensvollen blauen Augen ansiehst und mich in diesem ach so ehrerbietigen Ton mit ›Monsieur‹ dies und ›Sir‹ das anredest. Du lässt mich wie mindestens achtzig erscheinen. Komme ich dir wie ein Achtzigjähriger vor?«
    Â»Aber nein, das wissen Sie doch! Wie absurd. Sie können doch nicht viel älter als – dreißig sein.« Im letzten Moment sagte ich statt vierzig dreißig, da ich keine Ahnung hatte, wie alt er tatsächlich war, und ich ihn nicht beleidigen wollte. Obwohl er sich in seinem Einladungsbrief selbst einen alten Mann genannt hatte. »Und Sie scheinen stark zu sein und sich bester Gesundheit zu erfreuen.«
    Â»Diplomatisch ausgedrückt«, meinte er mit einem schiefen Lächeln. »Meine Zipperlein machen mir selten längere Zeit zu schaffen. Und ich bin in der Tat stark, was ich dir vielleicht eines Tages beweisen werde.«
    Ich schaute zu ihm auf und stellte erleichtert fest, dass seine bernsteinfarbenen Augen blitzten.
    Â»Aber sag«, fuhr er fort, »wirst du mich Bernard nennen?«
    Â»Ich würde Ihnen den Gefallen gerne tun, Sir, aber wäre es denn angemessen, da Sie doch Vaterstelle bei mir einnehmen?«
    Â»Zum Teufel mit ›angemessen‹. Ich wünsche es und ich warne dich: Ich kann sehr hartnäckig sein und bekomme meist, was ich will.«
    Â»Dann hat man Sie sehr verwöhnt«, erwiderte ich streng – und fragte mich sofort, ob ich das hätte sagen dürfen. Ich hatte es scherzhaft gemeint, aber es gab Leute, die das nicht verstanden. Ich hatte doch keine Ahnung, wie man sich in der Welt benimmt. Ich sah mich als modernes Mädchen und bei uns zu Hause durfte ich lebhafter sein und meine Meinung freier äußern, als meine Mutter das in meinem Alter gedurft hatte. Dennoch hielt ich es für richtig, an den traditionellen gesellschaftlichen Regeln festzuhalten, solange ich nachvollziehen konnte, weshalb sie aufgestellt wurden. Auf der Welt war es eindeutig schöner, wenn die Leute im Umgang miteinander Respekt, Rücksicht und gute Sitten an den Tag legten. Zum Glück lächelte mein Patenonkel; er war also nicht beleidigt. Dann mutig weitergemacht. Ich hob den Kopf. »Und warum ›warnen‹ Sie mich? Sollte ich vor Ihren Wünschen auf der Hut sein?«
    Â»Hoffentlich nicht«, antwortete er leise.
    Ich schaute ihn an, um zu sehen, ob er immer noch lächelte. Nein, er lächelte nicht.
    Unvermittelt zuckte er mit den Schultern. »Außerdem bist du zu jung, um dich darum zu scheren, ›was sich gehört‹. Du solltest das Leben genießen. Es gibt diesen lateinischen Spruch von dem großen Dichter Horaz: Carpe diem, quam minimum credula postero . Übersetzt heißt er: Pflücke den Tag; vertraue der Zukunft so wenig wie möglich. Jeden Tag zu pflücken ist meine Philosophie.«
    Ich ging auf diese Art zu denken nicht ein, da sie mir recht verantwortungslos erschien. »Vielleicht könnte ich Sie mit Onkel Bernard ansprechen. Wäre das auch in Ordnung?«
    Â»â€ºOnkel‹? Nein. Ich will von dir

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