Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
wenngleich eine wohlbegründete – schließlich hatte DCI Babcock dem Mann diesen nicht gerade ruhmreichen Job aufs Auge gedrückt, während er sich selbst unverzüglich in die Jagd nach dem Mörder der Frau am Kanal gestürzt hatte. Und dass der Mann sofort gekuscht hatte, als er Gemmas Dienstgrad erfahren hatte, machte es unwahrscheinlich, dass er selbst Inspector war.
    »Rasansky, Ma’am«, stieß er schmallippig hervor.
    »Sergeant Rasansky, was um alles in der Welt geht hier vor? Haben Sie etwas Neues gefunden?«
    »Nein, Ma’am. Der DCI hat einen Rückbautrupp angefordert. Reine Zeitverschwendung, wenn Sie mich fragen.«
    »Rückbau?« Juliet packte Gemmas Arm. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Genau das, wonach es klingt, fürchte ich«, antwortete
Gemma seufzend. »Es bedeutet, dass Chief Inspector Babcock denkt, wo eine Leiche war, könnten möglicherweise noch weitere sein. Es wäre nicht das erste Mal.«
    »Aber …« Juliet machte unwillkürlich einen Schritt auf das Gebäude zu, hielt aber inne, als sie Rasanskys bösen Blick bemerkte. »Aber diese Mörtelschicht über der alten Futterkrippe war doch ganz offensichtlich die einzige bauliche Veränderung …«
    »Trotzdem muss er auf Nummer sicher gehen.« Gemma dachte an die grausigen Funde im Garten und im Keller des Hauses von Fred und Rosemary West in Gloucestershire, eine Lehre, die in den Reihen der britischen Polizei niemand so schnell vergessen würde. Babcock hatte zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht genug Informationen, um einen mehrfachen Mord ausschließen zu können.
    »Aber das wird die Bauarbeiten um Monate verzögern! Am Ende ziehen die Bonners den Auftrag sogar ganz zurück.« Juliet schien den Tränen nahe. »Kann ich nicht wenigstens die Arbeiten überwachen, damit diese Leute so wenig Schaden wie möglich anrichten?«
    Ihre Verzweiflung schien Rasansky ein wenig zu erweichen. »Es tut mir leid, Mrs. Newcombe. Nur autorisiertes Personal, so lautet nun mal die Vorschrift. Aber es ist ein gutes Team, und ich bin sicher, dass man Ihnen alle eventuellen Schäden ersetzen wird.« Er schien allerdings ein wenig von seiner Selbstsicherheit zurückgewonnen zu haben, denn nun fixierte er Gemma mit strengem Blick. »Entschuldigen Sie die Frage, Ma’am, aber was hat eigentlich die Met mit diesem Fall zu tun?«
    »Wir beraten DCI Babcock«, antwortete sie forsch. »Da wir schon hier sind, würde ich mich gerne noch ein wenig auf dem Gelände umsehen, aber ich will Sie nicht länger aufhalten. Ich melde mich schon, falls ich noch Fragen haben sollte.« Sie
nickte ihm zu, während sie Juliets Arm packte und sie in Richtung Kanal herumdrehte.
    Juliet schien protestieren zu wollen, als Gemma sie auf die gewölbte Brücke zuführte. »Was sollen wir …«
    »Ich bin überhaupt nicht befugt, ihm gegenüber die Vorgesetzte herauszukehren oder auf dem Gelände herumzuschnüffeln, und es wäre mir ganz recht, wenn er das nicht rausbekäme«, flüsterte Gemma. »Aber ich würde mir gerne mal von hier aus den Kanal anschauen.«
    Sie staksten vorsichtig über tiefe Fahrspuren und Schmelzwasserpfützen hinweg, bis sie an der alten Steinbrücke angelangt waren. »Die führt ja nirgendwo hin«, bemerkte Gemma überrascht, als sie auf dem Scheitelpunkt der Brücke stehen blieben. Auf der anderen Seite erstreckte sich ein Schachbrettmuster von braunen und grünen Feldern, in der Ferne gesäumt von einer Baumreihe.
    »Doch.« Zum ersten Mal an diesem Morgen lächelte Juliet ein wenig. »Nämlich zum Leinpfad. Es gibt jede Menge solcher Brücken entlang des Kanalnetzes.«
    Gemma drehte sich langsam um, während der Wind mit eisigen Fingern an ihren Kleidern zerrte. Aus dem Dunst, der für den trüben Morgen in Barbridge gesorgt hatte, war eine dichte Wolkendecke geworden, und der Himmel schien wie eine riesige graue Schüssel auf der Landschaft zu lasten, gespiegelt in der glatten Wasseroberfläche des windgeschützten Kanals.
    Nördlich der Brücke lagen sechs Boote hintereinander am Ufer gegenüber dem Leinpfad. Ihr bunter Anstrich setzte auffällige Kontraste im trüben Licht des Tages.
    »Das sind feste Liegeplätze«, erklärte Juliet. »Sie werden von den Grundstückseigentümern vermietet.«
    Aus dieser Perspektive konnte Gemma erkennen, dass man vom Viehstall aus einen ungehinderten Blick auf die Boote, die
hübsche Steinbrücke und den Kanal beiderseits der Biegung hatte. Vielleicht war die Lage ja doch attraktiver, als sie geglaubt hatte, aber das war

Weitere Kostenlose Bücher