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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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haben alles zerwühlt. Wir können froh sein, wenn wir da morgen früh mit dem Auto überhaupt rauskommen.« Er sprach mit einem breiten Manchester-Akzent – ob seine Frau auch von dort kam, konnte Babcock nicht beurteilen, da sie noch kein Wort gesprochen hatte, obgleich ihr Gatte sie bei der Begrüßung beiläufig vorgestellt hatte.
    »Chief Inspector, bitte«, korrigierte ihn Babcock sanft, verzichtete
aber darauf, sich für die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen. »Mr. Foster, mir wurde gesagt, dass Ihnen bis vor kurzem der alte Viehstall unten am Kanal gehörte.«
    »Das stimmt«, bestätigte Foster, wobei sein kahler Schädel im Deckenlicht glänzte. »Wir haben den Besitz vor fünf Jahren als Anlageobjekt gekauft, nicht wahr?« Falls er auf eine Bestätigung von seiner Frau gewartet hatte, sah er sich getäuscht, denn ihr Blick war wieder zu den spärlich bekleideten Mädels in Nikolauskostümen geschwenkt, die auf dem Bildschirm herumhopsten.
    »Verlieren können wir dabei nicht, haben wir uns gedacht, und das haben wir auch nicht – o nein.« Foster erlaubte sich ein zufriedenes Grinsen. »An dem Verkauf des Stalls und der umliegenden Weiden haben wir so viel verdient, wie wir für den ganzen Besitz bezahlt hatten, dieses Haus eingeschlossen. Das Haus war natürlich in einem katastrophalen Zustand, und die Vorbesitzer hatten ihren ganzen verschimmelten Krempel dringelassen. Mussten einen Trödler kommen lassen, um das Zeug rauszuschaffen. Inzwischen haben wir es anständig hergerichtet. Mit allem modernen Komfort.« Foster blickte sich mit dem Stolz eines Großgrundbesitzers um, der seine Ländereien inspiziert.
    Babcock merkte, dass er begonnen hatte, mit den Zähnen zu knirschen, und dass er unter seinem Mantel schwitzte. Er versuchte seine Kiefermuskeln ganz bewusst zu entspannen und machte den obersten Mantelknopf auf. »Mr. Foster, ist der Viehstall je benutzt worden, seit Sie den Besitz erworben haben?«
    »Was haben Sie denn nur immer mit dem Viehstall, Inspector?« Fosters leutselige Laune war nur von kurzer Dauer gewesen. »Haben diese Jugendlichen vielleicht irgendwas angestellt? Ich dulde es nicht, dass sie über mein Grundstück laufen – das habe ich ihnen oft genug gesagt -, und wenn sie sich
unbefugt auf der Baustelle rumgetrieben haben, dann haben die Bonners ein Recht, es zu erfahren.«
    »Es geht nicht um die Jugendlichen, Mr. Foster. Die Bauunternehmerin, Mrs. Newcombe, hat da unten etwas entdeckt. Irgendjemand hat ein Baby in die Wand des Viehstalls eingemörtelt.«
    In der geschockten Stille, die auf Babcocks Enthüllung folgte, hörte er ein leises Quieken, wie das Miauen eines gequälten Kätzchens. Es war ihm gelungen, Mrs. Fosters Aufmerksamkeit von der Mattscheibe loszureißen.
    »Was? Was haben Sie gesagt?« Foster schüttelte den Kopf, als ob er Wasser in den Ohren hätte.
    »Ein Baby«, flüsterte Mrs. Foster. »Er sagte, sie haben ein Baby gefunden. Wie schrecklich.«
    Babcock lockerte die Schraube um einen Millimeterbruchteil. »Es lag schon eine ganze Weile dort, Mrs. Foster. Jahre möglicherweise.« Wenn er so darüber nachdachte, war er sich nicht sicher, inwiefern die verflossene Zeit das Schicksal des Kindes weniger furchtbar machte, doch Mrs. Foster nickte, als hätte er etwas zutiefst Tröstliches gesagt. Keiner der Ehegatten schien einen Gedanken daran zu verschwenden, was Juliet Newcombe durchgestanden haben musste.
    »Also vor unserer Zeit.« Darin schien Foster eine gewisse persönliche Befriedigung zu finden.
    »Das werden wir erst dann sicher wissen, wenn die Experten die sterblichen Überreste des Kindes untersucht haben«, sagte Babcock aalglatt. Er würde sich hüten, den Fosters zu verraten, dass die Stellungnahme der Experten ihnen vielleicht gar keinen so klar definierten Zeitrahmen liefern würde, und er würde ihnen auch nicht anvertrauen, wie gehandicapt er durch das Fehlen dieser Information war. »Deswegen muss ich wissen, ob in der Zeit, seit Sie den Viehstall erworben haben, dort irgendetwas gemacht wurde.«

    »Ich selbst bin ja nie da unten«, sagte Foster. »Aber wir kriegen es mit, wenn jemand den Feldweg rauf- oder runtergeht. Und wir würden das Licht sehen, wenn da nachts irgendwelche verdächtigen Dinge vorgehen würden.«
    Babcock hatte selbst die Aussicht vom Vorgarten der Fosters aus genossen, und er war sich ganz sicher, dass die Biegung des Wegs es unmöglich machte, zu erkennen, ob im Viehstall Licht brannte oder nicht. »Sie sagen

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