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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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es nicht, was ihr Interesse geweckt hatte.
    Sie deutete nach Norden. »Wie weit ist es von hier bis Barbridge?« Auf der Fahrt hierher war es ihr nur wie ein Katzensprung vorgekommen, und sie nahm an, dass die Straße mehr oder weniger parallel zum Kanal verlief.
    »Ich weiß nicht genau«, sagte Juliet. »Eine Meile vielleicht, oder auch ein bisschen mehr.«
    Gemma runzelte die Stirn. »Gibt es zwischen hier und Barbridge irgendeine Möglichkeit, mit dem Auto an den Kanal heranzufahren?«
    »Nein. Da müsste man schon quer über die Felder fahren. Wieso?«
    »Es kommt mir einfach merkwürdig vor«, meinte Gemma achselzuckend. »Zwei Leichen auf einem so engen Raum und die zweite so kurz nach der Entdeckung der ersten.« Sie wandte sich zu Juliet um. »Gab es irgendeine Verbindung zwischen der Frau, die heute Morgen gefunden wurde, und deiner Baustelle?«
    »Nicht dass ich wüsste. Aber – willst du etwa andeuten, dass ihr Tod etwas mit der Babyleiche zu tun haben könnte, die ich gefunden habe?« Juliets Stimme war schrill vor Entsetzen.
    »Nein, nein, ich will gar nichts andeuten, ich denke nur laut nach. Kein Grund zur Beunruhigung.«
    Doch Juliet schüttelte nur den Kopf. »Das ist zu viel. Wenn noch irgendetwas diese Renovierung aufhält, weiß ich wirklich nicht mehr, was ich machen soll. Ich weiß, das klingt furchtbar egoistisch, und es ist wirklich nicht so, als ob mir diese arme Frau, die gestern Abend ermordet wurde, völlig egal wäre. Aber ich kann bald meine Leute nicht mehr bezahlen, und wenn ich die verliere, bin ich so gut wie erledigt.«
    Gemma erkannte die Zeichen der aufziehenden Panik und
sah ein, dass sie ihre Spekulationen vorläufig würde für sich behalten müssen. Sie legte den Arm um Juliets Schulter, drehte sie in die Richtung, in der sie ihren Wagen geparkt hatten, und sagte: »Das ist jetzt auch gar nicht wichtig. Jetzt müssen wir erst mal deine Sachen holen. Und dann sehen wir weiter.«
     
    Die Kabinentür schwang auf, bevor Althea anklopfen konnte, und Gabriel Wain zerrte sie grob über die Schwelle. Die Vorhänge im Salon waren ganz zugezogen, und eine einsame Lampe warf einen gelben Lichtkreis auf den Klapptisch. Der Raum war noch genauso kalt wie am Tag zuvor, und im Ofen brannte nur ein schwaches Feuer.
    Altheas Augen hatten sich noch nicht an das Dämmerlicht gewöhnt, als Gabriels raue Stimme an ihr Ohr drang: »Ist das wahr? Stimmt es, was die Leute sagen? Dass sie tot ist?« Seine Finger bohrten sich in ihren Oberarm.
    »Falls Sie Annie Constantine meinen – ja, sie ist tot.«
    Einen Augenblick lang glaubte sie, schreien zu müssen, so heftig war der Schmerz in ihrem Arm. Doch dann ließ er sie los und wandte sich ab, und es schien Althea, als schrumpfe er vor ihren Augen zusammen.
    Das Sauerstoffgerät fest an die Brust gedrückt, rieb sie sich mit der freien Hand den Arm. Jetzt konnte sie sehen, dass die Kinder auf der Bank am Klapptisch kauerten; mit großen Augen starrten sie verängstigt zu ihr herüber. Von Rowan war nichts zu sehen.
    Ohne sich zu ihm umzudrehen, forderte Gabriel seinen Sohn auf: »Joseph, geh an Deck und räum auf. Wir müssen lenzen und den Wassertank auffüllen. Und nimm deine Schwester mit.«
    Die Kinder erhoben sich gehorsam, und als sie sich an Althea vorbeischoben, musste sie dem unvermuteten Drang widerstehen, dem Jungen über das lockige Haar zu streichen. Sobald
die zwei zur Tür hinaus waren, drehte Gabriel Wain sich zu ihr um. Seine Miene war unergründlich.
    »Tut mir leid, dass Sie sich umsonst die Mühe gemacht haben«, sagte er. »Aber wir werden das da nicht mehr brauchen.« Er deutete auf das Sauerstoffgerät.
    Altheas Herz pochte heftig. »Ihre Frau … ist sie …?«
    »Mehr oder weniger unverändert. Sie wird schon wieder gesund.«
    Althea starrte ihn an. »Das wird sie eben nicht. Ich dachte, ich hätte Ihnen erklärt …« Da wurde ihr plötzlich klar, was er mit seiner Aufforderung an die Kinder gemeint hatte – und mit seiner Bemerkung über das Sauerstoffgerät. »Sie können doch nicht ernsthaft vorhaben weiterzufahren«, sagte sie entsetzt.
    »Es ist das Beste«, entgegnete er knapp. »Würden Sie jetzt bitte …«
    »Mr. Wain, Ihnen ist wohl nicht bewusst, wie … schwer es für Ihre Frau werden wird. Ich kann ihr helfen. Warum wollen Sie ihr das verwehren?«
    »Wir können keinen Ärger gebrauchen. Die Polizei …«
    »Warum sollte die Polizei mit Ihnen reden wollen? Was mit Mrs. Constantine passiert ist, war

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