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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Herablassung, die er bei ihrem ersten Gespräch an den Tag gelegt hatte. Vielleicht lag es daran, dass Dutton nach Babcocks Bemerkung über das Gemälde zu dem Schluss gelangt war, der Mann verdiene es, als gesellschaftlich ebenbürtig behandelt zu werden – ein Gedanke, bei dem Babcock unwillkürlich mit den Zähnen knirschte. Oder aber irgendetwas hatte Dutton nervös gemacht. Babcocks Neugier wuchs zusehends.
    »Übrigens, ich bin gar nicht wegen der Smiths hier«, sagte er. Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee, fand, dass er ebenso gut schmeckte, wie er duftete, und setzte die zerbrechliche Tasse vorsichtig auf seinem Knie ab. »Ich muss wohl davon ausgehen, dass Sie von dem Mord, der sich gestern ereignet hat, noch gar nichts wissen?«

    »Mord?« Dutton starrte ihn verständnislos an.
    »Eine Frau namens Annie Lebow wurde am Kanalufer neben ihrem Boot tot aufgefunden, übrigens nicht sehr weit von Ihrem Haus.« Als Dutton immer noch nicht zu begreifen schien, fügte er hinzu: »Sie dürften sie wahrscheinlich als Annie Constantine gekannt haben. Sie war eine Ihrer Kundinnen.«
    »Was?« Duttons Augen weiteten sich, und Babcock hätte schwören können, dass es echtes Entsetzen war, das sich in dem plötzlichen Erschlaffen der Gesichtsmuskeln seines Gegenübers ausdrückte, ehe es eilig überspielt wurde. »Natürlich kenne ich Annie Constantine«, sagte Dutton gedehnt. »Keine Ahnung, wieso sie sich plötzlich Lebow genannt hat, wo doch sie und ihr Mann noch gar nicht geschieden sind.« Er schüttelte den Kopf, als könne er nicht recht begreifen, was er gerade gehört hatte. »Tot, sagen Sie?«
    »Können Sie mir sagen, wo Sie vorgestern Abend waren und was Sie gemacht haben, Mr. Dutton?«, fragte Babcock, der keine Lust hatte, sich weiter den ahnungslosen Gutsbesitzer vorspielen zu lassen, obwohl er sicher war, dass hinter diesen blauen Augen gerade blitzschnelle Berechnungen angestellt wurden.
    »Wo ich war? Wieso um alles in der Welt müssen Sie das unbedingt wissen?« Dutton klang empört, doch das Porzellan in seiner Hand klirrte verräterisch. Er beugte sich vor, um die Tasse auf der Kante seines Schreibtischs abzustellen, wobei ein wenig Kaffee in die Untertasse schwappte.
    »Routineermittlungen«, erwiderte Babcock leichthin – er wusste genau, dass er Dutton damit ärgern konnte. »Ich bin mir aber sicher, dass Sie uns dabei nach Kräften unterstützen werden.«
    »Selbstverständlich«, bestätigte Dutton im Brustton der Überzeugung. »Aber ich habe Annie Constantine seit mindestens
einem Jahr nicht mehr gesehen, deswegen verstehe ich nicht ganz …«
    »Waren Sie vorgestern Abend zu Hause, Mr. Dutton?«
    »Ich … nein, ich habe mich mit Freunden im Swan in Tarporley zum Essen getroffen. Gegen halb elf sind wir auseinandergegangen, und ich bin gleich heimgefahren. Der Nebel wurde zusehends dichter, und ich dachte mir, ich sollte besser zusehen, dass ich nach Hause komme, ehe die Sicht noch schlechter wird.« Jetzt steuerte Dutton schon von sich aus Informationen bei, ein klares Zeichen dafür, dass Babcock ihn auf dem falschen Fuß erwischt hatte. »Zumal, da ich ein oder zwei Glas Wein zu viel intus hatte«, fügte er hinzu und begleitete sein Geständnis mit einem leichten Zwinkern – Männer von Welt unter sich.
    Babcock erwiderte das Lächeln nicht. »Und kann irgendjemand bezeugen, dass Sie zu Hause angekommen und auch dort geblieben sind? Ihr Sohn vielleicht?«
    Duttons sorgfältig einstudierte Leutseligkeit verflog. Er wurde blass und erwiderte wütend: »Ich werde nicht zulassen, dass Sie meinen Sohn in die Mangel nehmen, Chief Inspector. Ich begreife nicht, wieso Sie es überhaupt für nötig halten …«
    »Das Opfer hatte über Ihre Firma beträchtliche Summen investiert, nicht wahr?«
    Dutton griff wieder nach seinem Kaffee, offensichtlich bemüht, etwas von seiner Selbstsicherheit zurückzugewinnen, doch Babcock stieg plötzlich ein Hauch von teurem Aftershave in die Nase, vermischt mit Schweiß. »Seit wann ist das ein Verbrechen«, sagte Dutton mit bemühter Lässigkeit, »und seit wann geht das irgendjemanden etwas an?«
    »Seit wir Informationen erhalten haben, die darauf hindeuten, dass Sie mehrere Ihrer Kunden betrogen haben könnten, Mr. Dutton. Wenn Sie Ms. Constantine bestohlen hätten und
sie dahintergekommen wäre, hätten Sie auf jeden Fall ein Motiv gehabt. An der Gelegenheit dürfte es ebenfalls nicht gefehlt haben, und das Mittel zur Tat war ohnehin zur

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