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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Hand.«
    Dutton lachte plötzlich schallend auf. »Das ist also Ihre Theorie, Chief Inspector? Und Ihre Quelle ist wohl Juliet Newcombe, habe ich recht?« Er schüttelte den Kopf, wie ein gütiger Onkel, der seine Enttäuschung zum Ausdruck bringt. »Ich hatte wirklich mehr von Ihnen erwartet. Jetzt hören Sie mir mal zu: Ich habe versucht, die Sache aus Rücksicht auf Caspar diskret zu handhaben, aber Sie müssen wissen, dass diese Frau ernsthaft gestört ist. Sie hat eine Art … krankhafte Fixierung auf meine Person entwickelt.« Er wandte sich ab, als sei ihm das Geständnis peinlich. »Als ich nicht auf ihre Avancen einging, sann sie offenbar auf Rache. Sie … bildete sich alles Mögliche ein. Deswegen habe ich ihr nahegelegt, die Firma zu verlassen und sich selbstständig zu machen. Ich habe ihr Kunden vermittelt. Ich habe versucht, meinen Partner so lange wie möglich damit zu verschonen, aber irgendwann musste ich ihm einfach sagen, was Sache war.«
    Es war raffiniert, es klang plausibel, es war überzeugend in einem widerstrebenden Ton vorgetragen – und Babcock glaubte kein Wort davon. Zum ersten Mal war er sich sicher, dass Juliet Newcombe die Wahrheit gesagt hatte und dass Dutton sich die Sache mit ihrer Vernarrtheit in ihn zurechtgelegt hatte, um sich abzusichern. Hatte ihr Mann ihm tatsächlich geglaubt?
    Aber wenn Juliet Newcombe über derart gefährliches Wissen verfügt hatte, wieso war dann nicht sie tot, sondern Annie Constantine? Etwa, weil Dutton sich nicht sicher gewesen war, wie viel Juliet wusste? Oder weil er sich denken konnte, dass sie aus Loyalität zu ihrem Ehemann schweigen würde?
    Wenn das der Fall war, wäre es dann möglich, dass Annie Constantine etwas von Juliet erfahren hatte, was ihren Verdacht
geweckt hatte? Gab es eine Verbindung zwischen den beiden Frauen, die Juliet bisher verschwiegen hatte? Und hatte das alles irgendetwas mit dem Kind zu tun, das in dem Viehstall eingemauert worden war, so nahe bei Piers Duttons Grundstück?
    Dutton beobachtete ihn, wie um seine Reaktion einzuschätzen, und so erwiderte Babcock mitfühlend: »Schwierige Situation für Sie. Aber Sie werden dennoch Verständnis dafür haben, dass wir die Transaktionen, die Sie in Ms. Constantines Auftrag vorgenommen haben, überprüfen müssen.«
    »Dafür habe ich nicht das geringste Verständnis.« Duttons Lächeln, das nie bis zu seinen Augen gereicht hatte, war nun ganz verschwunden, und sein Ton hätte einen brodelnden Geysir einfrieren können. »Sie haben kein Recht, die vertraulichen Unterlagen meiner Kunden einzusehen, Chief Inspector, und wenn Sie weiter darauf beharren, werde ich meinen Anwalt einschalten müssen.«
    Babcock trank seinen Kaffee bewusst langsam und genüsslich bis zum letzten Tropfen aus, um dann in die Jackentasche zu greifen und einen gefalteten Zettel hervorzuholen. »Dann können Sie ihm gleich das hier zeigen. Es ist ein Gerichtsbeschluss, der unser Betrugsdezernat autorisiert, Ihre Papiere zu durchsuchen. Die Kollegen dürften« – er sah auf seine Uhr – »jeden Moment hier sein. Wenn Sie nichts dagegen haben, warte ich einfach hier auf sie. Und in der Zwischenzeit«, fügte er hinzu, indem er ein Notizbuch aus der Tasche zog, »können Sie mir schon mal die Namen Ihrer Freunde nennen, mit denen Sie in Tarporley gegessen haben.«
     
    Gabriel Wain wartete schon auf Althea. Finster brütend stand er auf dem Parkplatz am Kanalufer gegenüber von seinem Boot, die Hände in den Manteltaschen vergraben. Er blickte von der Daphne zur Straße und wieder zurück. Obwohl er
wartete, bis sie am Ende der Parkbucht einen Platz für ihren Wagen gefunden hatte, verriet die Art, wie er von einem Fuß auf den anderen trat, seine mühsam unterdrückte Ungeduld. Ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie auf ihn zutrat. Hatte Rowans Zustand sich plötzlich verschlechtert?
    Doch ehe sie ihn fragen konnte, sprudelten die Worte aus ihm hervor, als habe er es nicht erwarten können, sie loszuwerden. »Die Polizei war da. Ich hab der Frau gesagt, was Sie mir geraten haben – dass diese Constantine mir in die Daphne reingefahren ist und den Bug zerkratzt hat. Wie’s scheint, haben sie es geschluckt.« Er rieb sich das Kinn, und sie sah, dass er sich schon länger nicht mehr rasiert hatte.
    »Na, dann ist ja alles …«
    »Nein, nein«, fiel er ihr ungehalten ins Wort. »Später ist dann noch mal eine Frau gekommen, als ich gerade Brennholz holen war. Polizei oder noch so’ne komische

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