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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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hier. Ich habe an einem Artikel gearbeitet.« Er wies auf die Bücher und Papiere, die sich auf dem Tisch stapelten. »Der Redaktionsschluss sitzt mir im Nacken.«
    Babcocks Lächeln war so mitfühlend wie der Biss eines Haifischs. »Kann das irgendjemand bestätigen, Mr. Constantine – abgesehen von Ihrem Hund?«

18
    Das lose Ende des Polizei-Absperrbands erhob sich flatternd in die Luft, zum Leben erweckt von einem Windstoß, um gleich darauf wieder zu sinken und schlaff am Pflock herabzuhängen, als hätte die Anstrengung es erschöpft. Gemma und Juliet standen vor der Absperrung und ließen den Blick über das schweifen, was von Juliets Baustelle übrig war.
    Ein Meer von Schlamm erstreckte sich vor ihnen, die nasse Erde war übersät mit Spuren von schwerem Gerät und Stiefelsohlen. Ein trostloser Anblick – wie eine Mondlandschaft, nur wesentlich dreckiger. Gestalten in Blaumännern gingen in der Ruine des Viehstalls aus und ein, und in unregelmäßigen Abständen zerrissen Hammerschläge die kalte Luft wie Pistolenschüsse.
    Betroffen starrte Juliet auf das Chaos, doch dann schien die Wut sie zum Handeln anzustacheln. Sie schlüpfte unter dem Absperrband hindurch und stapfte durch den Matsch wie eine Walküre, die in die Schlacht zieht. Gemma, der es nur um ihre guten Londoner Schuhe leidtat, folgte ihr ein wenig zögerlicher.
    Sie fragte sich, worauf sie sich da wieder eingelassen hatte. Zwar hatte sie selbst Kincaid gedrängt, mit Chief Inspector Babcock zu fahren, doch sie war nicht auf das Gefühl der Frustration gefasst gewesen, das sie erfasst hatte, als sie die beiden davonfahren sah.
    Auf dem Rückweg zu Duncans Eltern hatte sie jedoch mit Erleichterung vernommen, dass Rosemary und Hugh die
Kinder in die Buchhandlung mitnehmen wollten. Juliet hatte ihr zugeflüstert, sie wolle ein paar Sachen aus ihrem Haus holen, da Caspar an diesem Morgen einen Termin außerhalb von Nantwich habe. Sie hatte nicht um Hilfe gebeten, doch es war nicht zu übersehen gewesen, wie nervös sie war, und als Gemma sich erboten hatte, sie zu begleiten, hatte sie das Angebot gleich angenommen.
    Zuvor jedoch hatte Juliet unbedingt noch bei ihrer Baustelle vorbeischauen wollen. Sie hoffte, dass die Polizei inzwischen mit ihrer Spurensicherung fertig wäre und sie mit ihrem Team wieder an die Arbeit gehen könnte. Doch es war nur allzu offensichtlich, dass es dazu in absehbarer Zeit nicht kommen würde.
    »He, Sie da!« Ein bulliger Mann, der über seinem Anzug eine Sicherheitsjacke mit der Aufschrift Polizei trug, hatte Juliet erspäht. Er brach sein Gespräch mit einem der Arbeiter ab und kam auf sie zugestürmt. »Was haben Sie hier eigentlich verloren? Können Sie nicht sehen, dass das Gelände abgesperrt ist?«
    »Was haben Sie hier eigentlich verloren?«, schrie Juliet zurück. »Das hier ist meine Baustelle. Was machen Sie mit meinem Gebäude?«
    Auch ohne die Jacke hätte man dem Mann den Polizisten auf zehn Meilen Entfernung angesehen – und auch, dass ihm dieser Auftrag zum Hals heraushing. Sein Gesicht verfärbte sich dunkelrot. »Hören Sie, Lady …«
    »Sie heißt nicht ›Lady‹«, fuhr Gemma mit eisiger Stimme dazwischen. »Sie heißt Mrs. Newcombe. Und ich bin Detective Inspector James von der Metropolitan Police.«
    »Aber klar doch, und ich bin Camilla Parker-Bowles«, gab er zurück. »Ich sag’s Ihnen nicht noch ein…« Mitten im Wort brach er ab und glotzte sie mit offenem Mund an, was ihn nicht eben attraktiver machte. Die hochrote Farbe wich aus
seinem Gesicht. Gemma hatte ihren Dienstausweis aus der Tasche gezogen und hielt ihn dem Mann vor die Nase.
    »Scheiße«, bemerkte er kurz und treffend, um gleich darauf noch entsetzter dreinzuschauen. »Verzeihung, Ma’am, ich wusste ja nicht …«
    »Wie war das noch mal mit der bürgernahen Polizeiarbeit?«, fragte Gemma mit beißendem Sarkasmus. »Dort, wo ich herkomme, bemühen wir uns in der Regel um ein gutes Verhältnis zur Zivilbevölkerung, aus deren Steuergeldern wir schließlich bezahlt werden – so schwierig es auch manchmal sein mag.«
    »Ich wusste nicht …«
    »Es interessiert mich nicht, ob Sie uns für zwei Pennerinnen oder sonst was gehalten haben.« Ein Blick in Juliets Richtung erinnerte Gemma daran, dass dieses kleine Scharmützel kaum geeignet war, ihre Begleiterin zu beruhigen, auch wenn sie selbst es noch so sehr genoss. Sie brachte ein Lächeln zustande. »Hören Sie, Sergeant – ist das korrekt?« Es war nur eine Vermutung,

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